David Martin - Vampire küsst man nicht / TapTap

  • Vorweg: Der deutsche Titel ist 1. ziemlich dümmlich und 2. ziemlich irreführend. Mit dem gleichnamigen Vampir-Liebes-Schnulzen-Geschichten von Linsay Sands hat dieser Roman nämlich überhaupt gar nichts zu tun. Natürlich gibt es auch hier ein bisschen Liebe - das romantische Element gehört spätestens seit Bram Stokers Dracula zum Vampir-Sujet wie Nutella aufs Brot. Wer lieber Wurst mag, sollte dann doch eher Stephen Kings Interpretation des Ganzen zur Hand nehmen.


    Inhalt:
    Roger Bird (im Englischen: Roscoe) führt ein gar nicht mal so schlechtes Leben. Guter Job, nettes Haus, hübsche Frau. Natürlich gibt es auch ein paar Personen, die er weniger mag, aber das stört ihn nicht weiter. Da steht eines Abends sein Jugendfreund Peter Tummerlier vor der Tür und erinnert Roger an ein altes Versprechen: Gemeinsam wollten sie mit einer Yacht in See stechen, "endlich frei sein und von allen Zwängen flieh'n" (Halt, nein, das war ein Schlager). Der gesetzte Roger/Roscoe ist von der Idee der gemeinsamen Weltumsegelung nicht mehr ganz so begeistert wie noch in jungen Jahren. Wirklich skeptisch wird er, als Peter ihm verkündet, ein Vampir zu sein. Roger tut das zunächst als ein Hirngespinst seines einstigen Freundes ab. Doch dann türmen sich plötzlich die Leichen, allesamt Personen, auf die Roger nicht so gut zu sprechen war. Natürlich ist die Polizei schnell auf Rogers Spur - dieser wiederum hat Peter in Verdacht. Ist er wirklich ein Vampir oder total durchgeknallt? Als wäre das nicht genug, gibt es noch ein paar andere merkwürdige Gestalten und eine sprechende Puppe mit Chucky-Qualitäten. Und schließlich ist da auch noch Rogers Frau...


    Meine Meinung:
    TapTap ist sicherlich keine Weltliteratur, sprachlicher Durchschnitt, schnell gelesen. Der Roman funktioniert als Parodie auf das Vampirgenre allerdings überraschend gut. Auch der Leser bleibt relativ lange im Ungewissen, ob die Vampire in diesem Roman tatsächlich unsterbliche Blutsauger sind oder arme Irre. Oder beides. Bauchrednerpuppen sind sowieso immer creepy. Ein oder zwei böse Wendungen hat die Story außerdem zu bieten. Kein Kitsch, kein Anne-Rice-typischer Schwulst, dafür blutige Mordszenen und ein kleines bisschen Psycho-Thrill - die Mischung macht TapTap zu recht ordentlicher Unterhaltung, zynisch, schräg und mit einer ganzen Menge skuriler Einfälle. Nutella eben, nur weniger süß.


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