Daniel Wallace - Big Fish

  • Ein Mann, Edward Bloomm, stirbt. William, sein Sohn, der den Vater niemals kennengelernt hat, möchte wissen, wie er war. Er fängt an, sich Geschichten auszudenken, und gestaltet das Leben seines Vaters nach eigenen Vorstellungen. Mit diesen Geschichten gelingt es dem Sohn, dem Vater näher zu kommen und sich gleichzeitig von ihm zu lösen.
    (Amazon Inhaltsangabe)


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    'Big Fish' ist eine außergewöhnliche Geschichte über einen Sohn und seinen Vater, vielmehr noch ist sie Lebensgeschichte des Vaters aber eben auch irgendwie der Versuch des Sohnes seinen Vater zu verstehen, kennenzulernen und an ihn heran zu kommen.
    Vor mir liegt hier die in Leinen gebundene Version des Buches und die Anschaffung hat sich schon allein für das Gefühl beim Lesen gelohnt.


    Irgendwie ist das Buch einfach nur einen Ansammlung verschiedenster Geschichte Edward Blooms (der Vater in der Geschichte), die auf ihre merkwürdige, realitätsferne, fantastische Art und Weise den Leser in eine völlig andere Welt ziehen. Die Geschichten um Edward Bloom sind so fantastisch, dass es schier unmöglich sein kann, dass sie wirklich zu den Erlebnissen eines im sterben liegenden Mannes gehören. Obwohl, oder gerade weil, diese kleine Sammlung so wahnsinnig unglaubwürdig ist, so ist sie auch genauso fesselt.
    Das Buch nimmt den Leser mit seiner tragischen und auch komisch, fantastischen Art völlig ein. Man muss sich als Leser allerdings darauf einlassen, ansonsten wird man sicherlich schnell gelangweilt werden und das Buch weglegen. Man muss es etwa wie ein Märchen betrachten und dann wird man wirklich gut unterhalten.
    Den Großteil des Buches machen die wirklich fantasievollen, stellenweise komischen Geschichte um Edward Bloom ein. Der andere Teil ist das Szenario in dem Edward Bloom im Sterben liegt, doch auch wenn dieser Teil durch das Thema irgendwie tragisch ist, so ist er nicht weniger unterhaltsam.
    Zu Beginn der Geschichten um Edward Bloom war ich noch etwas verwirrt und musste mich erst an den Stil gewöhnen, nachdem das allerdings getan war, nahm mich das Buch mit auf eine wunderbare, wenn auch merkwürdige Reise.


    Fazit
    'Big Fish' ist ein tolles Buch. Ich bin schon fast versucht 'Märchenbuch' zu sagen. Wenn man etwas für solch fantastische, tragisch, komische Geschichten übrig hat, dann sollte man sich diese schnellen knapp 220 Seiten nicht entgehen lassen.
    Von mir gibt es 4,5 Sterne für den 'Big Fish', den letzten halben behalte ich mir zurück, da ich stellenweise etwas durcheinander kam.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn


  • Ich bin ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht von diesem kleinen, nachdenklichen Roman.
    Tim Burtons Verfilmung gehört zu meiner ewigen Top 5 aller Filme; wann immer es mir schlecht geht, sehe ich ihn mir an und es geht mir gleich ein wenig besser. Einen ähnlichen Trost hatte ich mir auch von der Buchvorlage erwartet, befanden sich der Ich-Erzähler William Bloom und ich doch in einer ganz ähnlichen Lage. Und das war ein wahrscheinlich viel zu hoher Anspruch. Denn auch wenn es mich etwas enttäuscht zurücklässt, ein schlechtes Buch ist Big Fish bei Weitem nicht.


    Daniel Wallace erzählt in der Tat ein Märchen - besser gesagt, viele Märchen, die Märchen, die sich zum Leben von Edward Bloom zusammensetzen; fantastisch, überhaupt nicht glaubwürdig, mal rührend, mal komisch. Die Sprache ähnelt ebenfalls klassischen Märchen. Wallace lässt seinen Protagonisten William die Erlebnisse seines Vaters in einem scheinbar naiven, lakonischen, manchmal etwas kindlich anmutendem Tonfall rekapitulieren, hinter dem jedoch viel mehr Bedeutung steckt. Alle Geschichten durchzieht ein melancholischer Humor, der oft zum Lachen bringt, aber auch zu Tränen rühren kann.
    Wo der Film nun keine Angst vor Kitsch hat und strahlend bunt daher kommt, ist das Buch (für mich) überraschend düster. Edward Blooms vielseitige Lebensgeschichte ist rauer, oft brutaler; die Beziehung Williams zu seinem Vater hat eine deutlich verzweifelte Note. Edward glänzte während Williams Kindheit oft durch Abwesenheit, war beruflich ständig unterwegs. Und wenn er zuhause war, war er doch nie wirklich dort, immer schon auf dem Sprung. Ernsthaften Gesprächen ging er mit Witzen und fantasievollen Geschichten aus dem Weg; der Sohn konnte den Vater so nie wirklich kennen lernen. Selbst auf dem Sterbebett scheint eine Annäherung an den Vater nicht möglich, Witze und Geschichten erscheinen immer noch als Schutzwall, was William an seine Grenzen bringt. Das Ende allerdings ist versöhnlich und hoffnungsvoll.


    Wie gesagt, kein schlechtes Buch. Daniel Wallace schafft mit kleinen Mitteln große Emotionen und erweist sich damit als großartiger Erzähler. Allerdings war es für mich vielleicht doch das falsche Buch zur falschen Zeit. Fairerweise gibt es 4 Sterne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    edit: Ich wusste doch, ich hab mich nicht verguckt. Hier gibt es noch einen Rezensions-Thread - vielleicht sollte man die beiden zusammenfügen?