Inhalt:
Der Dieb Royce und der Ex-Söldner Hadrian bilden zusammen Riyria – einen Diebesbund der außerhalb der Gildengesetze arbeitet. Damit sind sie keinen Beschränkungen unterworfen und können für die Leute arbeiten, die das nötige Geld haben sie zu bezahlen, können jedoch weder von der offiziellen Seite noch von den Diebesgilden Schutz erwarten. Trotzdem agieren sie seit Jahren erfolgreich und haben sich dementsprechend einen Ruf aufgebaut.
Gerade von einem erfolgreichen Diebstahl zurückgekehrt erwartet sie bereits ein neuer, gut bezahlter Auftrag. Der einfache Auftrag ist jedoch eine Falle um sie für den Mord am König verantwortlich zu machen. Im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartend und einen Fluchtweg suchend wird ihnen eine Möglichkeit angeboten um ihr Leben zu retten…
Meine Meinung:
Als ich die Leseprobe zu „Der Thron von Melengar“ auf Vorablesen gelesen hatte, hoffte ich, dass ich es bekommen würde, da die Probe eine spannende Geschichte um zwei sympathische Charaktere versprach. Nun habe ich das Buch tatsächlich erhalten und habe es innerhalb von zwei Tagen gelesen.
Die Idee hinter der Geschichte – Diebe die für eine Tat beschuldigt werden, die sie nicht begangen haben und nun versuchen müssen sich zu retten – ist bei weitem nicht neu. Dies heißt jedoch nicht, dass das Buch schlecht ist, schließlich gibt es beispielsweise sehr viele Bücher, die sich an der Arthus-Geschichte orientieren und bei weitem nicht alle davon sind schlecht. Letztendlich heißt es für die Geschichte jedoch, dass die Idee sehr gut umgesetzt sein muss um aus der Masse hervorzustechen.
Meiner Meinung nach ist die Umsetzung der Idee gelungen. Die Handlung wirkt einerseits glaubwürdig, da beim Lesen keine größeren Logikfehler innerhalb der Geschichte deutlich werden und andererseits sorgt der Ausmaß der Tat, für die Hadrian und Royce beschuldigt werden, dafür dass eine gewisse Anspannung entsteht – wenn bereits zu Beginn des ersten Teils der König getötet wird, was passiert dann im Verlauf dieses Buches und in den weiteren Büchern der Reihe? Bekommt die Handlung ein immer größeres Ausmaß (wie z.B. in der Mistborn-Trilogie von Brandon Sanderson oder in der Nightangel Trilogie von Brent Weeks) oder ist der erste Teil lediglich ein Ausreißer und in den weiteren Teilen sind es nur kleinere Aufträge, die die Welt nicht nachhaltig beeinflussen (wie z.B. die ersten Teile der Dresden Files von Jim Butcher in denen sich zwar die Charaktere weiterentwickeln, die Welt durch die Geschehnisse aber nicht nachhaltig verändert werden)? Ein weiterer Punkt, der für eine gelungene Handlung spricht, ist das es einige Wendungen gibt, die ich nicht vorhergesehen habe, die jedoch gut in die Geschichte eingearbeitet werden.
Die beiden Hauptcharaktere Royce und Hadrian sind gelungen dargestellt und wirken nicht wie Stereotypen. Vielmehr haben sie verschiedene Seiten, die beispielsweise im Umgang mit verschiedenen Nebenfiguren gut deutlich werden. Zwar erfüllen sie das Klischee, das sie aus ihrem Geschäft aussteigen wollen, jedoch scheint dies eher ein Running Gag zwischen den beiden zu sein, der zeigt, dass sie sich letztendlich an keinen anderen Beruf gewöhnen könnten. Auch hat es mir gut gefallen einmal Hauptcharaktere zu haben, die bereits erfahren sind und damit nicht erst alles lernen müssen. Ich habe zwar nichts gegen Bücher, in denen die Hauptfiguren erst aufwachsen müssen und dabei ihre Bestimmung kennenzulernen – im Gegenteil: Ich lese sehr gerne Bücher, die eine solche Wandlung enthält (solange sie gut/kreativ umgesetzt ist). Dennoch habe ich in letzter Zeit viele Bücher gelesen, in denen die Hauptfiguren eine solche Wandlung erleben, sodass es zur Abwechslung erfrischend war, einmal von Charakteren zu lesen, die schon fest im Leben stehen und damit eher Lehrer als Schüler sind. „Der Thron von Melengar“ enthält einige dieser Szenen, in denen dies besonders deutlich wird, z.B. die Szene mit den Räubern, die bereits in der Leseprobe zu sehen war. Einige der Nebencharaktere sind ebenfalls sehr vielseitig und verbergen etwas, so dass es sehr wahrscheinlich wirkt, dass diese ebenfalls in den nächsten Büchern wieder auftauchen werden und dort vielleicht eine größere Rolle erhalten werden. Dies erhoffe ich besonders bei Gwen und bei Archibald. Gwen’s Geschichte wird kurz erwähnt und klingt sehr interessant, so dass ich gerne mehr über sie erfahren möchte. Auch erinnert sie mich ein wenig an Momma K aus der Nightangel-Trilogie, die ich ebenfalls sehr interessant fand. Archibald Ballentyne hingegen ist einfach wunderbar widerlich und fies, so dass man ihn zwar nicht wirklich mögen kann, aber ich würde trotzdem sehr gerne mehr davon lesen, wie er versucht Royce und Hadrian das Leben schwer zu machen und dabei scheitert. Anderen Nebencharakteren fehlt es bislang jedoch an Tiefe, dies liegt jedoch vermutlich an der geringen Dicke des Buches. (Es besitzt gerade einmal 378 Seiten.)
Die verwendete Sprache passt zu den jeweiligen Charakteren und der jeweiligen Situation und verstärkt damit das Gefühl, das Michael J. Sullivan ein sehr guter Autor ist. Lediglich die Wortwahl Esrahaddons die sein Alter verdeutlichen soll ist meiner Meinung nach eher störend als das sie der Geschichte dient (z.B. „existieret“, „nit“, „wahrhaftiglich“). Ich weiß jedoch nicht, ob dies an der Übersetzung liegt oder ob das Original ebenfalls solche einfallslosen Wörter nutzt.
Alles in allem ist „Der Thron von Melengar“ ein gelungenes Fantasybuch, das Lust auf mehr Geschichten über Hadrian und Royce macht. Es wird jedoch nicht auf meine Bestenliste kommen. Ich vergebe
Falls ihr jedoch Bücher auch auf Englisch lest, lohnt es sich auf die Originale umzusteigen: Es sind bereits alle Bücher der Reihe erschienen, sie sind billiger und es gibt von Orbit eine Variante, die jeweils zwei Bücher in einem zusammenfasst. Ich selbst werde ebenfalls auf die Originale umsteigen um nicht ewig warten zu müssen bis alle 6 Teile der Riyria Revelations auf Deutsch erscheinen.