Klappentext:
Als es die Forststudentin Anja Grimm ausgerechnet in jene entlegene Gegend im Bayerischen Wald verschlägt, wo sie als kleines Mädchen mit ihren Eltern Urlaub gemacht hat, holt sie der Alptraum ihrer Kindheit ein: Kurz nach ihrer Ankunft wird im gleichen Waldstück, wo vor zwanzig Jahren ihr Vater spurlos verschwand, der geistig zurückgebliebene Xaver Leybach erhängt aufgefunden. Und dies soll nicht der einzige Todesfall bleiben, der durch Anjas Auftauchen ausgelöst wird.
Schon bald erregt Anja mit ihrem Verdacht, dass Xaver etwas über das Verschwinden ihres Vaters wusste, nicht nur bei den Dorfbewohnern Misstrauen und Feindseligkeit. Selbst die Polizei reagiert äußerst reserviert auf ihre Nachforschungen. Und als sichtbar wird, dass die junge Frau die Zeichen des Waldes lesen kann wie ein offenes Buch, steht eine furchtbare Entscheidung an. (von der Verlagsseite kopiert)
Zum Autor:
Wolfram Fleischhauer, geboren 1961 in Karlsruhe, ist einer der wenigen deutschen Autoren, denen es gelingt, Anspruch und Spannung für ein großes Publikum zu verbinden. Mit „Schweigend steht der Wald“ knüpft er den Erzählfaden seiner Erfolgsbücher „Drei Minuten mit der Wirklichkeit“ und „Die Frau mit den Regenhänden“ weiter – in einem kleinen Dorf am Rande der Republik. (von der Verlagsseite kopiert)
Mehr zum Autor hier: http://www.wolfram-fleischhauer.de/biografie.html
Allgemeine Informationen:
Aus wechselnden personalen Perspektiven, hauptsächlich der von Anja Grimm erzählt.
Chronologischer Aufbau nach den Ereignissen der Jetztzeit.
60 Kapitel auf 398 Seiten, Nachwort mit Danksagungen.
Inhalt:
Johannes Grimm, Lehrer von Beruf und interessiert an Natur- und Umweltschutzschutz und Geschichte, liebevoller Vater und Ehemann, kommt von einem Waldspaziergang während des Familienurlaubs in Haingries in Bayern nicht zurück. Obwohl die Polizei Ermittlungen anstellt, hat man auch nach 20 Jahren noch keine Spur gefunden.
Nun soll seine Tochter Anja, Forstwirtschaftsstudentin, während ihres Praktikums beim Forstamt Waldmünchen ausgerechnet das Gebiet kartieren, in dem ihr Vater verschwand. Gleich die ersten Begegnungen mit den Einwohnern, die über ihr unvermutetes Auftauchen nicht erfreut scheinen, sind befremdlich und verlaufen gefährlich für Anja.
Diejenigen, die noch etwas wissen über das mysteriöse Geschehen vor 20 Jahren, rotten sich zusammen, beschwören alte Geheimbünde erneut und hoffen auf Anjas baldige Abreise. Doch stattdessen kommt es in dem beschaulichen Dorf zu einem Mord und einem Selbstmord.
Eigene Meinung / Bewertung:
Ein Mensch verschwindet, bleibt jahrzehntelang unauffindbar – sicher kein neues Thema für die Kriminalliteratur. Aber was Fleischhauer aus diesem Motiv macht, weicht vom gängigen Schema der Familientragödien und –geheimnisse ab. Wie in seinen Büchern zuvor stellt er das Geschehen im Mittelpunkt in den größeren Zusammenhang historischer Ereignisse, aber anders als in den meisten Vorgängerbänden schafft er diesmal keine komplexe Verknüpfung zweier Handlungsebenen, sondern schildert die Ereignisse der Vergangenheit durch Gespräche und Aktionen der Figuren in der Jetztzeit. Dadurch wird das Buch zwar eingleisiger, aber leichter lesbar und verständlicher.
Fährtensuche in der Natur aufgrund von Vegetation, Wachstum und Bodenbeschaffenheit kannte man bisher aus Büchern über Indianer oder Naturvölker. Hier versieht der Autor seine Protagonistin mit diesem Talent. Da man ihn als akribischen Rechercheur kennt, der im Nachwort Forstbeamten und artverwandten Berufen dankt, kann man davon ausgehen, dass Anjas fiktive Beobachtungen in der Realität möglich wären.
Doppelt unnötig und ärgerlich ist jedoch die Vergewaltigungsszene. Doppelt unnötig, weil sie zum einen für den weiteren Handlungsverlauf und für die Lösung keine Rolle spielt – sie steht ohne Anbindung an das Geschehen isoliert und nutzlos (man wundert sich, dass einem routinierten Könner wie Fleischhauer so etwas passiert); zum anderen fragt man sich: Wozu so viele widerliche Details?
Fleischhauer-Leser finden mit diesem Buch wieder einen gewohnt fesselnden, facettenreichen Roman, der eher an „Torso“ anknüpft als an die früheren Bände.
Fazit:
Unterhaltsame, spannende Lektüre, die wegen mangelnder Komplexität in der Personen- und Handlungsführung die Erstklassigkeit nicht erreicht.