Wunderschöne Familiensaga
Von der deutschen Autorin Tanja Heitmann hatte ich bislang zwar schon gehört, aber obwohl Fantasy eigentlich zu meinen Lieblingsgenres zählt, bislang noch nie etwas von ihr gelesen. Die 1975 in Hannover geborene Schriftstellerin, die lt. Verlagsinformationen als Literaturagentin arbeitet, gab im Jahr 2008 ihr Debüt und hat seit dem einige Fantasy-Reihen veröffentlicht. Eine auch unter einem Pseudonym.
Als ich bei Amazon Vine auf „Das Geheimnis des Walfischknochens“ aufmerksam wurde, geschah das allerdings nicht wegen der Autorin, sondern weil mich tatsächlich der Klappentext dieser Familiensaga ansprach. Dass ich auf die Autorin schon in der Vergangenheit aufmerksam wurde und dass sogar eine ihrer Reihen auf meiner Wunschliste steht, ging mir erst später auf.
Das Geheimnis des Walfischknochens
Greta hat gerade eine vierjährige Beziehung beendet und kehrt ziemlich perspektivlos von Zürich zu ihrer Familie ins ländliche Schleswig-Holstein zurück. Zwischen ihr und ihrem gerade 85 Jahre alt gewordenen Großvater Arjen besteht eine sehr innige Bindung. Greta macht ihm ein wunderbares Geburtstagsgeschenk, gemeinsame Zeit. Arjen nimmt dies dankend an und begibt sich mit seiner Enkelin auf eine Küstentour, die sie auch in sein Heimatdorf auf der kleinen ostfriesischen Insel Beekensiel führt. Schnell ahnt Greta, dass es Arjen dabei um viel mehr geht, als nur gemeinsam durch die Dünen zu streifen. Er wandelt auf den Pfaden seiner Vergangenheit, die ein Geheimnis bergen, dass es zu lüften gilt. Wird das auch Gretas Leben verändern?
Fesselnd und mit viel nordischem Flair
Bereits mit dem Prolog schaffte es die Autorin meine Neugier zu wecken. Schnell las ich mich in diesen in einfacher aber sehr angenehmer Sprache verfassten Roman hinein. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. In der Gegenwart hatte die Hauptprotagonistin Greta sehr schnell meine Sympathie. Ihren Großvater Arjen mochte ich sofort. Auch den Rest der Familie fand ich sehr liebenswert charakterisiert. Bei allen Macken stellte ich sofort die eine oder andere Ähnlichkeit zu eigenen Familienmitgliedern fest. Das Geschenk, welches Greta ihrem Großvater zum Geburtstag machte, trieb mir fast die Tränen in die Augen.
Aber auch Arjens Erinnerungen, die im Jahr 1939 beginnen, empfand ich von Anfang an fesselnd. Ich konnte mir den schüchternen, etwas dicklichen Jungen, der zum ersten Mal in seinem Leben eine richtige Freundschaft erlebt, genauso bildhaft vorstellen, wie die Umgebung, in der der vorher so einsame Junge erstmals richtige Abenteuer erlebt und aus sich herausgeht.
Die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart gelang der Autorin ausgesprochen gut. Damit wurde ein durchgängiger Spannungsbogen gehalten. Weitere interessante Protagonisten kamen hinzu und bereicherten das Geschehen. Da die Umgebung lebendig und liebevoll detailliert gezeichnet ist, fühlte ich mich immer mittendrin. Auch der titelgebende sagenumwobene Walfischknochen fügt sich glaubhaft in die Geschichte ein. Eine wunderbare Geschichte um Freundschaft und Liebe in den verschiedensten Formen, aber auch um Geheimnisse, Schuld, Verdrängung und Bewältigung, die ich wärmstens empfehlen kann.