Christine Aziz – Die Macht des Wassers / Die Bibliothek von Olea (The Olive Readers)

  • 384 Seiten
    wurde 2007 bereits unter dem Titel Die Bibliothek von Olea veröffentlicht
    Originaltitel: The Olive Readers (2005)


    Inhalt (Buchrücken) :
    »Wie die Liebe zur Literatur die Welt rettet.« Bunte
    Die Mächtigen haben die Erde unter sich aufgeteilt. Alle Quellen überlieferten Wissens sind versiegt, Bücher bei Todesstrafe verboten. In diese Welt wächst di e junge Jephzat ganz allein in einem Dorf am Meer heran. Nur die alte Sengita und der Olivenpflücker Homer kümmern sich um das Mädchen. Sie erzählen Jephzat von Olea, Hort verbotenen Wissens und Treffpunkt eines rebellierenden Geheimbundes. Aber erst die Liebe zu Homer gibt Jephzat die Kraft, in die Welt der Bücher einzutauchen – eine Entscheidung, die sie fast das Leben kostet…


    Die Autorin (dem Buch entnommen) :
    Christine Aziz wurde 1953 in Yorkshire geboren. Die ausgebildete Homöopathin und freiberufliche Journalistin lebt mit ihrer Familie in Bournemouth, England. Mit ihrem Debüt Die Macht des Wassers wurde sie unter 46.000 Einsendungen von der Jury des britischen „Richard & Judy, How to Get Published“-Wettbewerbs zur Siegerin gekürt.


    Aufbau:
    Prolog (im Jahr 2295)
    Erstes Buch mit 12 Kapiteln
    Zweites Buch mit 13 Kapiteln
    Drittes Buch mit 14 Kapiteln
    Viertes Buch mit 7 Kapiteln
    Fünftes Buch mit 3 Kapiteln
    Danksagung der Autorin


    Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Jephzat erzählt, die den Leser „aus der Vergangenheit“ (uns) mit „Du“ anspricht.


    Meinung:
    Die Macht des Wassers zeichnet das Bild einer eher düsteren Zukunft. Die Länder der Erde sind an die Gesellschaften gefallen und alle Bewohner wurden ihrer Heimat beraubt – man hat sie nicht nur alle umgesiedelt, sondern auch alle Spuren ihrer Kulturen ausgelöscht, ihre Erinnerungsstücke vernichtet, Bücher verbrannt. Nun leben sie in Gebieten, die ganz spezielle Aufgaben erledigen. Die Protagonistin Jephzat beispielsweise lebt in Olea, einem Land, das für den Anbau von Oliven zuständig ist. Die reichste und mächtigste Nation ist das Wasserland – das Land, das im Besitz der Formel ist, mit der man Wasser herstellen kann. So sind alle anderen Länder von dieser Nation abhängig und auch die Gesellschaften sind machtlos.


    Die Zukunftsvision, die Aziz erschaffen hat, fand ich sehr interessant. Sie schildert, wie es so weit kommen konnte, und erklärt die Entwicklungen durchaus schlüssig anhand aktueller Probleme. Beispielsweise ist die Umweltverschmutzung ein Thema oder auch die globale Erwärmung. Die Geschichte, die sie sich ausgedacht hat, ergibt Sinn; es ist durchaus möglich, dass sich im schlimmsten Fall alles so entwickeln wird, wie sie es geschildert hat, was dem Buch einen gewissen Reiz gibt.
    Obwohl es in der Welt im Jahr 2295 viele technische Neuerungen, modernste Wissenschaften und allerlei Komfort gibt, ist es trotzdem keine Welt, in der ich leben wollte – und das arbeitet die Autorin sehr gut heraus. Für jeden Bücherliebhaber ist es natürlich verheerend zu lesen, dass der Besitz von Büchern mit der Todesstrafe verboten ist und dass so gut wie alle Bücher verbrannt worden sind, doch es ist nicht nur das; die strengen Regeln, die den Menschen auferlegt sind, die Überwachung und auch die Zustände der Gesellschaft sind erschreckend. Dadurch, dass Olea ein Olivenland ist, ist es sehr arm und stellenweise habe ich ganz vergessen, dass wir uns in der Zukunft befinden und dass es viel Technik gibt, weil alles so rückständig wirkte.
    Der Autorin gelingt es aber sehr gut, diesen Kontrast glaubhaft darzustellen.


    Zu Beginn hatte ich ein paar Probleme damit, der Geschichte zu folgen; dies liegt daran, dass die Protagonistin dauernd geschichtliches Wissen einstreut, das man auch benötigt, um die Situation, in der die Figuren sich befinden, verstehen zu können. Aber alles kommt nur sehr bruchstückhaft und ich musste manche Stellen auch zweimal lesen, um zu verstehen, wie genau die Föderation nun entstanden ist. Das ist für die eigentliche Handlung vielleicht nicht besonders wichtig, aber mich hat es sehr interessiert und ich fand es schade, dass die Autorin das ganze nicht klarer und eindeutiger dargestellt hat.


    Die Hauptpersonen sind alle sympathisch – beziehungsweise unsympathisch, aber da sie genau das auch sein sollen, kann man sagen, dass die Autorin sie so gut charakterisiert hat, dass der Leser meistens das für die Figuren empfindet, wie sie wohl sollen. Mich hat ein bisschen gestört, dass manche Figuren eindimensional wirkten; es lag daran, dass sie kaum vorkamen, und vermutlich auch an der Ich-Perspektive, die ja nur einen sehr begrenzten Blick bietet. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass für Jephzat wichtige Figuren ein wenig mehr Tiefe erhalten hätten.


    Die Geschichte selbst ist durchaus spannend und sehr interessant. Die Beschreibungen der geheimen Bibliothek haben mich natürlich am meisten fasziniert; die Stelle, an der Jephzat zum ersten Mal ein Buch aufschlägt, war sehr sprachgewaltig und beeindruckend. Generell fand ich die Idee, dass Lesen zur Rebellion führt, sehr interessant; es ist zwar nichts neues, dass man durch das Lesen auf neue Ideen und Ansätze kommt, aber in diesem Umfeld hat es sehr gut gepasst und es wurde meiner Meinung nach stimmig umgesetzt.
    Dabei ist es auch keineswegs so, dass alles glatt verläuft und Jephzat nur positives erlebt. Es werden Opfer gebracht, es gibt Leid. Das war alles realistisch und steigerte die Spannung, da man sich nicht sicher sein konnte, wie es für die einzelnen Figuren weiter gehen wird.


    Leider hat mir das Ende der Geschichte nicht wirklich gefallen. Zum einen schien alles so… einfach zu sein.

    Natürlich ist mir bewusst, dass es nicht so ist und nur so wirkt, weil Jephzat einfach nicht viel mitbekommen hat, aber ich hätte wirklich gerne mehr davon mitbekommen. Es hätte das Ende für mich ein bisschen realistischer gemacht.
    Hinzu kamen dann noch Entscheidungen, die getroffen wurden und mit denen die Autorin es sich für mich viel zu leicht gemacht hat – es wirkte auf mich fast so, als hätte sie keine originelle Idee gehabt und ist deshalb den leichtesten Weg gegangen.
    Das hat mich enttäuscht, denn bis zum letzten Teil des Buches war die Geschichte wirklich spannend, wendungsreich und durch das unbekannte Setting auch interessant – und hinzu kam noch die Schilderung der Liebe zu Büchern, die mir sehr gefallen hat.


    Trotz des für mich eher misslungenen Endes, das zu übertrieben ausgefallen ist, und den anfänglichen Problemen, was mein Verständnis des Entstehens dieser Welt betrifft, hat Die Macht des Wassers mir gut gefallen. Wenn man gerne liest, wird man sich in der Sehnsucht nach Büchern wiedererkennen, und auch, wenn man exotisch anmutende Settings mag, kommt man voll auf seine Kosten. Hinzu kommen noch überwiegend gut ausgearbeitete Charaktere und eine interessante Geschichte.
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    Carpe Diem.
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    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher