Favel Parrett - Jenseits der Untiefen/Past the Shallows

  • Inhalt:

    Buecher.de


    "Draußen, jenseits der Untiefen, jenseits der sandbödigen Buchten, kommt das dunkle Wasser - schwarz, kalt und tosend..."
    Die Brüder Joe, Miles und Harry wachsen an der tasmanischen Küste auf. Ihr Leben ist geprägt vom Meer: vom Muscheltauchen, von den Gezeiten, vom unendlichen Glücksgefühl beim Ritt durch die Wellen. Nur der kleine Harry fürchtet die See und sammelt lieber Meeresschätze am Strand. Fürchten müssen die Jungen auch den Vater, der - ähnlich dem Meer - wild und unberechenbar ist. Keiner durchschaut den verbitterten Mann, den ein dunkles Geheimnis umgibt. Miles sorgt liebevoll für seinen jüngeren Bruder und versucht ihm Geborgenheit zu geben. Aber am Ende reichen brüderliche Fürsorge und Strandschätze nicht aus...
    Eine unvergessliche Geschichte über das Meer, Geschwisterliebe und die Zerbrechlichkeit junger Menschen.




    Meine Meinung:


    Die drei Geschwister Joe, Miles und Harry wachsen an der tasmanischen Küste auf und ihr Leben ist vom Meer geprägt.
    Bis auf den kleinen Harry lieben die anderen das Meer.
    Neben dem Meer stellt aber der unberechenbare Vater die größte Gefahr für die drei dar und bald scheint die Lage zu eskalieren.
    Die erste Hälfte von Favel Parretts Buch „Jenseits der Untiefen“ ist mehr eine Einführung in die Geschichte als handlungsstarke Unterhaltung.
    Man lernt die Charaktere besser kennen, wenn auch vieles erst am Schluss klar wird.
    Joe, der älteste Bruder will Huonville verlassen, um dem aggressiven Vater zu entkommen, der nach dem Tod der Mutter unberechenbar scheint.
    Seine jüngeren Geschwister Miles und Harry bleiben zurück und das Unglück nimmt seinen Lauf.
    Parrett erzählt eine zunächst vor sich hinplätschernde Geschichte mit einem großen Sog, sodass diese Handlungsarmut nicht weiter stört. Dabei bedient sie sich einer klaren, präzisen Sprache, die die Schönheit der Landschaft und Schrecken der Handlung dem Leser authentisch vermittelt.
    Der Schluss ist sehr intensiv und es gab auch einige schonungslose Stellen, die mich sehr bewegt und mitgenommen haben.
    Am Ende gab es für mich leider ein paar ungeklärte Fragen, aber insgesamt ist „Jenseits der Untiefen“ ein ergreifendes Buch, das einen von Anfang an gefangen nimmt und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Es war auch dementsprechend schnell zu lesen.



    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • hasewue ~ Dieses Buch habe ich über deinen Blog gefunden und es muss dringend auf meine WL! Ich bin großer Australien- und Tasmanien-Fan, so dass mich die Landschaftsbeschreibungen sicher faszinieren. Außerdem finde ich es wohltuend, dass es sich nicht um eine Liebesgeschichten handelt und mal *nur* männliche Protagonisten zum Zug kommen - zumindest in der Rezi hört es sich so an. :thumleft:

  • hasewue ~ Dieses Buch habe ich über deinen Blog gefunden und es muss dringend auf meine WL! Ich bin großer Australien- und Tasmanien-Fan, so dass mich die Landschaftsbeschreibungen sicher faszinieren. Außerdem finde ich es wohltuend, dass es sich nicht um eine Liebesgeschichten handelt und mal *nur* männliche Protagonisten zum Zug kommen - zumindest in der Rezi hört es sich so an. :thumleft:

    Ja, dem ist auch so. Wenn Liebe vorhanden ist, dann Geschwisterliebe. :) Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Freude mit dem Buch, vielleicht kannst du dann ja meine Fragen beantworten. :wink:

  • Favel Parrett erzählt die Geschichte einer Familie, der die Mutter genommen wurde. Der Vater ist zutiefst verbittert und kann seinen Söhnen keine Geborgenheit bieten, nur Gewalt. Gut beschreibt sie, wie die Jungen eng zusammenrücken und versuchen, sich gegenseitig zu schützen. Der Roman beginnt sehr ruhig, erst in der zweiten Hälfte, wenn sich langsam einige in der Vergangenheit liegende Geschehnisse klären, nimmt das Tempo ein wenig zu. Zu Beginn ist der Roman etwas verwirrend, durchgängig ist er jedoch von großer Düsternis und Melancholie geprägt. Es gibt nur äußerst wenige freudige oder freundliche Momente, die Begegnungen Harrys mit dem kleinen Hund gehören zu den zählbaren positiven Momenten.


    Sprachlich hat mir „Jenseits der Untiefen“ sehr gut gefallen. Der poetisch angehauchte Stil der Autorin macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Im Zusammenspiel mit der geschilderten Brutalität des Vater und dem Toben des Meeres ergibt sich ein sehr reizvoller Widerspruch.


    Offenes Potential sehe ich allerdings noch in der dramaturgischen Gestaltung des Romans. Die Handlung konnte mich nicht vollständig überzeugen und auch auf der Gefühlsebene hat mich die Autorin nicht bedingungslos erreicht. Mir war die Handlung zu reduziert, das ging hauptsächlich zu Lasten der Charakterzeichnung der Personen, die nur wenig facettiert waren und somit etwas eindimensional wirkten.


    Trotz meiner angeführten Kritikpunkte bin ich schon wegen des beeindruckenden Sprachstils auf weitere Romane aus der Feder von Favel Parrett sehr gespannt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Autorin

    Favel Parrett, geboren 1974, wuchs in Tasmanien auf. Sie veröffentlichte mehrere Short Storys in Zeitschriften, bevor sie mit ihrem Roman »Jenseits der Untiefen« debütierte. Er wurde von der Presse begeistert aufgenommen und u.a. für die Shortlists des Miles Franklin Award und des Melbourne Award nominiert. Ihr Debüt wurde mit dem Newcomer of the Year, Australian Book Industry Award ausgezeichnet sowie mit dem Dobbie Award für Schriftstellerinnen. Die Autorin und leidenschaftliche Surferin lebt heute in Victoria, Australien.


    Inhalt

    An Bord der "Lady Ida" schlackert die Arbeitskleidung wie ein riesiger Sack um Miles Körper. Nach dem Tod von Onkel Nick muss nun ein anderer Mann das Boot während der Tauchgänge nach Abalone-Muscheln auf Kurs halten und den erschöpften Tauchern bei ihrer Rückkehr vom Tauchen wieder an Bord helfen. Seit der älteste Sohn Joe sich mit der Familie überworfen hat, schuftet Miles auf dem Boot wie ein Erwachsener, obwohl die Arbeit für den mittleren der drei Curren-Brüder deutlich zu schwer ist. Ob sein Sohn die Schule versäumt, ist dem alten Curren gleichgültig. Curren hat Schulden und müsste in der Fischfabrik arbeiten, falls er den Unterhalt seines Bootes nicht mehr finanzieren kann. Harry, der jüngste Bruder, wird notgedrungen geschont, da ihm an Bord eines Schiffes sofort schlecht wird. Joe hat im Streit um das Haus, das sein Großvater bewusst seinem ältesten Enkel vermacht hat, mit der Familie und dem gewalttätigen Vater gebrochen. Mit seinem eigenen Boot will Joe nur noch fort aus Tasmanien. Ihm ist bewusst, dass die Arbeit an Bord und die Sorgen um den sensiblen Harry nun allein auf Miles lasten werden. Miles würde gern Tischler wie der Großvater werden, doch welches Leben Miles sich erträumt, steht in der prekären Situation der mutterlosen Familie nicht zur Debatte. Würde der mittlere Sohn fortgehen wie Joe, müsste Harry mit dem jähzornigen Vater allein bleiben. Zutiefst deprimierend wird allmählich deutlich, dass kein Familienmitglied es dem alten Curren recht machen kann, auch Miles nicht, wenn er eines Tages seinem Vater körperlich gewachsen sein wird. Von den drei Brüdern erfährt allein Harry - außerhalb seiner Familie - geringe Zuwendung.


    Fazit

    Die Untiefen in den Beziehungen dieser mutterlosen Familie skizziert Favel Parrett in knappen Worten. Mit den bedrückenden Passagen ihres Romans versöhnen stimmungsvolle Naturbeschreibungen und der glaubwürdige Ton, der die Situation der beiden jüngeren Brüder beschreibt. Parrett zeigt das Meer von seinen gegensätzlichen Seiten; als tödliche Gefahr, der der Vater sich bei jedem Tauchgang aussetzt und als Quelle unbegrenzten Vergnügens, wenn Joe und Miles unbeschwert gemeinsam surfen. Harry wird derweil auf der Suche nach einem Hai-Ei den Strand entlang geschickt; denn sowie er sich auf ein Surfbrett schwingen würde, würde ihm sofort schlecht!


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