Christian Frascella - Sieben kleine Verdächtige / Sette piccoli sospetti

  • Nach seinem Debütroman „Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe“ für den der Italiener Christian Frascella 2012 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war, veröffentlicht die Frankfurter Verlagsanstalt nun seinen zweiten, in Italien schon im Jahr 2010 erschienenen Roman.


    Sieben Kinder sind es an der Zahl, allesamt sind sie etwa zwölf Jahre alt, als sie eines Tages beschließen, in ihrer Heimatstadt Rocella eine Bank auszurauben. Die Handlung des Romans, der trotz des jungen Alters seiner Protagonisten kein Kinder- oder Jugendbuch ist, spielt im Italien der achtziger Jahre. Frascella lässt wohl solch junge Menschen in seinem Buch handeln, ein Buch das von brutalen Szenen nicht frei ist, um zu zeigen, in welchem desaströsen Zustand Italien damals war. Kriminalität und Gewalt bestimmen den Alltag. Kinder sind die Leidtragenden.


    Jeder der einzelnen Jungen wird von Frascella in seinem familiären Hintergrund beschrieben. Eine Herkunft voller Gewalt und Betrug, Krankheit und Armut. Sie werden von den Erwachsenen, die eigentlich für sie Verantwortung tragen sollten, misshandelt und verhöhnt.


    Ihre jeweils älteren Brüder haben alle Hoffnung aufgegeben. Doch diese sieben haben noch etwas vor. Ihr Leben scheint noch offen, als sie beschließen, eine Bank auszurauben, und schneller als ihnen lieb ist, geraten sie zwischen die Fronten von Polizei, der Mafia und Pädophilen.


    Mit großer Sympathie für seine Protagonisten erzählt Frascella witzig und poetisch zugleich von einer Generation, der er sich durch sein eigenes Geburtsjahr 1973 sehr nahe fühlt. Spannend baut er eine Handlung auf, von der aber von vornherein klar ist, dass sie gut ausgeht.


    Von diesem Schriftsteller möchte man sei drittes Buch auf keinen Fall verpassen.

  • Autor: Christian Frascella
    Titel: Sieben kleine Verdächtige
    Seiten: 319
    ISBN: 978-3-627-00198-8
    Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
    Übersetzerin: Annette Kopetzki

    Autor:
    Christian Frascella wurde 1973 geboren und ist ein italienischer Schriftsteller. Bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte, arbeitete er ain verschiendenen jobs als Militäringenieur, Fabrikarbeiter und Telefonist. Sein Debütroman "Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe" erschien 2012 in Deutschland und wurde für den Jugendliteraturpreis nominiert, zuvor war er 2009 in Italien für den Premio Viareggio nominiert, Italiens bedeutensten Literaturpreis. Aktuell hat er sechs Romane veröffentlicht, von denen drei ins Deutsche übersetzt wurden.


    Inhalt:
    Sie waren alle etwa zwölf Jahre alt, als sie beschlosssen, die Bank von Roccella, ihrer kleinen Stadt auszurauben. (Klappentext)


    Rezension:
    Die Welt ist ein Dorf. Zumindest für Italien scheint diese Regelung zu gelten. Vor allem, wenn man Christian Frascella liest. Der schnürt sämtliche Klischees über sein Heimatland in eine Geschichte zusammen und lässt seine Protagonisten allesamt auf ihre Hosenböden fallen. Dazu kommt dann noch eine Prise Mafia und organisiertes Verbrechen, das Gegen- und Nebeneinander zwischen Arm und reich, Pädophilie und dem Zusammenhalt oder Auseinandertriften italienischer Familienclans. Das ist der Stoff für Abenteuer rund um den Stiefel im Mittelmeer, hier konzentriert auf absurde Weise in einer kleinen italienischen Dorfgemeinschaft.


    Dabei ist sie allerdings gut erzählt. Der Leser wird sofort von den sieben Hauptfiguren, die zwölfjährigen Billo, Cecconi, Corda, Gorilla, Raccani, Lonica und Fostelli eingenommen, die zunächst einmal mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. Da gibt es den todkranken Vater, ebenso wie die verarmte Gewerkschafter-Familie oder auch schlicht das Damoklesschwert der Versetzungsgefährdung in die nächste Klassenstufe. Aus all den Problemen heraus, kann nur ein Banküberfall und die daraus sich ergebenden Geldsummen für jeden helfen und so planen die vorwitzigen Kids einen kleinen ganz großen Überfall, wie ihn Süditalien lange nicht gesehen hat.


    Doch, zunächst muss dafür "Speckbacke" in sich verliebt gemacht werden. Die Tochter des Barbesitzers ist die Schlüsselfigur im Plan der glorreichen Sieben, deren Aktivitäten jedoch noch ganz andere Gestalten auf sich aufmerksam machen.Sämtliche Kriminelle scheinen plötzlich aus den Erdlöchern aufzutauchen, zu allem Überfluss auch noch der "Mexikaner", der vor Jahren die illiegalen Geschäfte des Ortes kontrollierte und dessen Ruf immer noch Angst und Schrecken verbreitet. Jeden der Jungs wird langsam klar, welches Pulverfass sie geöffnet haben. Plötzlich scheint der Plan ungeheuerliche Dimensionen und Folgen anzunehmen.


    Packend und spannend, sehr fließend liest sich diese Erzählung, deren einnehmende Protagonisten man sogleich lieb gewinnt. Man fühlt mit jedem Einzelnen der Kinder mit. Am Ende jedoch ist dies alles zu dick aufgetragen. Nicht nur, dass die Aneinanderreihung solch extremer Zufälle und persönlicher Katastrophen so scheint als hätte sich alles Unglück auf ein kleines unbedeutendes italienisches Dorf konzentriert, alleine dass manche Erzählstränge dann nicht in all ihrer Konsequenz weitergeführt werden. Irgendwie beschleicht das Gefühl, dass man an manchen Stellen dann doch noch mehr hätte erfahren wollen, detailliertere Beschreibungen noch ausführlicher. Bei so viel Pech haben die Kinder zum Ausgleich aber auch eine ungehörige Portion Glück, welches vielleicht für Junge Leser verhindert, dass die Geschichte allzu sehr ins Negative abdriftet, die Erzählung jedoch etwas unglaubwürdig werden lässt.


    Insgesamt aber ein amüsant geschriebenes und vor allem für Kinder und Jugendliche sicher lohnendes Werk, welches sich schnell lesen lässt. Für nordeuropäische Ohren werden die Namen anfangs etwas ungewohnt klingen und leicht durcheinander gebracht werden aber auch das legt sich mit zunehmender Seitenanzahl. Wer den Weg der sieben kleinen Verdächtigen verfolgt, braucht sich um die Zukunft Italiens keine Sorgen zu machen.