Christoph A. G. Klein - Auf dem Rand

  • Klappentext:
    Seine Freundin A. ist seit einem halben Jahr in New York. Er sehnt sich nach Zuneigung. Irgendwie muss er A. erklären, dass er mit P. einen Kurzurlaub plant. Für P. schwärmt er seit zwei Jahren – die Liebe zu A. scheint endlich. Eine idealisierte, phantastische Beziehung steht in den Schilderungen des Protagonisten einer komplizierten, destruktiven gegenüber. Letztere ist Realität. Kurz vorm Scheitern. Seine Hoffnungen liegen auf dem Urlaub. Kann er Anlass sein, die Phantasie an die Stelle der Realität treten zu lassen? Doch der Protagonist versagt. Die Erkenntnis, dass P. unerreichbar bleibt, zerstört ihn. Traum und Wirklichkeit überlagern sich, reißen ihn in eine gefährliche Spirale aus Gedankenlosigkeit und Selbstzerstörung – bis er den richtigen Umgang mit sich und den Enttäuschungen des Erwachsenwerdens findet und sich wieder auf sich selbst besinnen kann.


    Meine Meinung:
    Seit Tagen denke ich über dieses Buch nach und versuche die richtigen Worte für eine Rezension zu finden. Warum es mir so schwer fällt? Nunja, es ist eben keines dieser vielen Fantasie-Geschichten, die ich sonst so lese. In die man einfach eintaucht, sobald man die erste Seite aufgeschlagen hat, und aus der man mühelos wieder auftaucht, sobald man das Buch zuklappt.
    Hier geht es um reale Gefühle und Geschehnisse, die einem bekannt vorkommen, wenn man schon einmal an einem solchen oder ähnlichen Punkt in seinem Leben angekommen ist. Hier werden keine schleimigen Monster mit irgendwelchen Seraphklingen bekämpft, sondern hier geht es vor allem um die Dämonen in einem selbst. Wie schnell und einfach die Realität, Träume und mühevoll aufgebaute Illusionen zerstören kann.Wie schnell man ins Straucheln geraten und von seinem Weg abkommen kann, um am Ende doch zu sich selbst zu finden.
    Auf nur 128 Seiten nimmt der Autor den Leser, in die Gefühls- und Gedankenwelt des Protagonisten mit. Und auch wenn ich mit dem Verhalten und den Gedanken des Protagonisten nicht immer zufrieden war, im Gegenteil, manchmal war ich wirklich schockiert, hat mir der Ausflug gut gefallen. Einen großen Teil dazu beigetragen hat sicherlich der Schreibstil des Autors, den ich nicht anders als poetisch beschreiben würde.


    Im Nachhinein betrachtet, hätte ich das Buch gerne in einer Leserunde gelesen, weil es so viele Textstellen gibt, über die man sich Gedanken macht und die Stoff für Diskussionen bieten.

    Zitat


    "Es gibt Phasen, da überkommt mich die Zuversicht, dass alles einen Sinn ergibt. Ich glaubte schon immer an Schicksal. Alles hat seine Bestimmung und erfüllt einen Zweck, den wir manchmal nur schwer und spät erkennen. Doch das Leben hat seine Gründe, die der Verstand nur langsam versteht. Wir sind zu langsam für diese Welt." (S. 110)

    Fazit:


    Kein Buch, bei dem man abschalten kann, sondern sich konzentrieren muss, um keinen Augenblick zu verpassen. Eine Geschichte, die einen auch dann noch beschäftigt, wenn man das Buch längst zugeklappt hat.


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    "Jetzt galt es nur noch, die Furcht zu überwinden und ein Buch aufzuschlagen" Walter Moers



  • Christoph A.G. Klein erzählt in seinem Debütroman „Auf dem Rand“ die Geschichte eines 30-jährigen Mannes, der die wahre Liebe sucht. Er hat eine mehrjährige Beziehung zu A, die schon länger kränkelt und an der vielleicht nur noch durch Gewohnheit festgehalten wird, um dem Alleinsein zu entfliehen. Gleichzeitig ist der junge Mann seit einiger Zeit verliebt in P, sie haben sich über die Arbeit kennengelernt und waren eigentlich gute Freunde, doch er verspricht sich mehr davon. Eines Tages lädt P ihn ein, mit ihr eine Woche Urlaub zu machen. Die beiden reisen zusammen, doch eigentlich ist jeder für sich allein, denn er merkt, dass er es ihr nie recht machen kann, sie zieht sich zurück, weil er ihr so auf die Pelle rückt und sie mit seinen offensichtlichen Gefühlen nicht umgehen kann oder will, da sie nicht das Gleiche empfindet. Am Ende der Reise muss der junge Mann erkennen, dass er nicht nur A verloren hat, sondern auch die Freundschaft zu P durch sein Liebesgeständnis. Diese Erkenntnis zieht ihm den Boden unter den Füssen weg und er verzweifelt derart daran, dass er zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen, allerdings nicht ohne vorher Absicherungen getroffen zu haben, dass man ihn findet oder er rechtzeitig ins Krankenhaus kommt. Endlich sieht er ein, dass er nicht ohne fremde Hilfe aus seiner Stimmung herauskommt und vertraut sich Freunden, Familie und Therapeuten an, um endlich zu sich selbst finden zu können und die Niederschläge des Lebens und besonders in der Liebe zu verarbeiten.


    Dem Autor ist eine ganz besondere Geschichte gelungen, gibt er doch recht anschaulich die Gedanken- und Gefühlswelt seines Hauptcharakters wieder, so dass man als Leser hin- und hergerissen ist, weil man dem jungen Mann zu Hilfe eilen möchte. Die selbstkritische Auseinandersetzung mit seiner eigenen Person ist sehr gut reflektiert und man würde sich wünschen, dass mehr Menschen so in sich hineinhorchen, bevor sie irgendwelche Dinge tun, sagen oder initiieren. Die Suche des Mannes nach einer stabilen Liebesbeziehung rührt einen ans Herz und macht einen auch traurig, denn zeigt es doch auch die Verzweiflung und die Abhängigkeit zu einem anderen Menschen.


    Das Buch ist keines zum Nebenherlesen, sondern zum sich Einlassen und Nachdenken. Ein ganz besonderes Buch, schonungslos, herzergreifend aber auch realitätsnah. Eine absolute Leseempfehlung!


    Mehr als :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: wert!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten