Michael Winterhoff - Tyrannen müssen nicht sein

  • Klappentext:
    Auswege aus der Krise - was Kindern wirklich hilft
    Wie kann man verhindern, dass Kinder zu Tyrannen werden? In seinem neuen Buch weist Michael Winterhoff anhand zahlreicher aus dem Leben gegriffener Fallbeispiele Wege aus der Erziehungskrise: Wenn Erwachsene ihre Verantwortung ernst nehmen und Kinder wie Kinder behandeln, können diese fröhlich und gesund aufwachsen und sich zu erziehungs- und arbeitsfähigen Erwachsenen entwickeln.


    Zum Buch:
    Tyrannen müssen nicht sein ist der Nachfolger von Winterhoffs Bestseller Warum unsere Kinder Tyrannen werden. Das Buch gliedert sich in acht größere Kapitel, die wiederum durch Unterüberschriften unterteilt sind. Das Taschenbuch hat 230 Seiten.


    Zum Inhalt des Buchs:
    Nachdem schon sein erstes Buch zu einem Bestseller wurde, baut Michael Winterhoff mit diesem zweiten Werk auf dem anderen auf. Er schreibt in seinem Vorwort, dass sein Buch kein Erziehungsratgeber ist und sein kann.


    Zitat

    Als Psychater bin ich weit davon entfernt, einen Ratgeber zu verfassen, der Menschen scheinbar einfache Regeln an die Hand gibt mit denen sie ihr Leben (oder eben: ihre Kinder) endlich in den Griff bekommen. Das Leben ist mehrdimensional, selten gibt es einen Königsweg zur Erreichung eines bestimmten Ziels. Viele Wege führen bekanntlich nach Rom, und auch was die heranwachsenden Kinder betrifft, ist die ultima ratio noch nicht gefundenworden. Es kann sie meines Erachtens auch nicht geben. (Winterhoff. Tyrannen müssen nicht sein. S. 10)

    In seinem ersten Buch hat Winterhoff die psychologischen Hintergründe aufgezeigt, warum es bei Kindern und Jugendlichen im fortgeschrittenen Alter immer wieder zu großen Problemen in ihrem sozialen Umfeld kommt. Er erklärte anhand von Beispielen, wie das Verhalten von Erwachsenen gegenüber Kindern das Heranreifen der kindlichen Psyche behindert oder zumindest stark bremst. In Tyrannen müssen nicht sein geht er nun vertieft darauf ein.
    :arrow: Er erklärt erneut die Unterschiede zwischen den drei wichtigen Beziehungsstörungen, auf denen seine Bücher aufbauen: Partnerschaft, Projektion und Sympiose
    :arrow: Er erläutern verschiedene Kind-Konzepte, also wie das Kind von Erwachsenen (nicht) gesehen wird und welche Probleme dadurch entstehen können.
    :arrow: Er zeigt Kommunikationsstörungen zwischen Kind, Eltern, Großeltern, Erziehern, Lehrern und Paaren auf und beschreibt ihre Auswirkung auf die Erziehung der Kinder im Alltag.
    :arrow: Er erklärt wichtige Unterschiede, wie zum Beispiel zwischen "Grenzen setzen" und "abgrenzen" und das es in seinem Buch nicht darum geht, ein Kind herabzuwürdigen oder für unerwünschtes Verhalten zu bestrafen.
    :arrow: Er gibt einen Ausblick auf die Auswirkungen mangelnder psychischer Reife jungen Menschen auf unsere Gesellschaft und zeigt bereits heute erkennbare Probleme auf
    (z. B. die Probleme in der Berufsausbildung).
    :arrow: Er beschreibt, was Familie, Kindergarten und Schule heute leisten müssten, um die bereits offensichtlichen Probleme in den Griff zu bekommen. Hierbei geht er auch kritisch auf aktuelle Erziehungskonzepte und Methoden in Kindergarten und Schule ein, die Rolle der Erzieher, der Lehrer und der Politik, sowie die Wichtigkeit eines strukturierten Tagesablaufs.


    Winterhoff schreibt, dass die Problematik sehr vielschichtig ist und das unterschiedlichste Erziehungsmethoden z. B. bei Schulkinder nicht greifen werden, wenn deren Psyche im Kleinkindalter sich nicht richtig entwickeln konnte. Im Verlauf des Buches beschreibt er auch exemplarische Beispiele, wie sich Eltern verhalten könnten, um die psychische Entwicklung ihrer Kinder besser zu fördern und sie damit letztendlich zu einer eigenen Persönlichkeit heranwachsen zu lassen, die im Leben zurecht kommt.


    Meine Meinung zum Buch:
    Als Lehrer an einer Realschule konnte mir Winterhoff wieder einmal interessante Einblicke in die Psyche der Kinder gewähren. Das Buch ist in einer gut verständlichen Sprache geschrieben und verschiedene Beispiele aus Winterhoffs Praxisalltag (er führt seit vielen jahren eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychatrie) erleichtern das Verständnis. Gut fand ich, dass Winterhoff nicht mit der mahnenden Keule schwingt und die Erziehung vieler Eltern generell in Frage stellt. Viele Eltern sind sich oft gar nicht bewusst, dass es in ihrem Familenalltag Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kind geben könnte bzw. das delinquentes Verhalten ihrer Kinder von ihrer Erziehung abhängen könnte. Schließlich wollen alle fürsorglichen Eltern nur das Beste für ihr Kind.
    Winterhoff versucht hier zu sensibilisieren, damit Eltern, Erzieher, Lehrer den Umgang mit den Kindern hinterfragen.
    Ich bin der Meinung, dass dieses Buch eine wichtige Lektüre für alle Erwachsenen ist, die im privaten und beruflichen Alltag mit Kindern umgehen müssen. Leseempfehlung! :thumleft:


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