Jean Bagnol - Commissaire und die Erben des Marquis

  • Inhalt:


    Bücher.de


    Die halbalgerische Drogenfahnderin Zadira Matéo wird in ein beschauliches provenzalisches Winzerdorf abgeschoben. Verbittert begegnet sie jedem mit Misstrauen, nur einen herrenlosen schwarzen Kater schließt sie ins Herz. Als die Leiche einer jungen Frau auftaucht, wird der Streuner zu ihrem Partner, zu »Commissaire Mazan«. Denn er kann dorthin, wo Zadira keinen Zutritt hat, er hört, was niemand wissen darf, und sieht, was geheim bleiben soll.




    Meine Meinung:


    Mazan, ein kleines Städtchen in der Provence.
    Die halbalgerische Drogenfahnderin Zadira Matéo wird von Marseille in genau dieses Dorf strafversetzt und hat es nicht leicht.
    Als sie einem wilden schwarzen Kater begegnet, tauft sie ihn „Commissaire Mazan“ und ernennt ihn zu ihrem Partner.
    Und die beiden haben auch bald einiges zu tun. Ein Frauenmörder treibt sein Unwesen und er tötet auch sämtliche Katzen des Ortes.
    Jean Bagnol ist das Pseudonym des Schriftstellerpaares Nina George und Jens Kramer. Von Nina George habe ich bereits „Die Mondspielerin“ gelesen und war sehr begeistert, da vor allem der Schreibstil und die detailgetreuen Beschreibungen mich überzeugt haben.
    Das ist auch bei „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ so. Das Buch ist der Auftakt zu einer Krimireihe über den Kater Mazan und sein „Herrchen“ Zadira.
    Geschrieben ist das Buch wie auch „Die Mondspielerin“ sehr lebensnah und authentisch mit schönen Beschreibungen über die Provence und die dortigen Lebensgewohnheiten. Es besitzt diese spezielle Lebendigkeit, die das Lesen zu einem schönen Erlebnis werden lässt.
    Die Protagonisten sind auch sehr speziell und deswegen echt.
    Trotzdem war ich enttäuscht, was das Buch als Ganzes betrifft.
    Die Erzählperspektive des Katers fand ich etwas gewöhnungsbedürftig. Auch auf die Interaktion mit Zadira und den anderen Katzen bezogen. Ich bin selbst Katzenbesitzer, aber manche Aspekte fand ich etwas seltsam und nicht glaubhaft.
    Zudem plätschert die Geschichte nur gemächlich dahin und erst am Ende wird der „Krimi“ wirklich spannend. Die Auflösung war zwar überraschend, aber nicht wirklich neu.
    Ich bin deswegen sehr zwiegespalten was das Buch betrifft.
    Erzählstil und Beschreibungen waren gut, das Tempo für einen Krimi aber zu niedrig. Das Erzählen aus Sicht einer Katze ist dann wohl Geschmackssache, für mich war es das erste Buch in dieser Art.
    Ich weiß aktuell nicht, ob ich die Reihe weiterverfolgen möchte, aber allein wegen des tollen Frankreichfeelings werde ich wohl einen erneuten Versuch wagen.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ups, gibt ja nur eine Rezension zu diesem Buch.


    Nun gut, jetzt sind es zwei :geek::


    Die taffe Zadira Matéo, Drogenfahnderin mit Migrationshintergrund, wurde strafversetzt - von Marseille in ein kleines Städtchen in der Provence. Sie ist frustriert, lässt das jeden in ihrer Umgebung spüren und hat nicht die leiseste Absicht, in irgendeiner Form Wurzeln in Mazan zu schlagen.

    Der Mord an einer jungen Frau, die augenscheinlich für Sado-Maso-Spiele missbraucht wurde, lässt ihr keine Ruhe. Hartnäckig ermittelt sie in alle Richtungen, ungeachtet der Anweisungen vorgesetzter Institutionen, wie schon seinerzeit Marseille. Strafversetzt ist sie bereits, viel schlimmer kann es nicht mehr kommen :wink:.


    Annähernd zeitgleich mit Zadira trifft ein streunender Kater in dem Städtchen ein und wird dort in der Katzenwelt ähnlich feindselig aufgenommen. Mit seinen feinen Antennen spürt er sofort, dass etwas nicht stimmt in Mazan, eine ungute Atmosphäre von Angst und Tod wabert dort durch die malerischen Straßen.

    Während ihrer Bemühungen die Geheimnisse von Mazan zu entschlüsseln, laufen sich Zadira und der Kater immer wieder über den Weg. Widerwillig fühlen sich diese beiden verwandten Seelen und notorischen Einzelgänger zu einander hingezogen und im Laufe der Ermittlungen ergänzen sie sich perfekt.


    Zu Beginn war ich nicht sicher, ob ich diesen Genre-Mix von Sado-Maso, Grusel und Katzen als Ermittler auch wirklich mögen würde. Die herausragende Sprache und die so wunderbar eingefangene Atmosphäre der Provence und ihrer Bewohner haben mich jedoch von der ersten Zeile an hingerissen.

    Und schnell lösten sich all meine Vorbehalte in Luft auf. Die Ermittlungen von Zadira wurden zusehends vielschichtiger und spannender, die mir anfangs noch so eigenwillig erschienenen Komponenten perfekt und stimmig verknüpft. „Sado-Maso“ ist seit Shades of Grey en vogue. Mir hat es gut gefallen, wie das Thema hier von mehreren Seiten reflektiert wird.

    Irgendwie weiß man sehr früh, wer der Mörder ist – und erfährt es doch erst ganz am Schluss. Klingt kryptisch, aber so ist es :geek:.


    Beim Lesen habe ich mich öfter gefragt, ob Katzen uns Menschen wirklich in dieser Art und Weise wahrnehmen und durchschauen? Es hat mich amüsiert, wie Parallelen zwischen Katzen- und Menschenwelt gezogen werden, besonders hinsichtlich ihrer Befindlichkeiten und Beziehungen.

    Zadira mit ihrem Sinn für Ironie und Sarkasmus ist mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer geworden. Sie ist frech, cool, respektlos – und gleichzeitig mitfühlend, warmherzig und loyal – genau wie ihr „Commissaire Mazan“. Die subtilen verbalen Zweikämpfe zwischen den „Enarchen“ aus Frankreichs Kaderschmiede und der „Pied-noir“ - Polizistin waren große Klasse!


    Selten habe ich einen so vielschichtigen und außergewöhnlichen Krimi gelesen. Sprachlich herausragend und wunderbar ausgestaltete Figuren (sowohl Menschen als auch Tiere) machen diesen spannenden und schlüssig aufgebauten Krimi für mich zu einem besonderen Lesevergnügen. Wer es schafft, trotz der spannenden Handlung langsam und aufmerksam zu lesen, findet dazu noch eine Fülle von liebevollen Details und eine Menge kluger Gedanken.

  • Genre-Mix von Sado-Maso, Grusel und Katzen als Ermittler

    Oh je ...Du willst mich nicht abschrecken, oder?


    Danke für Deine durchdachte Rezension. Du bist sicher, dass es sich um dieselbe Autorin handelt?

    Sado-Maso glaube ich allerdings sofort, das klang in "Schönheit der Nacht" ansatzweise an. Sex scheint ein

    Thema bei ihr zu sein.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Mein Ding ist das eigentlich auch nicht und ich war, wie gesagt, ziemlich skeptisch. Aber es hat mir tatsächlich sehr gut gefallen. Und was noch bemerkenswerter ist, sogar meinem Vater, was mich erstaunt hat. Denn der mag so was noch viel weniger.


    Hier schreibt die Autorin ja nicht allein :wink:, Jean Bagnol.

    Den zweiten Teil (da geht es nicht um Sado-Maso, wenn ich mich recht erinnere) mochte ich auch und den dritten will ich unbedingt demnächst lesen.