Peter Henning - Ein deutscher Sommer

  • Das „Gladbecker-Geiseldrama“ der beiden kriminellen und polizeibekannten Initiatoren Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner im August des Jahres 1988 ist 25 Jahre her, bei dem drei Menschen ihr Leben lassen mussten. Diese furchtbare Geschichte ist in vermehrter Hinsicht in die Annalen der deutschen Geschichte eingegangen. Da waren zum einen die zu beklagenden Opfer, die aufsehenerregende Flucht der Täter, über die penetrante Mitteilungssucht der Medien auf allen Kanälen mit Live-Interviews der Täter und mit schrecklichen Bildern der ängstlichen Opfer, die mit einer Pistole am Kopf in die Kameras schauen mussten und mit der geradezu dilettantischen Polizeiarbeit, die in einer Katastrophe endete.


    Passend zum Tag der Erinnerung wurde „Ein deutscher Sommer“ von Peter Henning herausgebracht. Nach einigen Interviews mit dem Autor im Radio und dem eigenen Interesse, die Aufarbeitung dieses dramatischen Ereignisses zu erfahren, dass man selbst zur damaligen Zeit durch Fernsehen und Zeitungen mitverfolgt hatte, war man gespannt, was das Buch nun an neuen Erkenntnissen offenbaren würde oder einfach nur mal die wahre Geschichte in ihrem Gesamtablauf zu lesen. Doch weit gefehlt!


    Der Schreibstil ist einfach nur als abgrundtief schlecht und abgehackt zu bezeichnen. Der Autor ergeht sich sehr detailliert in sämtlichen Nebensächlichkeiten, die man sich nur vorstellen kann. Er erzählt mit seinen Schachtelsätzen so viele Einzelschicksale, dass man am Ende des Satzes den Beginn schon wieder vergessen hat. Was alle diese Personen wirklich mit dem eigentlichen Drama zu tun haben, erschließt sich dem Leser leider nicht. Man kann keinen Bezug zu diesen Menschen herstellen, weil sie irgendwie nicht echt wirken, da ist nichts herausgearbeitet, sondern einfach nur lieblos aufgezählt. Warum man Personen dazu erfinden muss, wenn man eine wahre Geschichte erzählen will, ist auch nicht ersichtlich. Sicher hätte es über die Beteiligten und vor allem über die Opfer Wichtigeres zu berichten gegeben.


    Dieses Buch hätte ein gutes sein können, wenn man sich an das eigentliche Thema gehalten hätte. So ist es nur sterbenslangweilig und leider überflüssig.


    Hierfür gibt es maximal :bewertung1von5: . Mehr geht einfach nicht.

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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ich habe dieses Buch heute an anderer Stelle hier im Forum erwähnt und @freddoho hat mich auf diese Rezension aufmerksam gemacht und gemeint, ich könnte meinen Senf zu dem Buch doch auch in diesem Thread abgeben. :)


    Daher nun meine Anmerkungen auch an dieser Stelle.


    Ich muss aber vorausschicken, dass ich von den 600 Seiten des Buches bislang erst etwa 120 gelesen habe. Theoretisch könnte das Ganze also noch besser werden, aber offen gesagt, glaube ich nicht daran, momentan bin ich von diesem Buch jedenfalls sehr genervt.


    Es geht darin um das Gladbecker Geiseldrama im Sommer 1988. Für diejenigen unter uns, die sich nicht an diese Sache erinnern (es gibt hier ja auch einige jüngere, die das Ganze nicht miterlebt haben): Damals haben zwei Typen eine kleine Bankfiliale in Gladbeck überfallen und die beiden anwesenden Angestellten als Geiseln genommen. Sie sind mit den Geiseln (und mit einigen 100.000 DM Beute) geflohen und, zunächst in einem ihnen gestellten Fluchtwagen, später in verschiedenen gestohlenen Fahrzeugen, kreuz und quer durch Deutschland gefahren. Die Geiseln haben sie dabei auch ausgetauscht, insbesondere indem sie in Bremen einen Stadtbus gekapert und die dortigen Fahrgäste als weitere Geiseln genommen haben. Leider sind auch mehrere Menschen ums Leben gekommen, zwei der Geiseln und ein Polizist.


    Besonders eigenartig, irritierend und bedrückend war die Tatsache, dass das alles vor den Augen der Öffentlichkeit stattfand und zwar dadurch, dass die Bankräuber permanent von der Presse verfolgt, fotografiert und gefilmt wurden und sogar (während sie eigentlich auf der Flucht waren) etliche Interviews gegeben haben. Es war sozusagen ein Verbrechen, das live vor laufenden Kameras verübt wurde. Ich habe es damals nicht im Fernsehen oder im Radio verfolgt, denn irgendwie hatte ich es nicht direkt mitbekommen. Mir ist erst als die ganze Sache beendet war, aufgegangen, was sich da gerade abgespielt hatte und im Nachhinein war ich auch froh, dass das Ganze zunächst an mir vorbeigegangen war, denn ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich es geschafft hätte, mich nicht als Schaulustiger vor die Glotze zu setzen und mir (aus sicherer Entfernung) die Interviews mit den Tätern anzusehen.


    Soweit zum Hintergrund des Romans. Wie allerdings schon eingangs erwähnt, finde ich das Buch bislang sehr nervig. Der Schreibstil ist irgendwie hölzern und umständlich. Permanent wird zwischen verschiedenen Protagonisten hin- und hergewechselt, wobei man nicht weiß, was diejenigen jeweils mit der ganzen Geschichte zu tun haben. Und außerdem denken die meisten der handelnden Personen irgendwie dauernd an Sex – das passt einfach nicht zu solch einem Buch und so einer Geschichte (und zwar auch dann nicht, wenn man davon ausgeht, dass sie jeweils in ihrem Alltag dargestellt werden sollten, aus dem sie durch ihre jeweilige Verwicklung in die Angelegenheit herausgerissen wurden).


    Empfehlen kann ich dieses Buch daher leider nicht.

    Bemerkung meines Vaters beim Anblick meiner Bücherberge: "Wir haben ja alle unsere Macken... und du hast deine Bücher!"