John Marsden - Morgen war Krieg / Tomorrow, When the War Began

  • Über den Autor:
    John Marsden ist ein australischer Schriftsteller, der mit der Tomorrow-Serie Weltbestseller geschrieben hat. Die Bücher wurden inzwischen in 15 Sprachen übersetzt.
    Geboren wurde er am 27. September 1950 in Melbourne. Unter anderem unterrichtete er 9 Jahre als Englischlehrer und studierte Rechtswissenschaften und Kunst.
    (Quelle: Wikipedia)


    Über das Buch:
    Bei dem Buch Morgen war Krieg (engl.: Tomorrow, when the war began) handelt es sich um den ersten Teil der Tomorrow-Reihe, die v. a. im Heimatland Marsdens, in Australien, ein sehr großer Erfolg wurde. Es erschien auch in anderen Ländern, u. a. auch in Deutschland. Hier war es wohl nicht sonderlich erfolgreich, da es derzeit nicht mehr aufgelegt wird und man es im Buchhandel nicht mehr bekommt. Der zweite Teil der Reihe Die Toten der Nacht (engl.: The Dead of Night) wurde noch übersetzt, die folgenden vier Teile jedoch nicht mehr. Erschienen ist der erste Teil 2002 im Carlsen Verlag. Ich selbst habe die englische Originalausgabe gelesen.
    Das Buch hat 22 Kapitel, sowie einen Prolog und einen Epilog mit insgesamt 284 Seiten. Die Kapitel sind dadurch vergleichsweise kurz gehalten und man kann das Buch gut an einem Tag lesen. Zusätzlich erklärt der Autor, dass die im Buch beschriebenen Schauplätze an reale Örtlichkeiten in Australien angelehnt wurden


    Die deutsche Ausgabe erschien als Taschenbuch und als Hardcover. Die englische Ausgabe in mehreren Versionen als TB, HC, ebook und als Hörbuch.
    Das Buch wurde zudem verfilmt.


    Zum Inhalt des Buches:
    Die Handlung des Buches ist abgeschlossen. Da es sich um eine Reihe handelt, greifen die Folgeromane sie allerdings wieder auf.


    An einem Morgen verlassen Ellie und sieben ihrer Freunde ihre Familien, um ein paar Tage in einem abgelegenen Tal zu zelten. Als sie nach einer Woche zurückkehren, finden sie die Wohnhäuser verlassen vor, ihre Familien sind verschwunden und die Haustiere verhungert. Es stellt sich heraus, dass ihr Heimatland, während ihres Ausflugs in die Berge, von der Armee eines Nachbarlands besetzt wurde. Ihre Familien wurden verschleppt und gefangen. Was sollen sie nun tun? Kämpfen und vielleicht das eigene Leben dabei riskieren? Alles aufgeben und sich verstecken? Auf sich alleine gestellt versuchen die Jugendlichen mit der neuen Situation zurecht zu kommen.


    Meine Meinung zum Buch:
    Die ersten 50 Seiten des Buches verwendet der Autor, um den Leser an die eigentlichen Problematik, die Invasion, heranzuführen. Man lernt die Charaktere kennen und bekommt Einblicke in ihre Verhältnisse untereinander. Allerdings, und da sehe ich persönlich schon das erste große Problem des Buches, aus der Perspektive einer einzigen Jugendlichen (Ellie), die doch recht eingeschränkt ist. Über die Gedanken und Beziehungen der Jugendlichen untereinander stellt sie oft Vermutungen an und erzählt Episoden, aber mehr ist hier nicht möglich.
    Ich finde, dass sich der Autor dadurch selbst sehr viele Möglichkeiten genommen hat, den Hauptakteuren mehr Tiefgang zu verleihen. Weitergehende Einblicke in die Gedankenwelt der Jugendlichen bekommt der Leser eigentlich nur bei Ellie. Die Jugendlichen führen im Buch immer wieder mehr oder weniger riskante Aktionen durch, z. B. um Informationen über den Gegner zu sammeln. Von deren Ablauf erfährt der Leser jedoch nur dann, wenn die Jugendlichen es erzählen und Ellie dabei zuhört. Das Buch hätte meiner Meinung nach einiges mehr an Spannung gewinnen können, wäre ein Perspektivenwechsel ermöglich worden. :-k


    Der Autor erwähnt auch mit keinem Wort das Alter der Protagonisten. Das hat mich gestört, weil diese Information mir hilft mir ein gedankliches Bild von den Personen zu machen und ihre Handlungsweisen in der Geschichte einschätzen zu können. Sind sie erst 14 Jahre alt oder 18 oder schon 22? Man weiß es nicht. Manche haben einen Führerschein, andere wieder nicht, also bleiben einem als Leser nur Vermutungen.


    Liest man andere Rezensionen zum Buch, dann geht man wohl davon aus, dass die Handlung in Australien spielt, dem Heimatland des Autors. Allerdings wird auch mit keinem Wort erwähnt, um welches Land es sich handelt. Lediglich Amerika scheidet aus, da die Jugendlichen hin und wieder auch auf das Eingreifen der Amerikaner hoffen.


    Warum beschreibe ich das? Durch das Fehlen dieser Informationen tat ich mir schwer eine emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen und in die handlung zu finden. Ich konnte auch bei gefährlichen Aktionen gegen die feindlichen Soldaten kaum mitfiebern und Spannung konnte bei mir leider nur wenig erzeugt werden - das ganze Buch hindurch. Starke emotionale Momente (siehe Spoiler), die mich als Leser wirklich hätten mitreißen können, wenn sie gut beschrieben werden, haben mich leider nur kaum berührt. Schade. :|



    Der Schwerpunkt der Handlung in dem durchaus schwierigen Umfeld, man will es kaum glauben, waren Beziehungskisten. Zumindest hatte ich oft diesen Eindruck.
    Gut, die Jugendlichen lernen sich beim zelten näher kennen, was auch in Ordnung und normal ist. Allerdings sollte spätestens mit der neuen Situation (Invasion, Verschleppung der Familien, Zerstörung, Mord und Totschlag,...) der emotionale Fokus des Buches auf ganz anderen Aspekten liegen. Der Autor beschreibt seitenweise die Gefühle von Ellie für diesen oder jenen Jungen bzw. welcher der Jungs ihrer Meinung nach zu welcher ihrer Freundinnen besser passt... :kiss:
    Ich könnte mir vorstellen, dass meine Gedanken in einer solchen Situation wohl eher bei meiner verschleppten Familie wären bzw. wie ich aus dem ganzen Schlamassel heil wieder herauskommen könnte. Stattdessen unterhält man sich über Liebesbeziehungen, wie in der Pause auf dem Schulhof bzw. überlegt, wer den von Jugendlichen noch "Jungfrau" sein könnte. Ich fand das etwas... unglaubwürdig. [-(


    Der Autor versucht die Sprache der Jugendlichen im Buch aufzugreifen, was gut ist. Allerdings finde ich, dass der Wortwitz der Jugendlichen bisweilen übertrieben wurde. Es passt einfach nicht zum ganzen ernsten Rahmen des Buches. Auf der einen Seite soll durch die Ereignisse Spannung und Gefahr aufgebaut werden, auf der anderen Seite verhalten sich die Jugendlichen, wie wenn das alles nur halb so wild wäre. :-k


    Insgesamt denke ich, dass der Autor bei weitem nicht die Möglichkeiten nutzen konnte, die der Rahmen der Handlung hätte bieten können. Die Protagonisten sind oft zu gelassen und ihr Verhalten und die Denkweisen verliert sich nicht selten in Nichtigkeiten. Ellie macht sich an einer Stelle zum Schluss des Buches hin zum Beispiel Gedanken über Sinn oder Unsinn der Altersbeschränkung beim Erwerb von Zigaretten und Alkohol... ?(


    Mein Fazit:
    Ja, es mag ein Bestseller sein und bei Amazon überbieten sich die (erwachsenen) Rezensenten mit guten Bewertungen für das Buch und dass es das Beste wäre, was sie je gelesen hätten. Das sehe ich nicht so.
    Ich mag vielleicht selbst kein Jugendlicher mehr sein, allerdings traue ich mir schon noch zu sie einigermaßen einschätzen zu können, weshalb mich das Buch in einigen Punkten nicht überzeugen konnte. Es lässt sich zügig lesen, konnte mich jedoch kaum fesseln. Die wenigen spannenden Abschnitte des Buchs wurden meiner Meinung nach nicht sonderlich gut umgesetzt. Ich war sogar versucht manche Seiten nur quer zu lesen.


    Sollten auch die anderen Teile so sein, dann gibt es bessere Jugendbuch-Reihen, die hier mehr bieten können (z. B. die Gone-Reihe von Michael Grant oder die relativ unbekannte Enemy-Reihe von Charlie Higson).
    Dennoch werde ich mir den zweiten Teil der Tomorrow-Reihe besorgen und weiterlesen. Ich habe die Hoffnung, dass sich die Charaktere im Laufe der weiteren Handlung noch weiterentwickeln und die Serie dadurch an Fahrt gewinnt.


    Insgesamt ein gutes Buch mit guten Ideen, aber mit weitaus mehr Potenzial. Für jüngere Leser mag es jedoch super sein. Empfehlung: 12 - 15 Jahre


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    El Novelero