Castillo, Linda - Wenn die Nacht verstummt/Breaking Silence

  • Auf einer amischen Farm werden drei Erwachsene tot in der Jauchegrube gefunden: Solomon Slabaugh, seine Frau und sein Bruder. Den Aussagen der vier Kinder nach handelt es sich um einen tragischen Unfall durch den sie schlagartig zu Waisen wurden. Kate Burkholder, Polizeichefin von Painters Mill und ehemalige Amische, geht das Schicksal der Kinder besonders nahe. Als der Gerichtsmediziner aber eine Kopfverletzung an Solomon Slabaugh entdeckt, die ihm kurz vor seinem Tod zugeführt wurde, ermitteln Kate und ihr Team in einem Mordfall. Auch John Tomasetti, der Kate bereits bei Ermittlungen zur Seite stand, wird nach Painters Mill geschickt, da sich in letzter Zeit Hassdelikte auf Amische häufen. Handelt es sich bei den Slabaughs ebenfalls um einen tätlichen Angriff, der außer Kontrolle geriet? Um dies herauszufinden werden Burkholder und Tomasetti vor keine leichte Aufgabe gestellt. Die amischen Farmersleute erweisen sich als äußerst unkooperativ und Kate belastet der Zustand der Kinder emotional immer mehr. Vor allem die fünfzehnjährige Salome ist ihr ans Herz gewachsen, da sich Kate nur zu gut in ihre Lage hineinzuversetzen weiß. Doch dann nimmt der Fall eine überraschende, dramatische Wende. Die Ereignisse überschlagen sich und die sonst so schlagfertige Polizistin droht seelisch zu zerbrechen …


    „Wenn die Nacht verstummt“ ist der dritte Band um Kate Burkholder, die für Fälle in der amischen Gemeinde Painters Mill zuständig ist. Was anfangs wie ein Unfall aussah, entpuppt sich als kaltblütiger Dreifachmord mit einer Person als Täter, die dem Leser das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dabei verläuft die erste Hälfte des Buches relativ harmlos.


    Zu Beginn wird man Zeuge von einem der Anschläge auf Amische, die einige junge Männer verüben, was der Grund ist, weshalb Tomasetti nach Painters Mill geschickt wird. Nach kurzer Zeit aber stecken er und Chief Burkholder schon mitten in den Ermittlungen an den Morden an den Slabaughs. Beide tun sich jedoch schwer Hinweise zu finden, da die Amischen kaum zu Aussagen bereit sind und die Zusammenarbeit mit der Polizei verweigern. Neben den Ermittlungen ist Kate vor allem um das Wohl der Kinder besorgt, die ihr mehr und mehr ans Herz wachsen, was aber auch eine steigende emotionale Belastung für sie darstellt. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit, die die Autorin mit weiteren Anschlägen auf die Amischen und inneren Konflikten seitens der Protagonisten gut zu überbrücken weiß, werden endlich Verdächtige präsentiert. Als man aber überzeugt ist, dass es einer von denjenigen gewesen sein muss, schlägt der Fall plötzlich eine ganz andere Richtung ein und zwar eine, die der Leser bis zum Schluss schockiert und mit Fassungslosigkeit verfolgt.


    Die Beziehung zwischen Kate und John lässt sich nach wie vor nicht eindeutig beschreiben, da beide aufgrund traumatisierender Ereignisse in der Vergangenheit psychisch angeschlagen sind, doch sie geben sich gegenseitig Halt und bauen einander auf. Diese Rolle kommt in „Wenn die Nacht verstummt“ verstärkt Tomasetti zu, besonders dann als Kate gezwungen wurde einen Menschen aus Notwehr zu erschießen. Sie versucht ihren seelischen Schmerz mit Alkohol zu betäuben, als der Mörder der Slabaughs jedoch ungestraft davonkommen soll, nimmt Kate ihre gesamte Kraft zusammen um für Gerechtigkeit zu sorgen. Trotz dieser Charaktereigenschaft kann ich ihr gegenüber nicht die Sympathie aufbringen, wie ich eigentlich möchte, dazu finde ich die Polizistin zu durchschaubar. Sehr viel interessanter dagegen ist die Figur von Salome, durch die die Autorin den Leser geschickt um den Finger wickelt. Von Anfang hatte ich dem jungen Mädchen gegenüber kein gutes Gefühl, obwohl ich nicht sagen konnte warum – am Ende stellte sich der Grund dafür heraus.


    Nach einem gemächlichen Anfang zieht Linda Castillo im letzten Drittel des Buches die Spannungskurve steil nach oben und sorgt für einige überraschende Wendungen, die es dem Leser schwer machen, das Buch aus der Hand zu legen.


    Insgesamt handelt es sich bei „Wenn die Nacht verstummt“ um einen würdigen Nachfolger ihrer bisherigen Bücher, in denen sich die Autorin mit dem Leben und den Traditionen der Amischen, sowie den Konflikten, die entstehen wenn sie auf die moderne Welt prallen, auseinandersetzt. Gepaart mit Morden, die auch innerhalb dieser friedvollen Gemeinschaft geschehen, entstehen immer wieder spannende Geschichten, nur an den Hauptcharakteren könnte man noch etwas feilen.


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  • Klappentext:


    Die Eltern waren rechtschaffene Leute, gottesfürchtig und in der Amisch-Gemeinde von Painters Mill sehr angesehen. Doch nun liegen sie tot in der Güllegrube. Warum wollte der Mörder die Familie zerstören und die vier Kinder zu Waisen machen? Oder stehen diese Morde in einem Zusammenhang mit den Tätlichkeiten gegen Amische, die in letzter Zeit immer häufiger vorgekommen sind?


    Für Polizeichefin Kate Burkholder hat dieser Fall höchste Priorität und gemeinsam mit ihrem Freund John Tomasetti kommt sie einem dunklen Geheimnis auf die Spur, das die Idylle der kleinen Amisch-Gemeinde in Painters Mill für immer zerstören wird.


    Mein Leseeindruck:


    Wieder mal muss Kate in einem sehr brisanten Fall ermitteln. Dieses Mal wird sie auf die Amischen Farm der Slabaughs gerufen. Hier sollen drei Leute in die Jauchegrube gefallen sein. Da Kate selbst bei den Amischen aufgewachsen ist, weiß sie, wie gefährlich diese ungesicherten Gruben sind.


    Sehr eindrucksvoll beschreibt die Autorin die dramatische Rettungsaktion, so dass mir beim Lesen nahezu selbst der Atem stockte. Ja, ich konnte beinahe schon den Ammoniakgeruch wahrnehmen.


    Auch dieses Mal wird die Protagonisten als sehr tough, aber auch sensibel dargestellt. Die Gefühle, die sie den Kindern der Amischen entgegenbringt, wirken sehr echt und emotional.



    Als der Fall dann brisanter wird, kommt Kates langjähriger Freund, Bekannter... wie auch immer man es nennen will, Tomassi hinzu. Die Autorin zeigt hier eine weitere Fassette der Protagonisten, die nämlich von sich behauptet, nicht beziehungsfähig zu sein. Sehr gut, sind immer wieder die widersprüchlichen Gedanken beschrieben. Einerseits sehnt sich Kate nach Nähe und nach einer Familie, anderseits besteht sie auf sehr viel Freiraum. Ich konnte förmlich ihre innere Zerrissenheit spüren. Liebe, Familie ja... Nähe nein. Ein Kampf, den sie wahrscheinlich erst am Ende der Reihe aufgeben wird.



    Fazit:



    Dieser Thriller hat mir aufgrund der Thematik sehr gut gefallen. Das Leben der Amischen finde ich sehr spannend, gerade da es auch sprachlich eine Verbundenheit gibt. Ob nun das Thema sexueller Missbrauch tatsächlich dort auch noch eingebracht werden muss... darüber Zweifler ich etwas. Hat es diese Glaubensgemeinschaft nicht schon schwer genug? Wirft dieses Thema nicht ein falsches Licht auf die Gemeinschaft? Oder er genau dieses auch von der Autorin beabsichtigt? Ich weiß es nicht. Mich hat dieses Buch jedenfalls sehr gut unterhalten und ich werde schon bald mit der Fortsetzung zu lesen beginnen.