Mardi McConnochie - Wenn das Meer die Liebe trägt / The Voyagers

  • Inhalt:
    Vor fünf Jahren haben Marina und der Seemann Stead drei magische Tage und Nächte miteinander verbracht - dann musste Stead zurück hinaus aufs Meer. 1943 ist er endlich wieder in Sydney, doch Marina ist spurlos verschwunden. Was Stead nicht weiß: Er ist Vater geworden, und Marina ist ihm mit dem Baby hinterhergefahren - nach London, Schanghai und Singapur, immer auf der Flucht vor dem Krieg, immer auf der Suche nach ihm, und immer war er gerade weitergereist. All die Jahre haben die beiden sich verpasst, doch sie geben die Hoffnung nicht auf, dass das Meer sie wieder zusammenführen wird ...


    Meine Meinung:
    Es tobt der zweite Weltkrieg. Stead ist ein Matrose, der in Sydney drei Tage Landurlaub hat. Er trifft die Pianistin Marina - sie verbringen eine magische Zeit miteinander. Versprechen sich ein baldiges Wiedersehen.
    Doch der Krieg reisst sie auseinander.


    Marina geht wie geplant nach London, will dort ein Musik-Konservatorium besuchen. Stead reist durch alle Weltmeere. In der Zeit versuchen sie immer wieder Kontakt zueinander aufzunehmen - ohne Erfolg.


    Was als seichte Liebesgeschichte beginnt, zeigt doch mehr Facetten als ich anfangs angenommen habe. Zum einen erlebt man den zweiten Weltkrieg aus einer - zumindest mir - bisher fremden Perspektive: wie war der Krieg eigentlich in Asien? In Singapur, Shanghai? Diese Aspekte geben dem Buch unerwartet viel Tiefe und bilden einen sehr guten Rahmen für die Lovestory.


    Man erlebt zwei Protagonisten, für die drei Tage die ganze Welt waren. Die große Liebe - auf den ersten Blick gefunden. Bis Marina und Stead sich wiedersehen, dauert es ganze fünf Jahre. In dieser Zeit erlebt jeder sein eigenes Schicksal.
    Besonders viel Wert wird hierbei auf Marinas Leben gelegt. Sie reist durch die Welt, erlebt Leid, Abendteuer, Kriegselend und manchmal auch Freude. Man bekommt viel von ihrem Gefühlsleben mit. Ihr Erleben des Krieges wird anschaulich, man kann sich viele Dinge gut vorstellen.
    Meiner Meinung nach hat Stead zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Ist sein Leben auf dem Schiff wirklich so langweilig, dass die Autorin ihn nur hier und da hat auftreten lassen? Außer dem Untergang von befreundeten Schiffen und einem kleinen Einblick in Steads Leben erfährt man nicht wirklich viel. Dies ist ein herber Verlust für das Buch, das sonst doch sehr bemüht ist, den Krieg aus menschlicher Sicht darzustellen.
    Marina ist sehr gut dargestellt, man kann sich die junge Frau gut vorstellen. Über Stead erfährt man schlichtweg zu wenig, um wirklich ein Bild von seinem Charakter zu bekommen.
    Nebenfiguren gibt es kaum. Bea, Marinas Schwester und Harry, Marinas Boss. Und eventuell noch Slick, Steads besten Freund. Bis auf Harry haben die Nebenfiguren kaum Bedeutung in der Geschichte.


    Der Schreibstil ist überraschend mitreissend. Man möchte wissen, wie es weiter geht. Das Buch liest sich zu weiten Teilen von alleine. Man entwickelt aber auch eine gewisse Verbundenheit zu Marina und möchte natürlich erfahren, wie ihr Schicksal enden wird.


    Es ist eine Lovestory die in Wahrheit keine ist. Und doch wieder eine ist. Oder wie kann man eine Geschichte bewerten, in der sich die Liebenden praktisch nicht sehen?


    Insgesamt ist es ein nettes Buch, kein Highlight, kein Flop. Was der Mangel über Stead reinreisst, rettet die Erzählweise über den zweiten Weltkrieg.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von mir

  • Sie haben sich nur wenige Tage gekannt, einander aber nie vergessen - Marina, die begabte junge Pianistin, die von einer Karriere als Musikerin träumt, und der stille Seemann Stead. Zufällig sind sie sich in Sydney begegnet, als Stead Landurlaub hatte, und verbrachten ein paar verliebte Tage miteinander, bis Steads Schiff wieder ablegen musste.


    Aus dem geplanten Wiedersehen in London, wo Marina ein Musikstudium beginnen sollte, wurde nichts, und der Ausbruch des 2. Weltkriegs macht eine weitere Suche noch schwerer, als sie sowieso schon gewesen wäre. Zwar reisen schließlich beide um die Welt, doch Briefe kommen nicht an, vermeintliche Spuren verlaufen sich im Sand, und beide beginnen daran zu zweifeln, dass der jeweils andere noch Interesse hat oder überhaupt noch am Leben ist.


    Zugegeben, die Idee mit der alles verändernden Liebe auf den ersten Blick ist nicht gerade neu und vielleicht ein bisschen zu romantisch, aber die Situation der beiden Liebenden, deren völlig unterschiedliche Lebensentwürfe sie schon bald nach der ersten Begegnung wieder auseinanderreißen, hat Potential, vor allem in Anbetracht der Zeit, in der das Buch spielt.


    So war es auch spannend zu lesen, wie Marina und Stead einander suchen, immer wieder verpassen, bangen und hoffen und beider Leben Wendungen nehmen, die überhaupt nicht abzusehen waren, als Stead damals zurück auf sein Schiff gegangen ist und wie sie immer wieder enttäuscht werden und dennoch nicht gänzlich aufgeben.


    Leider konnte mich die Umsetzung nicht vollends überzeugen. Trotz vieler dramatischer Ereignisse fehlte das letzte Quäntchen "Irgendwas", das mich so richtig mit den beiden hätte mitfiebern lassen. Ich fand zwar beide hinreichend sympathisch, doch ich hatte den Eindruck, nie so ganz in die beiden hineinschauen zu können; es hat mich emotional einfach nicht so richtig gepackt. Ich bin kein Freund von triefendem Liebeskitsch, aber ein paar Gefühlsfunken mehr hätten ruhig überspringen können, dann wäre es eine tolle Geschichte über ein ungleiches und nicht gerade vom Glück verfolgtes Paar geworden.


    Über den grauenvollen deutschen Titel brauchen wir gar nicht zu reden. Das Original heißt schlicht, schön und passend "The Voyagers".