Susanne Falk - Schöne Tage in Weimar

  • Allgemeine Informationen:


    320 Seiten
    Das Buch besteht aus 5 Teilen mit Handlungsorten in Italien, Weimar, München, Berlin, Dresden


    Autorin (Amazon):


    Susanne Falk, geboren 1976 in Kappeln an der Schlei als jüngstes von vier Kindern, studierte Germanistik an den Universitäten Rostock und Wien. 2008 promovierte sie an der Universität Wien mit einer Arbeit über den Journalisten und Schriftsteller Hans Habe. Von 1998 bis 1999 lebte sie in Rom, wo sie Luigi, dem Friseur aus „Das Wunder von Treviso“, begegnete. Heute lebt Susanne Falk mit ihrer Familie in Wien. „Das Wunder von Treviso“ ist ihr erster Roman.


    Inhalt (Amazon):


    Bei seiner ersten Begegnung mit Johann Wolfgang von Goethe ist der Bildhauer Ernst Rietschel noch ein junger Mann. Wir schreiben das Jahr 1829, und Rietschel darf seinen Meister Christian Daniel Rauch ins Haus des Dichterfürsten begleiten, von dem dieser eine Statuette angefertigt hat. Zuerst hält sich Rietschel noch vornehm zurück, aber dann schlägt er Korrekturen an Goethes Augen und Hals vor, die ihm zu «faltig» bzw. zu «fett» erscheinen.
    Goethe nimmt es mit Humor, nur Rauch schwört seinem Schüler, ihn eigenhändig übers Knie zu legen, falls er es noch mal wage, den Geheimrat zu beleidigen und ihn einen alten und dicken Mann zu nennen. Doch es kommt ganz anders. Dreiundzwanzig Jahre später tritt der in die Jahre gekommene Rauch den wichtigsten Auftrag seines Lebens an seinen begabten Schüler ab: Die Gestaltung des Goethe-Schiller-Denkmals in Weimar. Von nun an hat Rietschel mit ganz anderen Problemen zu kämpfen …


    Meine Meinung:


    Die Autorin, die Nachfahrin des Künstlers Ernst Rietschel ist, beschreibt in dem Roman eine wichtige Arbeit Ihres Vorfahren. Dabei nimmt sie sich einige künstlerische Freiheiten, hält sich aber sonst an die historischen Begebenheiten.


    Der junge Ernst Rietschel begegnet in jungen Jahren Johann Wolfgang von Goethe. Damals ahnt er nicht, dass er Jahre später den Auftrag bekommt, ein Denkmal von Goethe und Schiller für den Platz vor dem Weimarer Nationaltheater zu erstellen. Eigentlich hat sein Meister Christian Rauch diesen Auftrag erhalten. Aufgrund anderer Verpflichtungen und der immer wieder aufkommenden Diskussionen über die Gestaltung, tritt er diesen Auftrag an Rietschel ab. Auch diesen kostet der Auftrag einiges an Nerven und droht immer mal wieder zu scheitern, da neben den König von Bayern (Ludwig I.) als Hauptgeldgeber auch das Weimarer Denkmalkomittee mitreden will (insbesondere Franz Liszt und seine Geliebte Caroly von Sayn-Wittgenstein).


    Hinzu kommt sein turbulentes Privatleben. Der Künstler ist 3x verwitwet (seine Ehefrauen sind jeweils im Kindbett gestorben) und nun zum vierten Mal verheiratet. Friederike kümmert sich liebevoll um die 4 Kinder und steht Ernst Rietschel mit Rat und Tat zur Seite. Die Szenen im Hause Rietschel sind dabei besonders lebendig beschrieben und bereiten viel Freude beim Lesen. Dazu trägt u.a. auch Hans Christian Andersen bei. Die Familie lernt den Dichter im Urlaub wieder und schließt Freundschaft mit ihm. Besonders die Kinder haben den "verfressenen" Dichter ins Herz geschlossen und lauschen neugierig seinen Märchen. Das führt u.a. dazu, dass die Haushälterin eines Tages die Streichhölzer im Haus sucht. Sie findet dies schließlich bei den größeren Jungs, die die Geschichte vom Mädchen mit den Schwefelhölzern "nachspielen" wollen. Das Verhältnis von Ernst Rietschel und Friederike wird ebenfalls sehr liebevoll beschrieben. So sorgt sie sich immer wieder angesichts des angegriffenen Gesundheitszustand des Künstlers, dem die Arbeit im kalten Atelier immer wieder zu schaffen macht. Zudem muss er an seiner geistigen Gesundheit zweifeln, da er während der Arbeit nachts "Besuch" der Geister der verstorbenen Dichter Goethe und Schiller bekommt, die sich herrliche Wortgefechte liefern und selbstverständlich ihre eigene Meinung zu Ihrer Statue haben. Insbesondere Goethe will dabei ein vorteilhaftes Bild von sich zeigen und besonders jugendlich in Erinnerung bleiben. Die Herren erscheinen dabei immer im aktuellen Denkmalszustand. Solange hier die Kleidung fehlt, erscheinen auch die beiden Dichter nackt.


    Doch allen Schwierigkeiten zum Trotz: Ernst Rietschel beendet seine Arbeit und auch der Guß des Denkmals in München klappt problemlos. Am Ende sind alle mit seiner Umsetzung zufrieden, als das Denkmal 1857 feierlich eröffnet wird.


    Das Buch, welches auch optisch ein Hingucker ist, habe ich von einer Kollegin empfohlen bekommen und mit Freuden gelesen. Als geborene Thüringerin kenne ich zwar das besprochene Denkmal, aber bis zu dem Roman kannte ich den Namen Ernst Rietschel nicht. Das hat sich nun zum Glück geändert. Von mir volle Punktzahl für den Roman :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und eine klare Leseempfehlung.

    "Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist." (Dalai Lama)


    :study: 2014: 18 Bücher mit 10.009 Seiten (2013: 63 Bücher mit 27.710 Seiten)