Daniel Daub - Apokalypse

  • Klappentext:
    Das globale Wirtschafts- und Finanzsystem ist kollabiert. Endzeit- und Verteilungskriege toben rund um den Globus und das Wetter nimmt immer extremere Formen an. Zeitgleich bemerkt der hellsichtig begabte Einsiedler Lukas eine weltweite Zunahme an aggressiven paranormalen Aktivitäten. In einem stillgelegten Militärlager im deutsch-französischen Grenzgebiet, welches bei der nahen Bevölkerung als Geisterstadt gilt, findet er eine erste Spur. Kann die Welt vor dem Untergang gerettet werden?

    Über den Autor (Quelle: http://www.aavaa-verlag.de):

    Daniel Daub wurde 1976 im Saarland geboren. Er absolvierte einen wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang an der Universität in Saarbücken. Danach verschlug es ihn nach kurzen Umwegen in den öffentlichen Dienst. Der Autor ist glücklich verheiratet und lebt mit seiner Frau, seinen zwei Kindern sowie zwei Katzen im Saarland.


    Handlung:
    Im Nachhinein kann man es wohl als Glück betrachten, dass sowohl Lukas als auch seine Ehefrau Tamara nach ihrem Studium keinen Job gefunden haben. Buchstäblich mit dem letzten Liter Benzin trafen sie zusammen mit ihrer kleinen Tochter Isabelle in einem kleinen, abgelegenen Dorf in der Nähe der französischen Grenze ein, wo sie einen Einsiedlerhof von einem verstorbenen Verwandten geerbt haben. Dort wollen sie als Selbstversorger leben und schnell stellt sich diese Entscheidung als Gewinn heraus, da sie sich in der Dorfgemeinschaft, wo man sich gegenseitig unterstützt und hilft, sehr wohlfühlen. Auch als die große Katastrophe nach und nach über unseren Planeten zieht, ist es besser, in einer abgelegenen, ja fast vergessenen Gegend zu wohnen, als in den überfüllten Großstädten. Es begann mit einem großen Crash an der Börse, der in Kürze Konzern- und Staatspleiten, sowie sehr hohe Arbeitslosigkeit nach sich zog. Als nächstes kamen der Hunger, brutale Aufstände, Gewalt und Kriege. Als ob es der Planet gemerkt hätte, gibt es zusätzlich noch Naturkatastrophen und man entging nur knapp einem Asteroideneinschlag. Doch auch im abgelegensten Gebiet sind die Menschen nicht ganz vor der drohenden Apokalypse gefeit. Lukas hat seit jeher das zweite Gesicht und in letzter Zeit sieht er wieder vermehrt "Die Grauen", bedrohlich aussehende Geistwesen, die sich an Unglücksfällen laben. Deren Auftreten hat noch nie etwas Gutes bedeutet. Auch in ein ehemaliges Militärlager in der Nähe, um das sich Spukgeschichten ranken, scheint wieder Bewegung gekommen zu sein. Als eine Familie von den Dorfbewohnern tot und zusätzlich noch grausam zugerichtet gefunden wird, macht sich Lukas auf zum Lager um nachzuforschen, was dort vor sich geht...

    Meine Meinung:

    Mit Independent-Verlagen und deren Autoren habe ich schon das ein oder andere Mal eine große Enttäuschung erlebt, aber auch schon manchmal einen richtigen Glücksgriff gehabt. "Apokalypse" reiht sich zum Glück in Letzteres ein. Das Buch kann man grob in drei Teile einteilen, und vor allem von den ersten beiden war ich regelrecht begeistert, so dass ich im Geiste schon die Höchstwertung gezuckt habe, was sich aber auf Grund der Schwächen und des unzufriedenstellenden Handlungsverlaufs im letzten Drittel wieder relativiert hat. Die Atmosphäre, die Daniel Daub zu Beginn geschaffen hat, war absolut gigantisch. Man erfährt wie es zu dem momentanen Zustand der Erde gekommen ist und alles wirkte beängstigend realistisch. Es fing mit dem Zusammenbruch der weltweiten Wirtschaft an, ging über Hungersnöte und Flüchtlingsströme bis hin zu Aufständen und am Ende marschierte sogar Russland in Westeuropa ein. Dann erfährt man natürlich auch noch vom Schicksal der Familie, deren drei Personen die Protagonisten in diesem Buch sind, und wie es sie letztendlich in den abgelegenen Einsiedlerhof verschlagen hat. Als Lukas von seinen Erscheinungen, die er schon sein ganzes Leben lang sieht, berichtet bekam ich eine zentimeterdicke Gänsehaut. Vor allem "die Grauen", die bei Unglücksfällen aller Art auftauchen, wurden sehr gruselig beschrieben und bei jedem erneuten Aufeinandertreffen bekam man beim Lesen einen kurzen Schreckmoment. Die ganze Atmosphäre im Dort und speziell im Einsiedlerhof war einfach nur düster und gruselig und trotzdem auf irgendeine Weise heimelig, z.B. als Lukas es sich nachts mit Buch und Kaffee in der vermeintlichen Sicherheit gemütlich macht während es draußen stürmt und der Hund nicht von der Fensterscheibe weichen will. Zusätzlich wird einiges über Mystik, Mythologie, Weissagungen usw. angeschnitten, was mich neugierig nach weiteren Informationen über z.B. den Seher Alois Irlmaier, den Mystiker Emanuel Swedenborg, das Schreibmedium Jakob Lorber oder auch über Details der keltischen Mythologie machte. Im ersten Teil bekommt man also am ehesten einen Überblick über die Lebenssituation von Lukas und seiner Familie sowie über den Zustand der Welt. Als die fürchterlich zugerichtete Familie gefunden wurde und Lukas Nachforschungen anstellt, beginnt für mich der zweite Teil, der dem ersten in nichts nachsteht. Dieser ist weitaus actionreicher und sehr spannend. Was genau sich in der eigentlich stillgelegten Anlage befindet, möchte ich nicht verraten, jedenfalls befindet sich die Familie schon bald auf der Flucht. Der dritte Teil geht dann allerdings ein eine völlig andere Richtung als "Apokalypse" begonnen hat. So ganz überraschend kam dies zwar nicht, allerdings ließen dann Spannung und Atmosphäre schon sehr stark nach, so dass es sogar die ein oder andere langweilige Stelle zu überwinden galt. Dies gipfelte dann leider auch in einem für mich völlig unbefriedigenden Ende. Der Schreibstil von Daniel Daub war insgesamt gesehen wirklich gut und flüssig, auch wenn es die ein oder andere holprige Stelle oder mal einen etwas seltsamen Zeitsprung gibt. Allerdings sollte sich der AAVAA-Verlag bemühen, dass sich in ihren Büchern nicht ganz so viele Rechtschreibfehler befinden.


    Fazit: "Apokalypse" war vor allem in den ersten beiden Dritteln ein Fest für Freunde von Endzeitszenarien, paranormalen Erscheinungen, düsterer Atmosphäre und Mystik. Wegen dem unbefriedigendem Endteil kann ich "nur" :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: vergeben.

  • Kapo: das ist ja wirklich schade, wenn ein richtig gutes Buch gegen Ende dann so abfällt :-? Denn vom Ausgangspunkt her hat die Geschichte doch richtig Potential, das ja auch anfangs richtig gut genutzt wurde, wie Du schreibst.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Kapo: das ist ja wirklich schade, wenn ein richtig gutes Buch gegen Ende dann so abfällt :-? Denn vom Ausgangspunkt her hat die Geschichte doch richtig Potential, das ja auch anfangs richtig gut genutzt wurde, wie Du schreibst.

    Ja, wenn es in der Richtung der ersten beiden Drittel geblieben wäre, hätte es sogar ein Jahreshighlight werden können. Wirklich schade. Trotzdem bin ich froh, dass ich es gelesen habe und 4 Sterne sind ja alles andere als schlecht. :wink: