Kurzbeschreibung:1524. Die deutschen Lande werden von den Bauernkriegen zerrissen. Dem Adel droht der Verlust der Macht, dem Volk Hunger und Tod. Die Herrschaft Kaiser Karls V. ist in Gefahr. Da stoßen Agnes, die Herrin der mächtigen Burg Trifels, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, auf ein Geheimnis, das über die Zukunft der Krone entscheiden wird. Bestsellerautor Oliver Pötzsch hat einen großen Roman über die legendäre Burg der Staufer geschrieben. Der Trifels: Hort vieler Legenden und Schlüssel zum Kaiserthron. (Quelle: www.ullsteinverlage.de)
Der Autor:
Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, war jahrelang Filmautor beim Bayerischen Rundfunk und lebt heute als Autor in München. Seine historischen Romane um den Schongauer Henker Jakob Kuisl haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht. (Quelle: www.ullsteinverlage.de)
Aufbau / Allgemeines:
"Die Burg der Könige" ist als Hardcover im September2013 im List Verlag erschienen.
939 Seiten, gegliedert in 25 Kapitel, Prolog und Epilog. Dazu gibt es ein ausführliches Nachwort des Autors zu den historischen Hintergründen sowie ein „Reiseführer“ zu den Schauplätzen des Buches.
Vorangestellt ist eine Dramatis personae.
Inhalt:
„Sie haben Zorn mit Gerechtigkeit verwechselt.“ Dieses Zitat von Pater Tristan beschreibt recht genau, was um 1524 in den deutschen Landen geschah. Hungernde, verzweifelte Bauern, die von den Fürsten immer weiter ausgepresst wurden, erhoben sich in ihrem gerechten Zorn gegen die Obrigkeit. Aber in diesem anfangs gerechten Zorn brachen sich der Hass und die Wut über die Ungerechtigkeit der Welt Bahn und so wurde ein Morden und Brandschatzen daraus. Hinzu kamen zwielichtige Anführer, die von Gier und Ehrgeiz getrieben waren und somit dem verpönten Adel in ihren Machenschaften zur Machtsicherung in nichts nachstanden.
Soweit die Lage der Dinge zur Handlungszeit des Romans. Im Süddeutschen beginnen die Aufstände, die später als der Deutsche Bauernkrieg in die Geschichte eingehen werden. Auf Trifels lebt der verarmte Ritter Philipp Schlücherter von Erfenstein als Burgvoigt gemeinsam mit seiner Tochter Agnes und einigen wenigen Getreuen. Einst Reichsburg und Machtzentrum des deutschen Reiches, ist die Burg nun eigentlich in der Bedeutungslosigkeit versunken. Von der einstigen Pracht künden nur noch Geschichten und Gerüchte um den hier versteckten Normannenschatz. Erfenstein kann selbst seine Abgaben nicht zahlen, kann und will seinen Bauern nicht noch mehr abpressen und obendrein machen ihm Raubritter das Leben schwer. Seine Tochter Agnes – ohne Mutter aufgewachsen – ist eine selbstbewusste und so gar nicht damenhafte junge Frau, die lieber in Beinlingen mit ihrem Falken jagen geht, als sich in höfischem Benehmen zu üben. Das Gesinde ist ihr zugetan und Mathis, der Sohn des Schmieds, ist schon mehr als ein Spielgefährte für Agnes.
Dieser Mathis interessiert sich brennend für Feuerwaffen, was seinem Vater ein Dorn im Auge ist, denn er empfindet die Feuerrohre als unritterlich. Genauso sieht es der Voigt, der noch ein echter Ritter vom alten Schlag ist. So „muss“ der Junge seine Schießübungen im Wald machen. Eine dieser Übungen endet damit, dass er Agnes‘ Falken verjagt, Raubritter auf sich und Agnes aufmerksam macht und so das Unheil ins Rollen bringt. In seiner Not erschießt er einen der Männer und schafft den Trifelsern somit einen unerbittlichen Feind.
Einige Tage später kehrt der Falke zurück und trägt einen goldenen Ring an der Klaue, der das Bildnis Barbarossas zeigt. Kaum im Besitz des Ringes, suchen Agnes unheimliche und verwirrende Träume heim. Pater Tristan versucht sie als Hirngespinste abzutun, aber Agnes spürt, dass er etwas vor ihr verbirgt. Während dessen gehen unheimliche Dinge in Annweiler und rund um den Trifels vor sich. Ein Mohr treibt sein Unwesen und stellt viele Fragen, Menschen verschwinden oder werden ermordet und am Berg unterhalb der Burg tauchen nachts Lichter auf.
Zur gleichen Zeit lauschen viele der armen Bauern und auch das Gesinde den Worten des Schäfer-Jockel, der ihnen die Ungerechtigkeit der Welt vor Augen hält: die Pfaffen, die sich den Wanst vollstopfen, die Ritter, die Willkür walten lassen und der Kaiser, der kein Ohr für seine Untertanen hat. Auch Mathis ist von seinen Worten fasziniert und als eines Tages der Versammlungsort verraten wird, verhilft er dem Jockel zur Flucht und ist nun selbst als Aufwiegler gesucht.
Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Schlachten werden geschlagen, Büdnisse geschlossen, Ehen vermittelt und das geregelte Leben der Bewohner von Burg Trifels und des Umlands hat ein Ende. Auf der Suche nach dem Geheimnis des Rings und ihrer Träume gerät Agnes mitten in die Wirren des Krieges und muss vieles erdulden, bis sie endlich die Wahrheit erfährt. Aber auch dann ist die Gefahr noch nicht vorbei - im Gegenteil: nun schwebt sie erst recht in Lebensgefahr und die Zahl derer, die ihr wohlgesonnen und noch am Leben sind, wird immer kleiner…
Eigene Meinung:
Schon mit den ersten Zeilen des Prologs hatte Pötzsch mich eingefangen. Er versteht es, Fragen aufzuwerfen, Spannung zu schaffen, Neugier zu wecken und auch die Lust, eigene Recherchen anzustellen , den Geheimnissen auf die Spur zu kommen und mehr über die handelnden Personen zu erfahren.
Er malt ein deutliches Bild der Zeit und des Elends, in dem die Bauern lebten. Als Leser kann man aus der heutigen Sicht oft gar nicht nachvollziehen, warum sich das Volk damals nicht viel früher erhoben hat. Die Verzweiflung und die Not sprechen aus jeder Zeile. Es fällt nicht schwer Sympathien zu verteilen. Pötzsch lässt einem die Figuren ans Herz wachsen oder sie wirklich verabscheuen. Aber sind alle das, was sie zu sein scheinen? Dass die Bösen in dieser Geschichte wirklich durch und durch fies sind, hat nichts mit Schwarz-Weiß-Malerei zu tun, sondern wirkt glaubwürdig. Macht korrumpiert und selten trat das so deutlich zu Tage, als in jener Zeit, zu der den Menschen noch der Glauben an eine gottgewollte Ordnung von Herrschenden und Untergebenen im Blut lag.
Agnes' und Mathis' Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit lässt den Leser mit ihnen durch die Wirren des Krieges taumeln, von einem Schauplatz zum nächsten reisen – selten auf bequeme Weise – und nebenher unheimlich viel lernen. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Als Mathis dem Herrn von Berlichingen ausrichten lässt, der „Götz kann mich mal im…“ hat mir das ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Gegen Ende der Geschehnisse hatte ich kurz das Empfinden, dass es nun wirklich genug Schicksalsschläge für Agnes gewesen wären, aber der Autor hat so viel Geschichte und Geschichten auf diesen 900 Seiten untergebracht, dass man darüber dann auch hinweg sehen kann.
Besonders gut gelungen sind auch das Nachwort, in dem Pötzsch deutlich macht, was historisch belegt ist und wo seine dichterische Freiheit begann. Er vermittelt (wie schon im ganzen Roman) seine Begeisterung für Burgen und ihre Geschichte und weckt im Leser den Wunsch, nicht nur mehr über die Schauplätze zu erfahren, sondern sie auch mit eigenen Augen zu sehen.
Von mir gibt es für einen unterhaltsamen, spannenden und lehrreichen Roman, der Lust darauf macht, noch mehr über Personen und Schauplätze zu erfahren.
Fazit:
Eine spannende Geschichte aus düsteren Zeiten unterhaltsam und fesselnd dargeboten. Geschichtsunterricht vom Feinsten.