Michael Winterhoff - Persönlichkeiten statt Tyrannen

  • Oder: Wie junge Menschen in Leben und Beruf ankommen


    Klappentext:
    Wenn "Tyrannen" erwachsen werden...
    Wie man Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsensein helfen kann, trotz erzieherischer Defizite nachzureifen und im Berufsleben Fuß zu fassen, beschreiben Michael Winterhoff und die Psychologin und Personalleiterin Isabel Thielen in diesem konstruktiven Buch, das die Behebung der "kindlichen Tyrannei" konsequent weiterentwickelt. Ein Muss für alle, die mit problematischen heranwachsenden Jugendlichen zu tun haben!


    Zum Buch:
    Persönlichkeiten statt Tyrannen ist der Nachfolger von Winterhoffs Bestsellern Warum unsere Kinder Tyrannen werden und Tyrannen müssen nicht sein.
    Das Buch gliedert sich in nein größere Kapitel, die wiederum durch
    Unterüberschriften unterteilt sind. Das Taschenbuch hat knapp 220 Seiten. Erschienen ist es als 2011 als Taschenbuch bei Goldmann. Auch eine Hardcover-Ausgabe ist erhältlich.


    Zum Inhalt des Buchs:
    Seit einigen Jahren wird seitens der Unternehmen immer wieder beklagt, dass die Ausbildung der Schulabgänger unzureichend ist, dass sie vermehrt große Defizite bei den sozialen Kompetenzen aufweisen und es den Betrieben immer schwerer fällt ihre Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerbern zu besetzen.


    Mit diesem Buch führt Michael Winterhoff seine psychologische Analyse von Kindern und Jugendlichen aus seinen ersten beiden Büchern fort, und betrachtet die Auswirkungen von Beziehungsstörungen auf Jugendliche und junge Erwachsene zu Beginn ihres Berufslebens. Er betont auch hier wieder, dass es sich bei seinem Buch nicht um ein Lösungsbuch oder einen Ratgeber handelt, der den Leser mit Checklisten (u. ä.) versorgt, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Er möchte vielmehr die psychologischen Ursachen von "ausbildungsunfähigen" Jugendlichen beleuchten. Es geht dem Autor dabei zunächst nicht um die Behandlung der Symptome, sondern erstmal um eine Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung, damit die Probleme im Erwachsenenalter gar nicht erst auftreten. Trotzdem sieht Winterhoff Chancen, dass entwicklungspsychologischen Defiziten noch gegengesteuert werden kann, wenn man nur so früh wie möglich damit anfängt:


    Zitat

    Entscheidend sind frühzeitige Überlegungen, wie das Problem der sinkenden Ausbildungsfähigkeit junger Menschen durch Nachreifungsprozesse entgegengetreten werden kann; so frühzeitig, dass Maßnahmen zu einem Zeitpunkt ergriffen werden können, zu dem Nachreifung noch möglich ist.
    (Michael Winterhoff/Isabel Thielen: Persönlichkeiten statt Tyrannen. S. 19)

    Winerhoff beschreibt, wie Jugendliche/junge Erwachsene die Berufswelt sehen und warum es immer wieder zu großen Problemen in den Ausbildungsbetrieben kommt. Nicht weil es den jungen Menschen an einer schlechten Erziehung fehlt (viele Problemfälle kommen auch einem guten Elternhaus), sondern weil es oft einfach an der notwendigen geistigen Reife mangelt, es entwicklungspsychologische Defizite gibt.
    Er gibt zudem HInweise, wie diesen Defiziten mit Hilfe von Eltern, Ausbildern im Betrieb und der Berufsschule gegengesteuert werden könnte, ohne dabei wiederum allumfassende Lösung bereitszustellen. Dazu sind die Menschen und ihr Umfeld zu verschieden.
    Abschliesend geht Winterhoff im Anhang nochmals kurz und zusammenfassend auf die Beziehungsstörungen ein (Partnerschaftlichkeit, Projektion und Sympiose) und schafft damit Wissensgrundlagen für alle Leser, die seine ersten beiden Bücher (noch) nicht gelesen haben.


    Das Buch ist einer klar verständlichen Sprache abgefasst. Man mag das bisweilen kritisieren, jedoch handelt es sich hierbei nicht um ein Fachbuch für Psychologen, sondern um ein Buch, dass Entscheidern in der Berufswelt (Ausbildungsleitern, Lehrern, Personalchefs,...) verständlich die entwicklungspsychologischen Hintergründe für unreifes Verhalten von Mitarbeitern darlegen soll.


    Zitat

    Die Ausführungen in diesem Buch sollen in diesem Sinne auch Mut machen. Mut, Kinder als Kinder zu sehen. Mut, auffälligen Schülern ein echtes Gegenüber zu sein. Und Mut, schwierige Auszubildende nicht aufzugeben, sondern die Hintergründe für ihr Verhalten zu sehen und ihnen eine Chance zum Nachreifen zu geben. Wenn wir diesen Mut aufbringen und auch Menschen in unserer Umgebung dazu animieren, können wir dafür sorgen, dass zukünftige Generationen den vielfältigen Anforderungen der modernen Informationsgesellschaft besser standhalten bzw. die Vorteile, die sie bietet, nutzen können.
    (Michael Winterhoff/Isabel Thielen: Persönlichkeiten statt Tyrannen. S. 204)


    Meine Meinung zum Buch:
    Das Buch entwickelt Winterhoffs Ansätze aus den vorherigen beiden Büchern weiter. Recht interessant ist es, denke ich, für Ausbilder und Lehrer, die tagtäglich mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben und die mehr über die entwicklungspsychologischen Hinergründe von unangemessenem Verhalten im beruflichen Umfeld erfahren möchten. Auch wenn man die ersten beiden Bücher nicht gelesen hat, fällt es einem sehr leicht die Ausführungen nachzuvollziehen, da sie klar und verständlich sind. Interessant fand ich auch die Beispiele aus der beruflichen Praxis (Verhalten von Azubis gegenüber Kunden, Bewerbungsgespräche,...), die allesamt real stattfanden. Insgesamt ein durchaus lesenswertes Buch. :)


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