Simon Lelic - das Kind, das tötet
Inhalt:Leo Curtice scheint das große Los gezogen zu haben. Der bisher wenig erfolgreiche Anwalt wird Pflichtverteidiger in einem spektakulären Fall: Ein erst zwölfjähriger Junge hat auf brutale Weise eine Elfjährige ermordet. Wider Erwarten packt Leo der Ehrgeiz, dem Jungen wirklich helfen zu wollen. Doch er rechnet nicht mit der Hexenjagd, die nun beginnt. Und dann kommt es zur Katastrophe, die sein Leben auf immer verändern wird. Simon Lelics aufwühlendes Meisterstück über Schuld und Vergebung, Liebe und Pflicht. (Quelle: Amazon)
Der Autor: Simon Lelic wurde 1976 in Brighton geboren und lebt heute mit seiner Familie wieder dort. Er hat als Journalist gearbeitet, leitet eine Exportfirma und schreibt seit kurzem Romane, die Publikum und Presse unisono begeistern. Bereits sein Debüt „Ein toter Lehrer“ brachte ihm zahlreiche Preise und Nominierungen ein; seit „Das Kind, das tötet“ gehört er endgültig zu den meistbeachteten jungen Autoren Englands.(Quelle Amazon)
Meine Meinung: Simon Lelic scheint sich sehr schwerer Themen anzunehmen, die er in seinen Büchern behandelt. Nach "Ein toter Lehrer", seinem Debutroman über einen Amok laufenden Lehrer, dessen Beweggründe und die Hintergründe der Tat - der mir gut gefallen hat und sehr zum NAchdenken anregt - begibt er sich mit "Das Kind, das tötet" erneut in ein äußerst heikles Umfeld: Ein zwöljähriger Junge ermordet brutal ein 11jähriges Mädchen. Steht diesem "Monster" im Speziellen, aber auch jedem anderen Kapitalverbrecher, der klar überführt ist überhaupt ein Verteidiger zu ? Rein rechtlich betrachtet ist es so, moralisch allerdings verwerflich ? Und was soll dieser Verteidiger eigentlich für seinen Mandanten erreichen ? Freispruch ? Mildernde Umstände für ein bestialisches Verbrechen ? Ist das moralisch ok ? Und was für ein Mensch muss ein solcher Verteidiger sein, der laut Auftrag das Beste für seinen Mandanten herausholen muss ? Darf er überhaupt Skrupel besitzen ?
Diese Fragen trieben mich um, als ich das Buch in der Hand hielt und das Thema gelesen habe. Nach "Ein toter Lehrer" und der Verarbeitung dieses Themas war es demnach ein Pflichtkauf für mich. Und um es vorwegzunehmen: Ich wurde enttäuscht. Das mag an den Erwartungen gelegen haben, die ich aufgrund des Themas hatte.
Es geht zwar auch um die oben genannten Fragen, aber im Prinzip nur am Rande. Einzig die letzte, nach dem Menschen hinter dem Anwalt wird zum Aufhänger für eine Geschichte, die jetzt nicht wirklich schlecht war, aber mich auch nicht vom Hocker gerissen hat.
Leo Curtice, Pflichtverteitiger hat den großen Fall an Land gezogen, der in Presse und Gesellschaft hohe Wellen schlägt. Der zwölfjährige Daniel hat ein 11jähriges Mädchen umgebracht. Leo will verstehen, wie es zu der Tat kommen konnte, ist nicht bereit, direkt an das Monster, das alle in dem Jungen sehen zu glauben und stürzt sich Hals über Kopf in den Fall, ohne Rücksicht auf die eigene Familie, die öffentliche Meinung, den Willen der Eltern des Täters und dem Auftrag seiner Kanzlei.
Auch darüber hätte ich gerne gelesen, es wäre interessant gewesen, alle Seiten zu hören (so wie in "Ein toter Lehrer") aber auch das wird der Storyführung nicht gerecht. Hauptsächlich geht es um Leo, der im Vordergrund steht und dessen Befindlichkeit und Reaktion auf diverse Vorkommnisse, über die ich nicht zu viel verraten möchte, werden ein ums andere Mal erörtert. Das macht das Buch sehr einseitig - gelegentlich wird kurz von anderen Sichtweisen aus berichtet - und sehr zäh zu lesen, da sich viele Dinge wiederholen. Man hat das Gefühl, man tritt auf der Stelle und kommt in der Geschichte nicht voran und dann sind plötzlich die 352 Seiten vorbei und man fragt sich die berühmte Frage: Was wollte der Autor uns eigentlich sagen ?
Mein Fazit ist sehr durchwachsen, vielleicht für den netten Versuch von Lelic, erneut ein brisantes Thema zu behandelt, mit einem Teilerfolg, dass man zumindest darüber nachdenkt, wenn auch nicht sehr durch die Lektüre angeregt.