Simon Beckett - Der Hof/ Stone Bruises

  • So, jetzt habe ich "Der Hof" auch beendet. Da ich vorher gelesen habe, dass es ganz anders ist als seine Hunter-Reihe, bin ich möglichst ohne Erwartungen an das Buch herangegangen.
    Im Großen und Ganzen fand ich es trotzdem viel zu lang mit viel zu wenig Wichtigem, das passiert. Sean baut gefühlte 30 Seiten eine Mauer, die für ihn nicht von Wert ist, da steige ich einfach aus.


    Leider bin ich mit dem Protagonisten Sean auch nach 400 Seiten nicht warm geworden. Er schien mir extrem antriebslos und auf unangenehme Art einfältig. Es gab mehrere Situationen, in denen er sich vorbereiten hätte können, es nicht getan hat und dann sehr überrascht war, als das passiert ist, das passieren musste.


    Abgesehen von der Länge, die der Roman aufwies (denn ein Thriller ist es wirklich nicht), war er meiner Meinung nach auch gespickt mit Logikfehlern oder glücklichen Zufällen, die so billig in einem Beckett einfach nicht sein sollten.
    Nur eine Auswahl:


    Auch inhaltlich war mir die Geschichte zu vorhersehbar und/ oder uninteressant. Was auf Arnauds Hof vorgegangen ist, habe ich bereits nach Seans Ankunft dort vermutet.


    Die Beziehung zwischen Sean und Chloe konnte mich leider ebenso absolut nicht fesseln.


    Die ganze Geschichte rund um Louis war mir viel zu konstruiert und, um es ehrlich zu sagen, auch egal.


    Wenn ich so das Fazit ziehe, muss ich leider sagen, dass mich der neue Beckett enttäuscht hat. Ich habe alle Romane/Krimis/Thriller von ihm gelesen und weiß daher: das kann er besser.
    Mich hat "Der Hof" eher an seine frühen Werke erinnert ("Obsession", "Flammenbrut"), die mich genauso wenig gefesselt haben.


    Warum man übrigens sowohl Aktuelles als auch Rückblenden in der Gegenwart schreibt, ist mir ein völliges Rätsel, ich fand es beim Lesen mühsam und auch inhaltlich nicht sinnvoll.


    Beim nächsten Mal hoffe ich daher auf eine David-Hunter-Fortsetzung oder zumindest etwas, das sich damit messen kann!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: vergebe ich für den flüssigen Schreibstil und die recht interessanten Figuren, Sean ausgenommen.

    "Ein Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut."

  • Das hat mir gefallen:


    Auch abseits der David-Hunter-Reihe gefällt mir die Art, wie Simon Beckett schreibt und den Leser an die Geschichte fesselt.


    Beim Lesen fühlte ich mich ein wenig an einen Horrorfilm erinnert, man weiss die ganze Zeit, es wird etwas passieren oder aufgedeckt, aber was?


    Die Beschreibungen waren sehr ausführlich, sodass ich mich nahezu selber auf dem Hof sehen konnte.


    Das hat mir nicht so gefallen:


    Das Ende erschien mir ein wenig übertrieben.


    Die Geschichte wurde aufgrund der ausschweifenden Beschreibungen doch ein wenig langatmig.


    Fazit: Nach einigen David-Hunter-Krimis habe ich auch diesen gelesen und mag die Art, wie Simon Beckett schreibt. Aufgrund der Auflösung und der ausschweifenden Erzählungen vergebe ich in diesem Fall3 von 5 Punkten.

  • Ich kann mich nur anschließen, wer hier einen "konventionellen" Thriller erwartet, der wird vermutlich mit Langeweile gestraft. Simon Beckett spielt eher mit der Unwissenheit der Leser und schafft durch seinen Sprachstil eine unglaublich dichte Atmosphäre, die mich zum Weiterlesen zwang. Jede Figur dieses Romans hat eine eigene Persönlichkeit und glänzen mit Tiefe.
    Den Stern Abzug gibts für eine Geschichte, in der man erst ganz am Ende erfährt, was eigentlich los ist,

    Ich bin einfach zu ungeduldig, um mich so lange auf die Folter spannen zu lassen. Das ist aber Geschmackssache und sollte dem Buch vergeben werden, da wahrscheinlich für andere dadurch erst die Spannung entsteht.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • "Der Hof" hat mir sehr gut gefallen. Ich habe in letzter Zeit festgestellt, dass mir langsame und ruhigere Krimis/Thriller, die mehr Wert auf Atmosphäre und eine gute Geschichte als auf Action legen, immer besser gefallen. In eine solche Sparte könnte man "Der Hof" einordnen. Mir gefiel der behäbige Aufbau. Es lief alles recht gemächlich ab, aber man wusste auch, dass weder beim Protagonisten noch bei seinen Gastgebern alles so ist wie es zunächst scheint. Nach und nach etwas mehr zu erfahren und zu raten, was denn hinter allem steckt, hat großen Spaß gemacht. Zu einer höheren Wertung war mir der Sprung ins kalte Wasser am Ende allerdings zu krass. Auf kaum fünf Seiten werden dem Leser plötzlich auf sehr knappe Art und Weise Dinge ins Gesicht geklatscht über die man vorher über 400 Seiten gerätselt hat. Diesen Kontrast fand ich zu krass. Ansonsten kann ich nicht meckern und gebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: mit Tendenz nach oben.

  • Handlung
    Sean ist auf der Flucht. Gehetzt und panisch versucht er, um jeden Preis in Bewegung zu bleiben. Als der Tank des Autos völlig leer ist, lässt er es stehen - allerdings nicht, ohne noch einen letzten Blick auf den mit Blut verschmierten Beifahrersitz zu werfen - und macht sich zu Fuß weiter auf den Weg. Wohin, weiß er nicht, aber immerhin ist es ihm gelungen, von England nach Frankreich zu kommen. Die Sprache spricht er glücklicherweise, auch wenn er diese Fähigkeit lieber nicht an der Polizei erproben will. So flüchtet er, als er einen Polizeiwagen herannahen sieht, auf ein Privatgrundstück in einen dichten Wald. Doch dort kommt er nicht weit, denn er tappt in eine versteckte Trittfalle, die sich felsenfest um seinen Fuß schließt. Nach einigen gescheiterten Befreiungsversuchen wird Sean ohnmächtig.
    Wieder erwacht, befindet er sich in der Scheune eines heruntergekommenen alten Bauernhofs, wohin ihn die Töchter des cholerischen Hausherren heimlich gebracht haben. Mathilde, die älteste Tochter, pflegt kompetent seinen entzündeten Fuß und versorgt ihn mit Essen. Die Isolation des Hofes kommt Sean gerade gelegen, auch wenn schnell klar wird, dass er in diesem Szenario nicht der einzige mit einem gut behüteten Geheimnis und Grund zum Verstecken ist.


    Meine Meinung
    Ich weiß einfach nicht genau, was ich von diesem Buch halten soll. Schon alleine die Genrezuordnung finde ich sehr schwierig, denn ein Thriller im klassischen Sinn ist es sicher nicht, auch wenn es um Verbrechen und Psychotricks geht. Und genauso wenig kann ich eindeutig sagen, ob es mir richtig gut gefallen hat oder ob ich es irgendwie schwierig fand. Allein dieser Zwiespalt weist vermutlich auf letzteres hin.


    Sean, der Protagonist, erzählt die Story als Ich-Erzähler und stellt deshalb auch die größte Identifikationsfigur dar. Dennoch hat er ein Geheimnis, das er selbst verdrängt und vor dem er ja auch auf der Flucht ist, sodass dem Leser dieses Geheminis nicht klar ist beziehungsweise nur langsam bewusst wird. Ein ganz guter erzählerischer Kniff, wie ich finde, dass der Leser mit Innensicht in eine Figur trotzdem nicht alles Innere sehen kann. Oder erst aufdecken muss. Bekanntlich entwickelt die eigene Fantasie ja auch immer die wildesten Geschichten und ich habe schon wer weiß welche Gemetzel und Hintergrundgeschehnisse erdacht, was eine ganz schöne Nebenbeschäftigung während des Lesens war.


    Doch da stellt sich einfach die Frage: ist es gut, wenn man sich von dem eigentlichen Geschriebenen gedanklich abwendet, um seinen eigenen Thriller zu imaginieren? Das kann ich final nicht beantworten, zeigt aber dennoch deutlich, dass die Geschichte an sich - zumindest für mich - nicht so wirklich fesselnd war. Sie plätschert halt einfach so vor sich hin: das Leben im Hof, die Konflikte mit dem herrischen Vater, der ebenfalls ein Geheimins zu haben scheint und sich am Rande der Illegalität bewegt, die seltsamen Dorfbewohner und die Renovierungsarbeiten am Bauernhaus, die Sean regelmäßig in einen tranceartigen Zustand versetzen. Das alles kann man zwar gut und flüssig lesen, meine gesamte Aufmerksamkeit hat es aber nicht in den Bann gezogen.


    Wer andere Bücher von Beckett kennt - zum Beispiel die David-Hunter-Reihe - erwartet hier vielleicht auch einfach das falsche. Nämlich einen nervenaufreibenden Thriller mit rasanter Handlung und einem Spannungshöhepunkt nach dem anderen. Das hat dieses Buch nicht zu bieten. Was es allerdings hat, ist eine dichte Atmosphäre, die trotz eines positiv idyllisch und naturnah konnotierten Handlungsort eine schwelende Bedrohung spürbar macht und einen sehr gut und schlüssig gemachten Showdown am Ende, der mich dann doch wieder mit dem gesamten Buch versöhnt hat.
    Insgesamt werden es gerade noch so :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: . Man kommt gut durch und wird unterhalten, aber ein großartiges Buch ist es für mich nicht.

    Wenn wir uns nicht gelegentlich verirren, dann haben wir uns nicht genug bewegt.
    Florian Illies

    :flower:
    Mein Blog

  • Es ist nun schon vier Wochen her, dass ich das Buch gelesen habe und seitdem überlege ich, wie ich meine Meinung zu dem Buch in Worte fassen soll. Weil ein Aspekt meiner "Unsicherheit" darin besteht, dass ich mich frage, ob ich das Buch besser gefunden hätte, wenn ich es nicht als E-Book gelesen hätte. Ich lese eher selten E-Books und finde das Lesen an sich anders, kann es aber nicht so genau benennen, worin dieses "Anders" denn besteht.


    Meine einleitenden Worte lassen es vermuten: ich fand das Buch nicht wirklich schlecht aber auch nicht so wirklich toll.
    Am Anfang war ich noch der Meinung, dass gar nicht der Autor selber das Buch geschrieben hätte. Im Vergleich zu seinen bisherigen Romanen kam mir der Schreibstil so schlecht bzw, disharmonisch vor. Dieser Eindruck hat sich aber nach einiger Zeit gegeben.
    Ja, der Roman hat neugierig auf den Fortgang der Geschichte gemacht, was nicht zuletzt an den Rückblenden nach London gelegen hat, aber so wirklich gepackt hat er mich nicht. Dazu war der Hergang der Geschichte doch zu vorhersehbar.


    Und das Ende der Geschichte kam für mich geradezu überfallartig. Als ob Herr Becket auf einmal keine Lust mehr hatte und fertig werden wollte.


    Nicht einzig die begeisterte Rezension von @Hirilvorgul und von @€nigma hat mich weiterlesen lassen - ich stimme doch öfter mit ihren Meinungen zu Büchern überein - aber sie war dann doch sehr hilfreich!


    Ich habe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: vergeben.

    Isenhart musste grinsen, ihre Blicke begegneten sich. "Du hast nur tausend Mal", wisperte er.
    Konrads müdes Schmunzeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. "Ich verrat dir was", flüsterte er zurück, "das ist Mumpitz."


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