Charlie Lovett - Das Buch der Fälscher/ The Bookman's Tale

  • Peter Byerly, amerikanischer Antiquar mit leicht autistischen Zügen, fährt einige Monate nach dem überraschenden Tod seiner Frau Amanda in ihr soeben erst fertig gestelltes Cottage in Kingham, Großbritannien. Noch völlig benommen von dem Verlust entdeckt er in einem Antiquariat ein Bild einer Frau, das seiner Amanda verblüffend ähnlich sieht. Peter macht sich auf die Suche nach der Herkunft dieser Zeichnung und stößt dabei auf ein Manuskript, das die Literaturwelt auf Dauer verändern könnte. Bei seinen weiteren Recherchen muss er jedoch feststellen, dass er damit wohl jemandem in die Quere gekommen ist - der oder die auch nicht vor Mord zurückschreckt.
    Zwei weitere Handlungsstränge umfasst dieses Buch: Wie sich der menschenscheue, überaus schüchterne Peter und die gut organisierte Amanda kennen und lieben lernen sowie die Entstehung und der weitere Weg des geheimnisvollen Manuskripts bis zu seiner Wiederentdeckung durch Peter. Die Geschichten ergänzen sich auf's Beste und meine Befürchtung, dass der Teil mit Peter und Amanda womöglich das weinerlich-schmalzige Kapitel ;-) darstellt, hat sich nicht bewahrheitet. Natürlich gibt es rührselige Momente, aber ich empfand es nur selten kitschig-überladen, da sich zudem ein Großteil dieses Abschnittes mit Peters Liebe zu Büchern befasst. Auch das historische Drittel betrachte ich als gut gelungen und wahrheitsgetreu (wobei ich nicht gerade die große Historienleserin bin), was der Autor im Nachwort schlussendlich ja bestätigt. Ganz am Rande meine Lieblingsszene: Die Entdeckung des Buchhändlers, dass seine Küchenfee die vermeintlich gut versteckten Originaltheaterstücke aus dem 15. und 16. Jh. als Backpapier missbraucht hatte... Übrigens, falls es bis hierhin noch immer nicht durchgedrungen ist: Es geht um Bücher, Bücher, Bücher ;-) - und die Liebe dazu!
    Leider gibt es doch ein bisschen Grund zur Mäkelei: Der Schluss war mir persönlich etwas zu weit hergeholt. Der zeitweise fast schon autistische Held wächst am Ende über sich hinaus, hat aber keine Vorstellung wer der/die Schurke/Schurkin sein soll. Der/Die TäterIn hat einen Plan, den die Polizei schon bei näherer Betrachtung zerpflücken würde. Und dann die letztendlich enthüllten Zusammenhänge, die mir doch ein bisschen des Zufalls zuviel sind. Beim nächsten Buch am Ende bitte ein bisschen mehr Sorgfalt? Sonst aber ein rundum schöner Lesegenuss!!!

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Der amerikanische Antiquar und Buchliebhaber Peter Byerly trauert um seine an Krebs verstorbene Frau Amanda und reist nach Kingham in Großbritannien, wo sie ein Cottage besitzen. Dort findet er in einem Antiquariat ein Aquarell mit einem Frauenbildnis, welches seiner Frau Amanda wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Peter möchte unbedingt herausfinden, was es mit dieser Bild auf sich hat und beginnt mit Nachforschungen. Dabei findet er ein altes Manuskript übersät mit Randnotizen von Shakespeare. Ob dieses echt ist? Schnell muss Peter feststellen, dass er offensichtlich nicht der einzige ist, der sich für dieses Manuskript interessiert, jemand andere ist ihm schon auf den Fersen und hat keine Skrupel, dafür über Leichen zu gehen.


    Charlie Lovetts Roman „Das Buch der Fälscher“ besticht nicht nur durch eine tolle Geschichte, sondern auch durch einen wunderbaren Schreibstil. Sehr bildhaft, mitreißend und emotional lässt der Autor den Leser an der Handlung seiner Protagonisten teilnehmen. Man taucht ein in die Bücherwelt und wird mitgerissen von den Ereignissen, die Peter begegnen. Die Geschichte wird in drei Handlungssträngen erzählt, die sich zum einen über mehrere Jahrhunderte erstrecken, zum anderen in den 80er und den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts. Auch Hauptprotagonist Peter ist wunderbar sympathisch dargestellt, so dass man sich ihm verbunden fühlt und sich als seinen Schatten anheftet, um mit ihm den Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Der historische Hintergrund in diesem Roman wurde sehr gut recherchiert und fügt sich hervorragend in die Geschichte ein. Zudem steigert sich die Spannung von Seite zu Seite, bis die Auflösung naht, die zwar nicht ganz so überzeugend war, dem ganzen Buch aber die Qualitäten nicht nehmen konnte, die es besitzt.


    Ein wunderbarer Schmöker, wo sich Liebe, historischer Hintergründen und Krimi vereinen. Einfach toll und auf jeden Fall zu empfehlen. Dieses Buch ist ein Highlight!!!


    Ein tolles Buch verdient tolle :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: !!!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Peter Byerly hat immer nur für sich gelebt. Er fühlte sich nicht wohl in Gesellschaft anderer Menschen und lebte mit seinen Büchern. Erst Amanda, die er auf seiner Arbeit in einer Bibliothek kennenlernte, konnte ihn aus seinem Schneckenhaus hervorlocken. Doch als Amanda starb, zog er sich sofort wieder zurück.


    In einem Antiquariat in Hay-on-Wye findet er ein Buch, in dem er ein viktorianisches Bild mit dem Abbild seiner Frau findet. Wie kann das sein? Seine Frau ist tot. Und das Foto ist mehr als 100 Jahre alt. Auf der Suche nach Informationen über den Maler des Bildes lernt er Liz kennen.


    Eines Tages wird er gebeten, sich in einem Herrenhaus Bücher anzuschauen und zu prüfen, ob man sie gut verkaufen könnte. Ihm stockte der Atem, als er dort ein Manuskript mit handschriftlichen Notizen von William Shakespeare findet.


    Das klingt doch nach einem richtigen Abenteuer. Gemeinsam mit Liz macht er sich nun auf die Suche nach der Wahrheit.


    Als LeserInnen springen wir dabei durch drei verschiedene Zeitebenen: 1995 (das Hier und Jetzt, in dem er das Manuskript findet und Liz kennenlernt), 1985 (Peters Studium, Arbeit an der Bibliothek und das Kennenlernen von Amanda) und ganz weit zurück ins 17. Jahrhundert zu Zeiten William Shakespeares.


    Ist mensch als Antiquariatsbuchhändler*in prädestiniert dafür, tolle Bücher über alte Bücher zu schreiben? Sicherlich nicht. Aber Charlie Lovett kann es. Wenn er seinen Peter Byerly ein Antiquariat betreten lässt, ist es, als wenn ich neben ihm stünde. Und wenn er ihn sich mit seinen Kollegen an der Uni unterhalten lässt, stehe ich dabei und lausche voller Interesse dem Gespräch.


    Von Charlie Lovett habe ich schon mit Begeisterung Der Buchliebhaber und Jane Austens Geheimnis gelesen. Auf seiner Homepage habe ich gelesen, dass er aktuell an weiteren Büchern arbeitet, die hoffentlich ins Deutsche übersetzt werden.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)