Eigenzitat aus amazon.de:
In einer Höhle der Sybille über einigen Reliquien der Vergangenheit findet ein junges Paar 1818 seltsame Blätter, die die Geschichte einer lang vergangenen Zeit erzählen – die aber noch in der Zukunft liegt.
Der Autor dieser Blätter ist der junge Lionel Verney, der hier gegen Ende des 21. Jahrhunderts die Geschichte seines Lebens erzählt – und die Geschichte des Endes der Menschheit. Doch zunächst geht es erst einmal eher um ihn.
In den späten Tagen der britischen Monarchie ist Lionels Vater, der durch seine Spielsucht immer wieder in Schwierigkeiten gekommen ist, ein unerwarteter Vertrauter des Monarchen und erst als dessen neue Frau ihrem Mann den Umgang mit dem verschwenderischen Freund verleidet, verarmt dieser ohne den Schutz seines Lehnsherrn rapide. So wächst Lionel in eher ärmlichen Umständen auf, lernt das Schäferhandwerk und gleichzeitig durch die Stimme seines Vaters den Hass auf die Angehörigen der königlichen Familie. Dies führt schließlich so weit, dass der junge Mann auf dem Gelände des mittlerweile durch einen Lordprotektor abgelösten Sohn des ehemaligen Monarchen wildert und dabei erwischt wird. Schnell finden die beiden zueinander, wie schon zuvor ihre Väter und die Mutter Adrians kann dies ebenso wenig verhindern, wie die zunehmende Gewogenheit zwischen Lionel und Adrian und seiner Schwester Idris. Adrian versucht sich mit einigen guten Plänen gegen Ende der 80er Jahre des 21. Jahrhunderts zum Lordprotektor wählen zu lassen, wobei er allerdings in Konkurrenz zu dem gemeinsamen Freund Raymond, vor dessen Expertise im Regieren er zurücksteht. Dieser soll die Republik festigen und verbessern, etwas, das ihm auch hervorragend gelingt. Doch ein Eheproblem mit Lionels Schwester Perdita wirft ihn aus der Bahn und er beschließt seiner Soldatenseele zu folgen und wird General in der griechischen Armee im Kampf gegen das – in diesem Buch im 21. Jahrhundert noch existente – Osmanische Reich.
Nach der Wiedereroberung Konstantinopels durch die Griechen unter Raymonds Führung – stark begünstigt durch einen Pestausbruch in der Stadt – beginnt sich die Seuche nach und nach von Konstantinopel aus auszubreiten. Aber auch auf dem nordamerikanischen Kontinent scheint sie sich weiter auszubreiten und erreicht schließlich erst Süd- und dann Mitteleuropa. In Großbritannien beginnt man den grimmigen Sensenmann unwiderruflich näherkommen zu fühlen. Trotzdem konzentrieren sich alle Kräfte dort zunächst um die weitere Etablierung der Republik und für einen kurzen Moment steht sogar Lionel selbst als möglicher Lordprotektor zur Wahl. Doch dann greift die Seuche mit Macht auf die Insel über und ein Kampf ums Überleben der Menschheit beginnt.
Dieses Buch erschien 1826 und ist zum Teil eine verschleierte Biographie Percy Shelleys und Lord Byrons, die zu schreiben Mary Shelley durch ihren Schwiegervater verboten worden war. Da die Muskete die mondernste Schußwaffe in dieser Zeit gewesen ist und Dampfschiffe und Lokomotiven gerade erst im Bewusstsein der Öffentlichkeit erschienen muss einem heutzutage die Darstellung der technischen Entwicklung genauso ungewöhnlich erschienen, wie ein am Ende des 21. Jahrhunderts noch existierendes Osmanisches Reich direkt neben einem Britischen Imperium.
Die Sprache ist sehr romantischen, während der Inhalt gerade das romantische Ideal, des elitären Menschen, der die Menschheit und damit die Welt selbst verbessert aus den Angeln hebt. Wie für Literatur im weiteren Byron-Kreis üblich sind Bezüge zur klassischen Mythologie, zur damaligen aktuellen Tagespolitik und ausgiebiges Philosophieren und Nachspüren von Gefühlen und ihren Zusammenhängen durchgängige Elemente dieses Buchs, was dem modernen Leserinnen und Lesern das Lesen vielleicht an einigen Stellen ein wenig lang machen dürfte. Aber als ein sehr früher Vertreter der späteren Weltuntergangsromane mit Bezug auf Pandemien – die ja gerade in den letzten Jahren mit den Zombieviren eine neue nach Verwesung stinkende Blüte erhalten haben – ist dieses Buch in seinen Beobachtungen – auch in Bezug auf die Komplexität der mit dem über sieben bis acht Jahre dauernden Aussterben der Menschen für die noch Überlebenden verbunden sind – richtungsweisend und übertrifft sicherlich viele der heutigen Betrachtungen zum Thema "Ende der Menschheit".