Margaret Atwood - Lady Orakel / Lady Oracle

  • Inhalt: Joan führt mehrere parallele Leben: eine Ehe mit einem Anarchisten, ein Verhältnis mit dem könglichen Stachelschwein, einem exzentrischen Aktionskünstler, sie ist gefeierte Autorin eines Buchs (Lady Orakel), schreibt aber unter Pseudonym Kitschromane des Typs Gothic Novel. Dann gibt es da noch ihren ehemaligen Geliebten, einen polnischen Grafen, und ihre Kindheit als sie noch dick war, ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter und schließlich den Erpesser, der droht ihre Doppelleben auffliegen zu lassen. Ihr einziger Ausweg: sie fingiert ihren eigenen Unfalltod und beginnt in Italien ein neues Leben, lebt dort aber in Angst ihr altes Leben könne sie einholen.


    Meinung: Ich habe das Buch vor Jahren schon mal gelesen und damals hat es mir gar nicht gefallen, wohl weil die Passagen in der Kindheit mich an "Katzenauge" erinnert haben. Diesmal habe ich das Buch wegen seines Witzes, seiner grotesken Personen und Situationen sehr genossen, aber auch die Mutter-Tochter-Beziehung ist interessant geschildert. Eingestreut in den Text sind Passagen aus den Kitschromanen, die sich zunehmend mit ihrem eigenen Leben vermischen.

  • Hallo Katia!
    Danke für die Vorstellung. Ich weiß zwar, dass ich das Buch bei mir im Haus habe, aber über die letzten Jahre ging es einfach unter! Der Klappentext hat mich bisher nicht genug animiert, es zu lesen.
    Ich bin gespannt, wie es mir gefallen wird. Bisher mochte ich alles von Margaret Atwood.


    Melde mich zum Thema zurück, wenn ich das Buch gelesen habe.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Danke, Katia.


    Ich wollte gerade mitteilen, dass ich mir das Buch demnächst zulegen werde, weil ich einige Bücher von Atwood besitze, die mir alle gut gefallen haben. Dann kam ich auf die Idee, in den SCHUB zu schauen, und siehe da: Es gehört bereits mir.


    Jetzt habe ich es aus dem SCHUB auf den SUB befördert und werde mich demnächst hier wieder melden.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hallo Fezzig,
    mein Klappentext war insofern albern, als er so tat als wäre der fingierte Tod die große Überraschung des Buchs, dabei steht das in der ersten Zeile :scratch: Aufgrund des Klappentextes konnte ich mich auch gar nicht mehr an das Buch erinnern, sonst hätte ich es keine zweites Mal gekauft #-o (nämlich die untenabgebildete Ausgabe..)


    Hallo Marie,
    also SUB, RUB und ZUB kenne ich inzwischen; SCHUB ist mit noch neu, SCHublade :-k


    Freue mich schon auf Eure Meinungen...


    Katia

  • @ Katia: SCHrank. Ein SUBchen, das in eine Schublade passt, wäre mir zu klein. :wink:


    Marie

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  • Wie versprochen habe ich das Buch gelesen und zwar mit Vergnügen.


    Am eindringlichsten finde ich die Kapitel über die Kindheit der Protagonistin, das fragwürdige Verhältnis zur Mutter und die Antwort der Tochter: Weil die Mutter sich ein hübsches, zierliches Mädchen gewünscht hat, frisst die Ich-Erzählerin, bis sie fett und schwammig ist und so auf eine selbstzerstörerische Art zur lebenden Revolution gegen das Ungeliebtsein wird. Sie nimmt als junge Erwachsene zwar ab, steckt aber Zeit ihres Lebens im Körper des fetten Mädchens. (Die Passagen der Diät sind die schwächsten im Buch und halten der Realität nicht stand.)
    Inwieweit sich die Autorin in dieser Frage dem gängigen Schönheitsideal unterordnet, kann ich nicht herausfinden; nachvollziehbar ist die Entwicklung des Mädchens jedoch gut. Die Frage des Essens hat Atwood in dem Roman "Die essbare Frau" bereits behandelt, allerdings dort von der andern Seite, der Nahrungsverweigerung her beleuchtet.


    Was ich an der Autorin besonders mag und was auch in diesem Roman zum Tragen kommt: Der ironische Ton und die sehr treffenden Charakterisierungen der Figuren, wobei gerade die Ambivalenz zwischen Denken und Handeln, zwischen Sein und Schein eine große Rolle spielt.


    @ Katia: danke für die Empfehlung. Ich schließe mich ihr an. :)


    Marie

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  • Hallo Marie,


    es freut mich, dass es Dir gefallen hat :cheers:
    Auf meinem SUB liegt "Wilderness Tips", das ich billig bei Jokers erstanden habe; das sind Kurzgeschichten, ich bin schon gespannt, wie die mir gefallen, und ob ich mit dem Englisch zurecht komme...


    Katia

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Joan Foster ist geboren worden, während ihr Vater im Krieg in Europa gewesen ist und ihr Heranwachsen wurde dadurch nicht wirklich erleichtert. Gegen die Ansprüche ihrer Mutter daran, wie ihre Tochter zu sein habe wehrt sie sich in der Regel mit Essen, was ihr eine Figur verleiht, die nicht nur ihre Mutter enttäuscht, sondern Joan auch zunächst zum Gespött der Gleichaltrigen und zu einem Objekt des Mitleids der Erwachsenen macht. Die einzige Person, die ihr tatsächlich zugesteht, sie selbst sein zu dürfen ist ihre Tante Lou Delacourt, die mit der jungen Joan immer mal wieder ins Kino geht und auch dann nicht irritiert reagiert, wenn diese sich die sechste Packung Popcorn einverleibt. Tatsächlich ist auch nach der Rückkehr ihres Vaters aus dem Krieg und dem Einnehmen der Rolle einer Kummerkastentante an ihrer Schule ihre Tante die einzige Person, bei der sie sich halbwegs nicht durch die Erwartungen von anderen gegängelt fühlt.


    Doch auch „gute“ Tanten leben nicht ähnlich und nach ihrem Unfalltod steht Joan ein stattlicher Geldbetrag ins Haus – wenn sie ausreichend abnehmen kann. Und diese Idee stellt für Joan eine ganze Menge in Frage und sie sieht ein, dass sich in ihrem Leben so Einiges ändern muss.


    In der Folge schafft es Joan immer wieder in die gleichen Muster zu verfallen, die sie dazu bringen, sich selbst immer wieder über die Erwartungen anderer zu definieren. Diese Musterwiederholung hat mich etwa auf Seite 260 so ermüdet, dass ich mir von einer Person, die das Buch kurz zuvor gelesen hat Auskunft über den Fortlauf der Geschichte erbeten habe – und das Buch dann abgebrochen.


    Ja, gerade in der Vergangenheit und auch in Kanada, wo der größte Teil des Romans spielt, haben wohl viele Frauen ihr Leben vorwiegend nach den Erwartungen der Menschen um sie herum ausgerichtet – und das gibt es natürlich auch heute noch. Und insofern ist diese Darstellung in diesem Roman überaus treffend. Aber gerade deswegen ist er auch im Endeffekt sehr selbstwiederholend und die Einschübe von etwas bösartigen Nackenbeißern, die Joan später unter Pseudonym zu schreiben beginnt, macht das in meinem Empfinden nicht unbedingt besser.


    Wie gesagt, für das, was es sein will ein überzeugender Roman – aber nicht einer, der mir beim Lesen Vergnügen bereitet. :-?

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Margaret Atwood "Lady Orakel"/Lady Oracle“ zu „Margaret Atwood - Lady Orakel / Lady Oracle“ geändert.