Nach dem Welterfolg der Tolkienverfilmungen kam es ja zu einem regelrechten Boom an Veröffentlichungen rund um die vielfältigen Wesen und Völker, welche sich in der Regel den mehr als einfallslosen Titel teilten: Die Elfen, Die Zwerge, Die Drachen usw. usf.
Die Qualität dieser neuen Reihen stellte sich dabei, der Vielzahl an Rezensionen nach zu urteilen, als sehr unterschiedlich dar – mit Hennen's hervorragender Elfenreihe, oder den Heitz'schen Zwergen habe ich bislang auf jeden Fall schon viele, vergnügliche Lesestunden gehabt. Nun war ich natürlich besonders gespannt, wie die Mel Odom's Reihe über das Volk, welches mir neben den schon Angesprochenen besonders am Herzen liegt, gelungen ist. Gleich vorweg: enttäuscht wurde ich keineswegs.
Die Story ist dabei recht schnell zusammengefasst: Der Halbling Tocht Lampenzünder ist Bibliothekar in der Großen Bibliothek in Graudämmermoor, welche eine Art letzte, geheime Zuflucht der Zivilisation und der Vermächtnisse des Wissens in einer vom Krieg gebeutelten, zerrissenen Welt darstellt. Wie es um die Welt um seinen kleinen Mikrokosmos tatsächlich gestellt ist, kann Tocht, trotz der Lektüre zahlreicher Bücher, nur erahnen, doch er soll es bald mit eigenen Augen sehen, wenn er durch Zufall in ein großes Abenteuer verwickelt wird.
Mehr auf die tatsächliche Entwicklung der Geschichte einzugehen, wäre an dieser Stelle schon zuviel verraten, denn die Handlungsszenarien wechseln doch recht häufig – der gute Tocht kommt unfreiwillig ganz schön herum.
Dabei macht es sehr viel Spaß, die Geschichte zu verfolgen, was besonders an der hervorragenden Ausgestaltung des Hauptcharakters Tocht liegt. Geschickt lässt Odom uns an den Gedanken, Ängsten und Motivationen Tochts teilhaben – und man fühlt und leidet sehr gut mit dem Halbling mit. Darüber hinaus ist auch das Szenario der Welt, in der die Geschichte spielt, gut durchdacht und ausgestaltet – man erfährt davon vor allem in den Erläuterungen Tochts, wenn er wiedergibt, was er in dem einen oder anderen Buch aus der Großen Bibliothek gelesen hat.
Odom versteht es dabei sehr gut, eine möglichst eigene Welt zu schaffen, welche sich ausreichend von dem Vorbild Tolkiens abzugrenzen vermag – trotz der Vielzahl an Zwergen, Elfen, und anderen klassichen Figuren der modernen Fantasy.
Die Geschichte ist dabei keinesfalls besonders einfallsreich, aber stets spannend und in sich sehr stimmig; Odom's Sprache und Erzählweise sind flüssig und durchdacht, sodass ich dem Buch eine ausdrückliche Leseempfehlung geben kann.
Der englische Originaltitel lautet „Rover 01. The Rover“.