Nina George - Das Lavendelzimmer

  • Klappentext:
    Er weiß genau, welches Buch welche Krankheit der Seele lindert: Auf seinem Bücherschiff, der »literarischen Apotheke«, verkauft der Pariser Buchhändler Jean Perdu Romane wie Medizin fürs Leben. Nur sich selbst weiß er nicht zu heilen, seit jener Nacht vor 21 Jahren, als die schöne Provenzalin Manon ging, während er schlief. Sie ließ nichts zurück außer einem Brief – den Perdu nie zu lesen wagte. Bis zu diesem Sommer. Dem Sommer, der alles verändert und Monsieur Perdu aus der kleinen Rue Montagnard auf eine Reise in die Erinnerung führt, in das Herz der Provence und zurück ins Leben. (von der Verlagsseite kopiert)


    Zur Autorin:
    Die Publizistin Nina George, geboren 1973, arbeitet seit 1992 als freie Journalistin, Schriftstellerin und Kolumnistin. George schreibt Wissenschaftsthriller und Romane, Reportagen, Kurzgeschichten sowie Kolumnen. Ihr Roman „Die Mondspielerin“ erhielt 2011 die DeLiA, den Preis für den besten Liebesroman. Für ihren Kurzkrimi „Das Spiel ihres Lebens“ wurde Nina George 2012 mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet. Ihr Roman „Das Lavendelzimmer“ stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde von der Presse begeistert besprochen. Unter ihrem Pseudonym Anne West gehört Nina George zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Erotikautorinnen. Nina George ist verheiratet mit dem Schriftsteller Jens J. Kramer und lebt im Hamburger Grindelviertel. Mehr über die Autorin unter www.ninageorge.de. (von der Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Mischung aus Liebesgeschichte und „Road-Movie“, durchsetzt mit Rückblenden aus Jeans Erinnerungen und Tagebucheintragungen Manons.
    Erzählt aus der personalen Perspektive des Protagonisten.
    361 S. Erzählung, 9 S. Kochrezepte, 8 S. „Jean Perdus literarische Notapotheke von Adams bis von Arnim“, Dank, insgesamt 382 Seiten.


    Inhalt:
    Jean lebt in einem Pariser Mietshaus, am Ufer der Seine liegt sein Boot, die pharmacie litteraire, auf dem er Bücher wie Medizin verkauft. Gegen jede Krankheit von Körper und Seele hat er den passenden Buchtipp auf Lager. Nur gegen seinen eigenen Kummer, seine Einsamkeit und Isolierung ist kein Kraut gewachsen. Seine Erinnerungen an Manon, die ihn vor 20 Jahren ohne Kommentar verließ, hat er in ein Zimmer seiner Wohnung gesperrt, das violett gestrichene „Lavendelzimmer“. Die Zimmertür hat er mit Bücherregalen verbarrikadiert. Um seiner mittellosen Nachbarin einen Tisch zu schenken, muss er das Zimmer aufbrechen. Als Folge wird er eine Entdeckung machen, die den Blick auf die letzten 20 Jahre verändert, ihn schamerfüllt zurücklässt und zu einem spontanen Schnitt in seinem Leben veranlasst: Er begibt sich mit seiner schwimmenden Buchhandlung auf eine Reise in den Süden Frankreichs auf Flüssen und Kanälen. Unterwegs schließen sich ihm drei Fahrgäste an, die auch auf der Suche nach einem anderen Leben sind. Weil niemand Geld besitzt, dienen die Bücher als Zahlungsmittel und werden gern genommen.


    Eigene Meinung / Bewertung:
    Eine begeisternde Idee als Ausgangspunkt: die Bücher-Apotheke, vertäut am Seineufer in einem Paris, das so recht nach dem Geschmack frankophiler Touristen geschildert ist. Der erste Teil des Buches fesselt noch: Man fühlt mit dem armen Jean, der die Erinnerungen an seine große Liebe so fest eingesperrt hat, dass er nicht einmal den Namen der Geliebten zu denken wagt. Doch die Begegnung mit Catherine, der ersten Frau, die ihn seit 20 Jahren interessiert, und der Fund eines alten Briefs ändert alles.
    Dass der Weg zu einem neuen Leben oft mit einem Aufbruch aus der gewohnten Umgebung und einer Reise ins Ungewisse beginnt, haben viele Bücher und auch das reale Leben selbst oftmals thematisiert und bewiesen. Dass dieser Weg durch Flüsse und Kanäle statt über die Straße führt mit einem Kapitän, der noch nie ein Boot gesteuert, macht das Ganze noch reizvoller. Auf einer schematisierten Karte am Anfang des Buches kann man die Tour verfolgen.
    Merkwürdig, dass nicht nur die erweiterte Belegschaft an Bord, sondern auch sämtliche Leute, denen Jean während der Reise und am Ziel begegnet, freundlich, nett, hilfsbereit, kameradschaftlich und sympathisch sind. Kein Mensch mit Ecken und Kanten dabei, kein Schurke, kein Lump. 360 Seiten Kuschelgefühl ohne Auseinandersetzung und ohne Konflikte. Schwer erträglich, dass die Lebensweisheit hinter jeder Flussbiegung lauert und mit erhobenem Zeigefinger psychologische Allgemeinplätze über Freiheit, Liebe und Selbstfindung auf Protagonist und Leser schießt.
    Und dann Südfrankreich, die Provence. Sonne. Meer. Lavendelfelder. Weingüter. Und wieder freut sich der Frankophile.
    Am Ende gefällt die Szene, in der Jean sich versöhnt, eindrucksvoll, dabei gleichzeitig zurückhaltend.


    Fazit:
    Ein leicht zu lesender Roman mit originellen Ideen und einprägsamer Atmosphäre, der leider passagenweise ins Banale, Schablonenhafte abrutscht.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Vielen Dank Marie für diese tolle Rezi :thumleft:


    Ich habe das Buch ebenfalls vor einigen Tagen beendet und stimme deiner Meinung vollkommen zu. Zu Beginn war ich von der Idee dieses Buches sehr gefesselt und fand das Thema, Leiden mit Büchern entgegenzukommen, super. Allerdings fand ich ebenfalls, dass das Buch immer weiter ins Banale abrutschte. Wirklich schade, aus der Story hätte man mehr machen können.

    "Es ist egal, was du bist, hauptsache ist, es macht dich glücklich." (Farin Urlaub)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig." (Ernst R. Hauschka)


  • aus der Story hätte man mehr machen können.


    Neben den banalen Lebensweisheiten, mit denen das Buch gefüllt ist, und die das einzige sind, was Jean von der Fahrt mitnimmt, fehlt mir auch die Handlung. Außer einer kleinen Rangelei auf dem Tanzfest, als die Besatzung mit einheimischen Mädchen und Frauen Tango tanzt und von eifersüchtigen Männern gejagt wird, passiert während der gesamten Reise nichts. Nur in Jeans Inneren dreht und wendet sich alles. Aber das ist mir zu wenig.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Oje, das Buch hatte ich mir auf Empfehlung einer lieben Bekannten gekauft (deren Lesegeschmack aber nicht unbedingt meiner ist) und auch schon begonnen zu lesen. Mir war zu dem Zeitpunkt nach eienm Wohlfühlbuch, aber dann hatte ich doch eher wenig Lesezeit. Jetzt sollte ich es wohl mal wieder zur Hand nehmen und schauen zu wessen Meinung ich dann eher tendiere.

    "Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler" (Philippe Dijan)


    Tauschgnom

  • Jean Perdu wurde vor 21 Jahren von Manon verlassen. Der Brief, den sie ihm geschrieben hat, hat er nie gelesen und bewahrt ihn im Lavendelzimmer auf. Ein grosser Fehler, wie sich nun herausstellt. Er verlässt Paris mitsamt seiner Schiffsbuchhandlung "literarische Apotheke" und dem Erfolgsautor Max Jordan, der gerade mit einer Schreibblockade kämpft. Auf ihrer Reise, auf Flüssen und Kanälen, in Richtung Provence kommen beide ihren Sehnsüchten näher.


    Das Buch überrascht immer wieder mit Handlungen, neuen Figuren und vor allem mit einer wunderbar poetischen Sprache.
    Ein wunderschöner Roman über das Leben, die Liebe und Sehnsüchte. Faszinierend, teilweise traurig, aber immer bezaubernd. Obwohl ich das Buch auf meinem Kindle gelesen habe, hab ich es mir als Papierbuch gekauft – dies ist eins der seltenen Bücher, von dem man die sprachlich wunderschönen Sätze nicht nur auf der Zunge zergehen lassen, sondern auch im Buch farbig anstreichen muss, damit man sie immer wieder lesen kann.
    „Das Lavendelzimmer“ war mein erstes Buch von Nina George, und auf jeden Fall nicht das Letzte!

  • Bisher kann ich mich der hier vertretenen Meinung überhaupt nicht anschließen, denn ich finde das Buch wunderbar. Der Schreibstil ist schön flüssig, die Sprache teilweise bildhaft und sehr schön zu lesen. Die Handlung finde ich bisher auch wunderschön. Der Roman hat bis jetzt jeden Nerv meines Leseherzens getroffen.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Ich fand vor allem den Schreibstil toll-das Buch hat mich sehr berührt.Ich hatte Tränen in den Augen, Gänsehaut und musste auch schmunzeln.
    Das passiert mir nicht sehr oft.


    Allerdings hat sich das Buch gegen Ende der Geschichte etwas in die Länge gezogen und deswegen habe ich
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: vergeben

  • Klappentext:


    Er weiß genau, welches Buch welche Krankheit der Seele lindert: Der Buchhändler Jean Perdu verkauft auf seinem Bücherschiff "pharmacie litteraire" Romane wie Medizin fürs Leben.Nur sich selbst weiß er nicht zu heilen, seit jener Nacht vor enundzwanzig Jahren, als die schöne Provenzalin Manon ging, während er schlief. sie ließ nichts zurück außer einem Brief- den Perdu nie zu lesen wagte. Bis zu diesem Sommer.Dem Sommer, der alles verändert und Monsieur Perdu aus der kleinen Rue Montagnard auf eine Reise in die Erinnerung führt, in das Herz der Provence und zurück ins Leben.


    Meine Meinung:


    Das Buch zu lesen ist wie ein kleines Päckchen mit getrockneten Lavendelzweigen langsam aufzumachen. Der Duft verbreitet sich dann so langsam. Ein wunderschönes Buch mit Lebensweisheiten, die einem das Herz erwärmen.
    Die Mitbewohner des Hauses No. 27 sind allesamt total sympathisch. Obwohl ich noch am Anfang bin, hab ich den herzlichen Bücherverkäufer sehr ans Herz gewonnen. Ich glaube auch wirklich daran, dass die Bücher die Kraft haben die Seele zu heilen, und dann so liebevoll ausgesucht...Ich kann kaum noch erwarten wie es weiter geht.

  • Das Buch hatte ich vor kurzem in der Hand und habe überlegt ob ich mir es kaufen soll.
    Beim nächsten Bücher shoppen darf es mitkommen. :)

    :study: Astrid Lindgren - Immer dieser Michel


    :study: 2020/16 Bücher :study: 3793 Seiten

    :study: 2019/30 Bücher :study: 13871 Seiten
    :study: 2018/23 Bücher :study: 10288 Seiten
    :study: 2017/40 Bücher :study: 17393 Seiten
    :study: 2016/56 Bücher :study: 24428 Seiten
    :study: 2015/43 Bücher :study: 16124 Seiten
    :study: 2014/56 Bücher :study: 23388 Seiten

  • @talisha
    Ja,das sind die sind u.a. die wunderschönen Sätze die das Buch ausmachen, und es wird auch nicht mein letztes Buch von Nina George sein.
    Am meisten gefiel mir der Anfang und das Ende des Buches-man kommt einfach nicht umhin mitzufühlen.Es stimmt, man musste sich in der Mitte ein bisschen durchkämpfen, aber es ist trotzdem ein schönes Buch.

  • Das Buch werde ich jetzt anfangen zu lesen!

    “Ich werde die Sterne durchwandern, mich in dem Duft von Blumen kleiden, in den Farben von Regenbögen, in dem Funkeln von Sternen und in allen anderen Sprachen des Lebens, um dir einmal wieder zu begegnen.” (Traum deines Herzens)

  • hallo allerseits,


    natürlich könnte man an "Das Lavendelzimmer" noch einiges ausbauen und vielleicht etwas mehr Substanz oder Handlung einbauen. Ich fand das Buch sehr berührend und hätte gern noch mehr Zeit im Buch drin verbracht, aber leider waren keine Buchseiten mehr übrig.
    Von mir gibts dazu eine klare Leseempfehlung, aber man sollte eben nicht zu viel davon erwarten. Die Autorin hat Potenzial, mit noch mehr Übung werden da sicher noch etliche richtig gute Bücher von ihr zu lesen sein.

  • Ich habe das Buch heute ausgelesen und musste am Schluss weinen :uups: ...Ich stimme Magnolie zu, Anfang und Ende waren am schönsten, und in der Mitte, ja, hat es sich ein bisschen gezogen. Hat mich aber nicht weiter gestört, ich fand auch unheimlich viele Sätze, die Sprache, und die Beschreibungen der französischen Flusslandschaft und der Provence wunderschön.
    Am meisten betrübt hat mich, dass das Buch "Südlichter" von Sanary nur Fiktion ist. Ich hätte es so gerne gelesen :wink:
    Ein sehr gelungenes Buch, dass ich von Herzen weiter empfehlen kann.

    Ruhe, Stille, Sofa und eine Tasse Tee gehen über alles.


    Theodor Fontane

  • @talisha
    Ja,das sind die sind u.a. die wunderschönen Sätze die das Buch ausmachen, und es wird auch nicht mein letztes Buch von Nina George sein.


    Da kann ich total zustimmen. Ich hab mir ein paar Sätze raus geschrieben (hab das Buch aus der Bibliothek) weil ich sie so toll fand.


    Ich finde das Buch liest sich nicht unbedingt leicht. Die Sätze sind ziemlich lang und manchmal musste ich sie 2x lesen... Mag aber auch daran liegen das ich mich momentan einfach nicht gut konzentrieren kann. Es wurde dann zum Ende hin aber besser finde ich.


    Ansonsten fand ich die Geschichte zum Ende hin eigentlich eher sogar besser. Das Ende ist super geworden, in manchen Büchern hat man ja das Gefühl die geforderte Seitenzahl war erreicht, nun noch schnell das Ende zusammen fassen. Hier ist das garnicht so da passt alles und das Ende ist "rund".
    Die Geschichte ist aus dem Leben gegriffen. Man kann sich gut in Perdu rein versetzen und mit ihm fühlen.Am Anfang bin ich nicht so recht mit ihm warm geworden, das wurde aber besser und zum Schluss hab ich ihn mir auch ganz anders vorgestellt als am Anfang.


    Was mir auch sehr gefallen hat war, dass hier keine Illusionen aufgebaut werden, wenn du dieses und jenes machst löst sich dein Problem.


    Ich finde es ist wirklich gut beschrieben welche Veränderungen passieren, passt alles und man kann dem Ganzen gut folgen.


    Also für mich ein wirklich empfehlenswertes Buch dem ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne gebe. :)

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Inhaltsangabe:


    Zitat von Nina George

    „Immer hatte er die Anwesenheit der Bücher als Schutz empfunden. Er hatte die ganze Welt in seinem Schiff gefunden, alle Gefühle, jeden Ort und alle Zeiten. Er hatte nie reisen müssen, und ihm hatten die Gespräche mit Büchern genügt … mitunter hatte er sie höher geschätzt als Menschen.
    Sie waren weniger bedrohlich.“

    (Seite 215-216 von 316)


    Dieses Zitat beschreibt ungefähr, wie Jean Perdu tickt. 50 Jahre alt, einsam und Literarischer Pharmazeut, der auf seinem Schiff „Literarische Apotheke“ (das verankert auf der Seine/ Paris liegt) nur Bücher verkauft, die seine Kunden auch wirklich brauchen. Und 21 Jahre war das Lavendelzimmer verschlossen und sein Herz und sein Leben dort eingesperrt. Doch nun zieht eine neue Nachbarin ins Haus und sie hat keine Möbel. Er öffnet die verschlossene Tür zum Lavendelzimmer und sieht seine große Liebe Manon noch immer dort in seinen Gedanken sitzen. Doch in diesem Zimmer ist ein Tisch und ein Stuhl, den Catherine, seine neue Nachbarin, dringend braucht. Mit großer Anstrengung bringt er ihr den Tisch, um dann am nächsten Tag zu erfahren, dass sich dort in der Schublade des Tisches noch ein ungeöffneter Brief befindet: Von Manon!


    Als sie ihn vor 21 Jahren plötzlich und über Nacht verlassen hatte, hörte sein Herz auf zu schlagen, seine Welt wurde immer kleiner und er versteckte sich stets hinter Büchern. Den Brief, den sie ihm hinterlassen hatte, las er nie – bis Catherine ihn darum bittet und was er liest, erschüttert ihn in seinen Grundfesten. So sehr, dass er mit seinem Schiff Lulu und dem erfolgreichen Schriftsteller Max Jordan auf der Seine aufbricht. Und er merkt selbst, dass diese Reise sein Leben und seine Gefühlswelt für immer verändern wird.


    Mein Fazit:


    Über ein Jahr lag dieses Buch schon auf meinem SuB und das ich es endlich gelesen habe, ist größtenteils der Tatsache geschuldet, dass ich in den Urlaub nicht so viele Print-Bücher mitgenommen habe (zwei, um ganz genau zu sein). Da ich sehr viel gelesen habe, bot es sich nun an, dieses Buch zu lesen, welches schon die ganze Zeit auf meinem Tablet wartete.


    Ich wußte überhaupt nicht mehr, wovon es handelt, also ging ich völlig ohne irgendwelche Erwartungen ran und tauchte in eine wunderbare Geschichte voller Poesie, feinsinnigen Humor und völlig schrägen Charakteren. Jean Perdu ist natürlich die Hauptfigur, der von seiner großen Liebe – Manon – so schwer enttäuscht wurde, dass er sich nie davon erholte. Nein, er verbot sich sogar so etwas wie Trauer. Seine Welt ist klein, er hat keine Freundschaften, nur die Nachbarn gehen ihm manchmal auf den Keks und die bereits geschiedenen Eltern zanken sich auch zuweilen. Ansonsten hat er nur seine Bücher und Lulu, seine literarische Apotheke! Jeden Kunden betrachtet er genau und stellt geschickte Fragen, um ihnen dann das Buch zu verkaufen, was sie dringend brauchen, um wieder ihren Seelenheil zu finden. Als er das Lavendelzimmer, dessen Tür er damals zumauerte und hinter eine Bücherwand versteckte, nach langer Zeit wieder öffnet, spürt er, dass Veränderungen bereit stünden – große Veränderungen! Und als er sich Catherine, der neuen Nachbarin, nähern wollte, merkte er, dass er es nicht konnte. Sein Herz war noch nicht frei. Und so macht er sich auf die abenteuerliche Reise mit seinem Schiff und Max Jordan, dem erfolgreichen Schriftsteller, dem nichts mehr einfiel und der von seinen Fans verfolgt wurde. Gemeinsam mit zwei weiteren illustren Figuren (eine liebenswerter als die andere) erlebt Perdu dann eine Reise, aus der er ein anderer Mensch wird. Doch der Weg ist und die Abenteuer herzerfrischend und bezaubernd, untermalt mit einem sehr feinsinnigen Humor!


    Die Autorin hat eine große Liebe für die Sprache und skurilen wie auch liebevollen Figuren. Das merkt man auf jeder Seite. Gelegentlich erwischte ich mich dabei, mir das Bild vor meinem inneren Auge auszumalen, was sie da beschrieb. Da sie sehr detailreich erzählt, konnte ich mir das gut vorstellen, auch wenn mein inneres Bild sicher nicht so komplett war die wunderschöne Erzählart es vermochte. Zwei oder drei Stellen in dem Buch waren mir dann etwas langatmig, da verfiel die Autorin dann in eine wahre Erzählwut, aber es war nicht lang und auch nicht so schlimm.


    Es ist ein wunderschönes Buch um Träume, Liebe, Tod, Trauer und gleichzeitig auch Hoffnung und Selbstkenntnis. Ein Buch mit großer Erzählkunst geschrieben und vielen liebevollen Details zur französischen Flora und Fauna. Für mich ganz klar ein Fünf-Sterne-Buch mit nachdrücklicher Lese-Empfehlung. Und ich bin sicher, ich werde noch das eine oder andere Buch von ihr lesen.


    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.

  • Zum Inhalt



    Der 384-seitige Roman "Das Lavendelzimmer" handelt von dem Buchhändler Jean Perdu, der in Paris auf seinem Bücherschiff - einer literarischen Apotheke - lebt. Das Besondere an Jean Perdu ist,dass er jede Krankheit der Seele zu erkennen vermag und zudem genau
    weiß, welches Buch welche Krankheit der Seele lindert. So beschreibt Jean Perdu selbst: "ein Buch ist Medizinier und Medizin zugleich. Es stellt Diagnosen und ist Therapie. Die richtigen Romane mit den passenden Leiden zusammenzubringen: Das ist die Art, wie ich Bücher verkaufe." (ebook, S. 28) Leider vermag der charismatische und leidenschaftliche Buchhändler nur seiner eigenen Traurigkeit nicht zu helfen, die sich in seiner Seele vor 21 Jahren manifestierte, als er von seiner großen Liebe Manon verlassen wurde ... ihm blieb nichts als ein Brief von ihr, den er jedoch nie zu lesen wagte. Bis zu jenem Sommer, der alles veränderte ...


    Meine Meinung


    Zunächst muss ich vorausschicken, dass ich an dieses Buch sehr hohe Erwartungen gestellt habe. Sicherlich aufgrund des Bekanntheitsgrads der Autorin, der diversen Aufzeichnungen und nicht zuletzt aufgrund der vielen Leseempfehlungen vieler Blogger und Booktuber. Ich muss gestehen, dass ich anfangs nur sehr schwer in die Geschichte hinein fand, da dieser detailreiche und ausschweifende Schreibstil doch etwas anderes bot, als das, mit dem ich gerechnet habe. Doch auf Anhieb faszinierte und berührte mich der Gedanke einer literarischen Apotheke, ja, diese Liebe des Buchhändlers zu seinen Büchern und auch die vielen Aussagen diesbezüglich. Besonders schön fand ich ich die Bezugnahme von Nina George zu anderen literarischen Werken und war jedes Mal gespannt, ob ich die von ihr zitierten Bücher bereits kennen (und nebenbei bemerkt waren einige Buchtipps mit dabei! :) Ich erkannte bald, dass das Buch an sich sehr ruhig dahin plätscherte und die Stärke eindeutig in der Sprach-, Wort- und Bildgewandtheit der Autorin und nicht einer actionreichen Handlung zu suchen war, wenngleich die Handlung selbst unheimlich anrührend und tiefgründig war. Es geht um einen Menschen, der sich auf die Suche nach seinem verlorenen Leben macht und der sich schlussendlich wiederfindet. Das Buch ist für mich sprachlich einmalig
    schön und falls man noch keine Zitatesammlung angelegt hat, so ist dieses Buch der Grund dafür. Vollgepickt mit Lebensweisheiten sinniert die Autorin über wesentliche Themen des Lebens, wie Glück, Liebe, Angst, Gewohnheiten, Schuld, Vergebung, Träume und letztlich auch Tod. Sie lässt ihre Protagonisten mit einer solchen leidenschaftlichen Inbrunst philosophieren, dass der Leser von neu kreiierten Wortschöpfungen und Gedankengänge auf ganz zärtliche und feine Weise tief berührt wird. Über heiße Tangotänze bis hin zu duftenden Lavendelfelder - jedenfalls kriegt der Leser direkt Lust, sich selbst auf die Tanzfläche zu begeben, um einen argentinischen Tango zu tanzen oder aber in die südliche Provence zu reisen, um selbst diese von Nina George so eindringlich und schön beschriebene Landschaft zu erleben.


    Mein Fazit


    Ein Buch, das primär mit seiner sprachlichen Qualität punktet, denn ein sog. page turner ist es mit Sicherheit nicht. Aber es ist ein zauberhaftes Buch über die Liebe zu Menschen, zu Büchern - ja, es geht einfach über das Leben an sich. Ein Buch, das als ein Aufruf gesehen
    werden kann, sein Leben zu leben und dies in all seinen Facetten und mit ganzer Intensität.



    Anmerkungen zur Autorin


    Nina George, geboren 1973 und auch bekannt unter dem Pseudonym Anne West, ist eine mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, Journalistin und Kolumnistin. So wurde sie unter anderem für ihren Roman "Die Mondspielerin" mit dem DeLiA 2011 ausgezeichnet.
    Der Roman "Das Lavendelzimmer" stand weit über einem Jahr auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde in 32 Sprachen übersetzt. Ihr aktuelles Buch "Das Traumbuch" erschien im März 2016.

  • "Das Lavendelzimmer" ist eine schöne, bewegende Geschichte über sehr verschiedene Charaktere, die ihre Vergangenheit verarbeiten müssen, um in die Zukunft blicken zu können. Dass Bücher eine wichtige Rolle spielen, ist ein willkommener Bonus, der das Buch nur bereichert.


    Der Protagonist hat vor mehr als zwanzig Jahren eine Frau verloren, die er sehr geliebt hat, ohne aber die genauen Umstände zu kennen. Nun erfährt er davon und es reißt ihm den Boden unter den Füßen weg und reißt alte Wunden wieder auf. Er bricht auf eine Reise auf, auf der er sich nicht nur selbst wieder findet, sondern auch unbezahlbare Erfahrungen, echte Freunde und einige wichtige Weisheiten über das Leben.
    Die Charaktere sind alle gut ausgearbeitet und keiner ist unbedingt 'gewöhnlich'. Es sind unterschiedliche Lebensvorstellungen vertreten, aber keine wird abgeurteilt - alle sind gleichwertig und bedeutsam und werden akzeptiert. Selbst die Nebenfiguren, denen Jean auf seiner Reise begegnet und die er nur kurz trifft, haben alle Eigenschaften, die sie einzigartig machen und alle Erfahrungen bringen ihn weiter. Das hat mir gefallen.


    Der Schreibstil der Autorin lässt sich gut lesen und er hat etwas poetisches. Die Handlung ist atmosphärisch dicht und an verschiedenen Stellen emotional und bewegend. Der Weg, den die Charaktere gehen müssen, ist nicht immer leicht, aber notwendig und das wurde schön vermittelt. Dazu gibt es auch unterhaltsame Momente, sodass die Geschichte keineswegs bedrückend, sondern schön und trotz der schweren Themen hoffnungsvoll ist.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Dieses Buch fand ich zufällig in unserer Dorfbücherei und habe es mitgenommen. Wollte gerne mal was anderes außer Jugendbuch oder Krimi/Thriller lesen.
    Mh was soll ich sagen? Man sollte dabei bleiben was man gewöhnt ist. Das war leider nichts. Es passierte nichts wirklich, dümpelte seicht vor sich hin um dann irgendwann leicht genervt wieder weggelegt zu werden. Also eine Erfahrung reicher
    Selten dass ich ein Buch abbreche, aber dieses hat es leider geschafft!