C.C. Bridges - Angel 1089

  • Achtung: Cyberpunk Gay Romance wäre das treffendere Präfix. :wink:
    Außerdem ist Angel 1089 der erste Band einer Reihe.


    Angel 1089
    224 S.


    Erwartet hatte ich eine Gay Romance Geschichte mit einigen Cyberpunk-Anleihen – und wurde positiv überrascht. Bekommen habe ich nämlich eine gut durchdachte, interessante Cyberpunk-Welt mit ein wenig Gay Romance und ein bisschen Male/Male-Action.


    Die Erde wurde vor 200 Jahren von einer Serie globaler Naturkatastrophen zerstört. Auf den Zusammenbruch der Natur folgte der wirtschaftliche Kollaps. Nur ein Unternehmen floriert: Heaven Corp. Für die gutbetuchten Bürger baut die mysteriöse Firma eine Stadt in den Wolken, treffend natürlich Heaven genannt. Wer nicht das nötige Kleingeld hat, muss auf der zerstörten Erde bleiben, im Dreck, und ums Überleben kämpfen.
    Diese Grundidee erinnert jetzt nicht nur von Ferne an Elysium. Beachtet man das Erscheinungsdatum von Angel 1089, könnte das Buch aber tatsächlich vorher dagewesen sein. Doch egal, was nun zuerst da war: Eine gute Idee bleibt eine gute Idee. Und die restliche Geschichte von Angel 1089 verläuft dann auch ganz anders. Heaven Corp setzt nämlich Schutzengel zur Verteidigung der himmlischen Stadt ein; keine übernatürlichen Wesen, stattdessen kybernetisch veränderte Menschen mit hervorragender Kampftaktik. Ihre Feinde sind die Dämonen, ebenfalls kybernetisch modifizierte Menschen, die als eine Art Mafia Heaven angreifen und ausplündern.


    Einer dieser Engel ist Gabriel. Im Kampf mit einem Dutzend Dämonen wird Gabriel schwer verletzt und verliert einen Flügel. Die Dämonen wollen sich den Engel zunutze machen und bringen ihn auf die Erde, zu Ex-Hacker und Technikexperten Jeff. Jeff ist den Dämonen viel schuldig: Diese bieten nicht nur den auf der Erde verbliebenen Menschen Schutz, sie haben auch seiner kleinen Tochter das Leben gerettet. Jeff gehorcht daher, als die Dämonen Gabriels Heiligenschein fordern, seine kommunikative Verbindung zu den anderen Engeln und der himmlischen Befehlshoheit. Er gehorcht ebenfalls, als er Gabriel „verwahren“ soll, bis die Dämonen weiteren Nutzen für ihn haben. In Heaven bleibt Gabriels Verschwinden derweil nicht unbemerkt. Jeff findet sich schnell in einer klassischen Catch 22-Situation: Folgt er dem Befehl der Dämonen und versteckt Gabriel, werden die himmlischen Kampftruppen angreifen und vielleicht seine Heimat zerstören. Gibt er Gabriel frei und erlaubt ihm die Rückkehr nach Heaven, setzt er das Leben seiner Tochter aufs Spiel. Dass er sich in Gabriel verliebt, erleichtert es Jeff nicht gerade, den gefallenen Engel anzulügen.


    Gabriel derweil erfährt durch den Verlust seines Heiligenscheins viel mehr als nur die Abwesenheit der anderen Engel und der himmlischen Anleitung: Eine Erinnerungsblockade beginnt zu bröckeln und er muss erfahren, wie er überhaupt zum Engel geworden ist.


    Meine Meinung
    Angel 1089 bietet vieles, was das Cyberpunk-Herz höherschlagen lässt: Düstere Ortschaften, scheinbar himmlische Städte, ein weltumspannendes Netzwerk und Nacken-Ports zum Einklinken, skurrile Typen, jede Menge kinky stuff und nicht zuletzt Technik, die begeistert: Kybernetische, metallene Flügel! :applause: Heiligenscheine als digitales Kommunikationsmedium mit dem Angel-Network! :applause: Kybernetische Körpermodifikationen aller erdenklichen Art! :applause: Natürlich ist vieles davon Cliché. Das ist mir bei Cyberpunk aber relativ egal, das Genre lebt zum Teil von solchen Klischees.
    Die Romanze zwischen Gabriel und Jeff ist unausweichlich, mir als Nicht-Romantiker teilweise etwas zu dick aufgetragen – aber sie stört neben den vielen anderen, tollen Details auch nicht wirklich. Wesentlich berührender allerdings fand ich die andere Liebesgeschichte zwischen den Nebenfiguren Hank und Ian: Beides Bewohner von Heaven, die freiwillig zur Erde ausgewandert sind, da sie ihre Liebe und ihre Leidenschaften in Heaven nicht leben können. Die himmlische Stadt ist nämlich, was die Vorstellungen über Moral und Beziehungen angeht, ausgesprochen konservativ (na, wer hätte das gedacht). Die Engel dienen nicht nur dem Schutz der Bevölkerung, sondern sind auch Sittenwächter. Die Dämonen derweil sind nicht nur Plünderer, sondern bieten den auf der Erde verbliebenen Menschen Sicherheit und eine Überlebensgrundlage. So schwarzweiß, wie es am Anfang erscheinen mag, ist die Welt von Angel 1089 also nicht.


    Fazit:
    C.C. Bridges hat es geschafft, ich möchte mehr über diese Zukunftsversion, über Heaven Corp und den Kampf zwischen Engeln und Dämonen erfahren. Der zweite Teil erscheint dann hoffentlich auch bald. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:
    Für die tolle Musik-Auswahl gibt es außerdem ein :love:

  • Obwohl diese ganze SiFi- und Cyberpunk-Sache eigentlich überhaupt gar nicht meinem Beuteschema entspricht, muss ich sagen, klingt das echt nicht schlecht. Allerdings denke ich, werde ich hoffen und warten, dass es vielleicht irgendwann eine deutsche Übersetzung geben wird. Zwar spreche ich Englisch und könnte es auch lesen und den größten Teil verstehen, aber das würde mir zu sehr in Arbeit ausarten. Und lesen soll ja ein Hobby sein.


    Deswegen behalte ich es einfach mal im Hinterkopf, vielleicht gibt es irgendwann ne Übersetzung...

    Unter dem Fell einer Katze

    lebt eine der freiesten Seelen der Welt.

    (Claudine Delville)