Jean Paul: Des Luftschiffers Gianmozzos Seebuch; Hamburger Lesehefte Husum ohne Jahresangabe; 88 Seiten; ISBN: 3-87291-140-6
Seit Ikarus und Dädalus wissen wir, daß wir Menschen fliegen
können. Mit dem Luftschiffer mit dem italienisch klingenden Namen
Giannozzo haben die beiden Helden der griechischen Sage einen würdigen
Nachfolger gefunden. Er dürfte eine der ersten Figuren in der
deutschsprachigen Literatur sein, der es schafft, sich mittels eines
gewagten Luftschiffes in die Lüfte zu erheben und verschiedene Orte in
seinem Heimatlande zu besuchen. Wie Ikarus überlebt Giannozzo sein
mutiges Abenteuer aber nicht.
Die hier vorliegende Lektüre ist die Numme r141 der Hamburger
Lesehefte. Sie enthält nicht nur den Originaltext, sondern auch einen
Abschnitt mit Worterklärungen und ein Nachwort, in der ein paar
literaturgeschichtliche Angaben vorhanden sind und der Text literarisch
eingeordnet wird.
Doch Vorsicht - so muß man bei diesem Leseheft den neugierigen,
aber unbedarften Lesern zurufen. Es handelt sich hier nicht um ein
frühes Werk der Science-Fiction-Literatur. In der Form einer Satire wird
hier - jenseits des literarischen Geschmacks zur Zeit Jean Pauls - über
gesellschaftliche Zustände und die Werte im privaten, persönlichen
Leben schwadroniert.
Das Leseheft bietet zweierlei, wenn man sich nicht von dem
altertümlichen Deutsch abschrecken läßt. Der Leser lernt ein
literaturgeschichtlich interessantes Werk kennen. Und mit ein bißchen
gutem Willen bekommt er auch Stoff zum Nachdenken darüber, was wichtig
ist im Leben.