Jeannette Walls - Die andere Seite des Himmels/The Silver Star

  • Ihre beiden ersten Romane haben unzählige Leserinnen und Leser überall auf der Welt verzaubert. Nun legt die in Virginia lebende Jeannette Walls ihren dritten Roman vor, in dem sie ihre Leser zurückführt in das Kalifornien des Jahres 1970. Wieder spielt ein Geschwisterpaar die Hauptrolle.


    Es geht um die Geschichte der fünfzehnjährigen Liz und der zwölfjährigen Jean, die Bean genannt wird, und die auch als Ich-Erzählerin des Romans auftritt. Ihre Mutter Charlotte ist eine psychisch nicht sehr starke Künstlerin und Songwriterin, die zwar ihre Kinder liebt, sie aber oft allein lässt und sich allen möglichen Illusionen über sich selbst und ihre mögliche zukünftige Karriere hingibt. Später im Laufe der Handlung, als die beiden Kinder längst bei ihrem Onkel gelandet sind, wird man etwas klarer sehen und verstehen, wie und warum aus Charlotte die geworden ist, die sie ist.


    Die ganze Zeit, seit die beiden Kinder auf der Welt sind, hat sie sie jedenfalls bei den geringsten Widerständen und Problemen aus ihrer Welt herausgerissen, kurzerhand ihre wenigen Sachen gepackt und ist mit den beiden Mädchen weitergezogen. Bis zum nächsten Problem…


    Immer wieder fanden und finden sich die beiden Mädchen vor Situationen und Lebensphasen gestellt, in denen sie völlig alleine sind. Mit erstaunlicher Kraft und Phantasie gelingt es ihnen, dies vor ihrer Umwelt geheim zu halten und sie verteidigen ihre Mutter, die sie doch so sehr lieben. Doch dieses wenig kindgerechte Leben zwingt sie sehr früh erwachsen zu werden.


    Als Liz und Bean 1970 über fast fünf Wochen alleine auf sich gestellt sind, wird das Jugendamt auf sie aufmerksam und sie beschließen, mit ihrem letzten Geld eine Busfahrkarte zu kaufen und zum Elternhaus ihrer Mutter nach Virginia zu fahren zu ihrem Onkel Tinsley in Bayler. Dort fühlen sie sich nicht nur sofort herzlich willkommen, sondern durch die Gespräche mit dem Onkel begegnen sie der Vergangenheit ihrer Mutter und finden die ersten Wurzeln in ihrem bisher sich dauernd verändernden jungen Leben.


    Sie lernen ihre Verwandten von der Familie Wyatt kennen, arme Menschen, die notdürftig ihr Geld verdienen und den beiden Mädchen eine zweite familiäre Heimat werden neben ihrem sympathischen Onkel Tinsley, der sich immer mehr für die Kinder öffnet Und sie kommen ihrer Mutter näher, die nach langer Zeit auch in Bayler auftaucht, es dort aber nicht lange aushält, zu sehr erinnert sie dort alles an eine Zeit, die nicht gut für sie war.


    Es gelingt Jeanette Walls sehr gut, den Leser für Charlotte nach anfänglicher Entrüstung über die Vernachlässigung ihrer beiden Kindern auch so etwas wie Verständnis entwickeln zu lassen. Und sie baut in die Handlung ihres Romans viele zeitgeschichtliche Informationen und Rahmenhandlungen ein: Der Vietnamkrieg, den alltäglichen Rassismus der amerikanischen Gesellschaft und die Bewegung der Studenten und Hippies in den siebziger Jahren.


    Es ist die packende und berührende, aber immer unsentimentale Geschichte einer Kindheit, die schlussendlich in so etwas wie Versöhnung mündet.

  • Ich habe gestern nachmittag dieses Buch beendet, leider konnte ich nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: vergeben :cry: Einfach weil mich der Schreibstil der Autorin nicht gefesselt hat. Für mich liest sich der Roman nur, wie von aneinander hängen von Tatsachen bzw. Fakten. Es kommt einfach kein Südstaatenfeeling rüber.
    Die Geschichte um die beiden Mädchen Bean und Liz Hollady ist in seinem Grundgerüst sehr interessant und gerade dies hat mich dazu angetrieben weiter zu lesen. Gerade Bean macht eine sehr starke Wandlung von Kind, zu starker Persönlichkeit (leider für ihr Alter viel zu früh) durch.
    Es wird nebenbei auch das Thema Rassenkonflikt aufgegriffen, hier hatte ich mir am Anfang auch viel mehr davon versprochen. Leider plätscherte es im Roman eben nur so nebenher, so als es müsste mit rein da wir in den Südstaaten Amerikas unterwegs sind.
    Wenn Frau J. Walls nicht Bean ihre Geschichte erzählen lassen hätte, sondern einen Allwissendenerzähler und noch ein bisschen Südstaatenfeeling aufkommen lassen würde wäre ich sicher nicht ganz so enttäuscht gewesen.

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )