Ann Granger - Stadt, Land, Mord/Mud, Muck and Dead Things

  • Lucas Burton ist ein eingefleischter Stadtmensch. Nur ein lukratives Geschäft konnte es schaffen, ihn aufs Land zu locken. Und dann noch auf einen verlassenen Gutshof.
    Und tatsächlich hat er kein Glück. Er stolpert über die Leiche eines jungen Mädchens und ergreift mit seinem silberfarbenen Mercedes die Flucht. Aber Glück bringt ihm das auch nicht. Er wird gesehen, entgeht nur knapp einem Zusammenstoß mit einem anderen Auto und wird obendrein geblitzt. Kein toller Abgang.
    Der verlassene Hof gehört Eli Smith, ein exzentrischer Alter, der dort seit gut 30 Jahren nicht mehr lebt. Er nutzt das Anwesen als Schrotthalde. Das Wohnhaus hat er vor Ewigkeiten verrammelt. Als nämlich sein Bruder vor vielen Jahren die Eltern erschossen und sich dann selbst umgebracht hat. Sie waren Zwillinge.
    Über diesen Aspekt denkt auch Inspector Jessica Campbell nach, die die Ermittlungen in diesem Fall beginnt. Auch sie hat einen Zwillingsbruder; Simon. Er arbeitet als Arzt für eine medizinische Hilfsorganisation an verschiedenen Brennpunkten der Welt. Sie war über jede Nachricht von ihm froh, hatte sie doch Angst um ihn.


    Lucas Burton, der Mercedesfahrer, wird tatsächlich ausfindig gemacht. Jessica und ihr Kollege Phil Morton machen sich auf den Weg zu ihm. Doch Burton kann nicht der Mörder sein.


    Natürlich gibt es noch viel mehr Figuren, eine Reitfarm, einen sehr alten Pub, unglückliche Ehen. Leute, die sich verdächtig benehmen. Oder sind sie einfach nur sie selbst?


    Es macht mir richtig Spaß, diesen Krimi zu lesen. Er liest sich schnell weg. Die Figuren werden einem regelrecht irgendwie ans Herz gelegt. Wenn so viele Figuren mitspielen, habe ich oftmals bei anderen Büchern überlegen müssen: Wer war das noch gleich? Das Problem habe ich hier nicht. Trotz der doch relativ vielen Wechsel zwischen den Schauplätzen, weiß ich ruck zuck, bei wem ich bin. Das finde ich richtig gut.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)

  • Ein echter Landhauskrimi :sleep:


    Immerhin habe ich herausgefunden, wie die Engländerinnen es machen: Aus einer spannenden Krimigeschichte einen Landhauskrimi zu fabrizieren.
    Man erzähle viele Szenen zweimal (mindestens). Wenn also ein Ermittlungsfortschritt gelingt, muss der Kollege erfahren, wie, wer wann und wo man ihn macht. Das Ganze muss dann nochmals dem Chef berichtet werden.
    Und wenn jemand einen silbernen Mercedes fährt, sollte man den Leser bei jeder Erwähnung der Figur erinnern: Das ist der mit dem silbernen Mecedes.
    Man füttere den Leser mit Details, die ihn überraschen "Er sah jünger aus im Gesicht als die grauen Haare von hinten vermuten ließen ... Manche Männer ergrauten früh."(S. 109) Gut, dass man es endlich weiß.
    Man ordne jedem Substantiv ein zwei drei Adjektive zu, fülle die Sätze mit Adverbien und Attributen.
    Man lasse die Figuren nicht nur reden, sondern auch laut denken. Und zwei Seiten später dasselbe denken. Und dem Kollegen erzählen. Und dem Chef.


    Und wenn das Ganze dann so konstruiert ist, dass man als Leser spätestens nach zwei Dritteln ahnt, wer der Mörder ist, dann gibts zumindest einen Grund, bis zum Ende durchzuhalten: Man will wissen, ob man richtig liegt.


    Eine Empfehlung für Leute mit hohem Blutdruck.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ein echter Landhauskrimi :sleep:

    Eine Empfehlung für Leute mit hohem Blutdruck.

    :totlach: Dann lasse ich lieber die Finger davon: Ich habe nämlich einen zu niedrigen Blutdruck.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998