Originaltitel: The Book of Unholy Mischief ( 2008 )
517 Seiten
Inhalt (Buchrücken) :
Venedig zur Zeit der Rennaissance
In der Lagunenstadt ist so gut wie alles und jeder käuflich - bis auf Amato Ferraro, den gewitzten und rätselhaften Chefkoch des Dogen. Der kleine Dieb Luciano wird Lehrling in seiner Küche und ahnt nicht, in welch große Intrige er damit gerät: Ist sein Chef im Besitz jenes geheimnisvollen Kochbuchs, das nicht nur wegen seiner Rezepte von unschätzbarem Wert ist?
Die Autorin (dem Buch entommen) :
Die Kalifornierin Elle Newmark hat bereits mehrere Romane geschrieben. Mit dem Granatapfeldieb hat sie in den USA einen Überraschungserfolg erzielt und damit den Durchbruch geschafft.
Aufbau und Stil:
Der Granatapfeldieb umfasst 517 Seiten und gliedert sich in 34 Kapitel. Jedes Kapitel heißt dabei "Das Buch von..." oder "Xs Buch", was einen guten Bezug zum Thema - der Suche nach einem Buch - und dem Originaltitel darstellt. Am Ende des Buches ist noch eine Danksagung der Autorin abgedruckt.
Verfasst ist die komplette Erzählung als Ich-Erzählung von Luciano, der sich im Alter an die Ereignisse seiner Jugend zurückerinnert. Dadurch gibt es gelegentlich "Vorausdeutungen", die bereits erahnen lassen, wie manche Dinge sich entwickelt haben.
Meinung:
Die Geschehnisse beginnen im Jahr 1498, in der Zeit des "Übergangs" zwischen Mittelalter und Rennaissance, als Venedig noch Republik war.
Ich kenne mich mit dieser Epoche nicht aus und der Granatapfeldieb war auch das erste Buch über diese Zeit - oder über einen Teil der Geschichte Italiens - das ich gelesen habe. Deshalb kann ich nichts dazu sagen, ob Newmark diese Zeit und Venedig korrekt darstellt.
Auf jeden Fall hat sie aber Ereignisse und Personen eingearbeitet, die es so wirklich gab. Luciano, ihr Protagonist, kommt in Kontakt mit Rodrigo Borgia, einem der Päpste Roms, nimmt am Feste della Sensa teil und auch wichtige zeitgeschichtliche Personen oder "alte" Philosophen wie Marsilio Ficino und Roger Bacon werden erwähnt. Dabei fließen die Informationen immer ganz beiläufig ein. Aufgefallen ist mir aber, dass die Biografien, die die Autorin einigen dieser Figuren verpasst, scheinbar ein wenig an ihre Geschichte angeglichen wurden, allerdings (soweit ich es beurteilen kann) nicht so, dass etwas grob verfälscht wäre. Auf jeden Fall liefert das Buch aber einige sehr interessante Eckdaten und Anhaltspunkte, die mich zu weiterer Recherche angetrieben haben. Dabei habe ich festgestellt, dass die Geschichte der Löwenrepublik, dem vom Papst regierten Rom und auch Florenz sehr interessant ist, sodass ich mich definitiv weiter mit diesem Thema beschäftigen werde.
Der geschichtliche Hintergrund bietet eine gute Kulisse für den Granatapfeldieb Luciano und seinen Meister, den Küchenchef Ferraro. Dabei geht es nicht die ganze Zeit um das geheimnisvolle Buch, von dem die Reichen und Mächtigen sich ewige Jugend, Schönheit und Reichtum versprechen, sondern auch um das Erwachsenwerden Lucianos, seine Geschichte, Religion und allerlei "Lebensweisheiten", die der Meister seinem Lehrling übermittelt. Die Autorin erschafft hierbei außergewöhnliche, liebenswerte Charaktere, wobei mir der Meister sympathischer war als Luciano. Luciano traf gelegentlich Entscheidungen (oder war so absolut blind vor Liebe), das ich ihn gerne schütteln wollte, während der Küchenchef mit Weisheit, Güte und Herzlichkeit besticht - dies liegt aber natürlich daran, dass Luciano gerade erst vierzehn/fünfzehn Jahre alt ist und sich somit "noch nicht gefunden" hat. Dennoch ging er mir des öfteren auf die Nerven.
Hier muss noch erwähnt werden, wie schön Newmark die Gegensätze zwischen Lucianos "altem" und seinem neuen Leben schildert. Sowohl das Leben auf der Straße als auch der Prunk im Palast des Dogen werden gut und glaubwürdig geschildert. Besonders gefallen hat mir dabei, wie lebendig Venedig wirkt - es wirkt fast wie eine Person und somit sind die Szenen, in denen die Protagonisten sich durch die Stadt bewegen, immer sehr interessant.
Gut gefallen haben mir auch die Schilderungen von Lucianos Ausbildung zum Koch, die eine recht große Rolle spielen. Das Kochen wird dabei so anschaulich und schmackhaft beschrieben, das mir des öfteren das Wasser im Mund zusammen lief. Zudem macht die Autorin eindringlich klar, welche Macht Nahrung haben kann, indem sie anhand mehrer Kräuter, die der Küchenchef nutzt, bestimmte Reaktionen des Essenden zeigt.
Das Ende des Buches erscheint mir ebenfalls passend. Zwar hatte ich mir ein anderes Ende gewünscht, gerade, was den Meister angeht, aber so ist es sehr stimmig und besonders der Ausblick auf Lucianos weiteres Leben, aber auch der kurze Überblick darüber, was in Italien/Venedig noch passiert ist, war interessant und sehr informativ.
Auch die Auflösung, was das Buch nun bedeutet, fand ich gut, allerdings kam das ganze etwas zu kurz, dafür, dass es so lange gesucht wurde.
Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen und konnte es, da es sehr flüssig geschrieben ist, auch schnell beenden. Leider muss ich sagen, dass der Handlung stellenweise einiges an Spannung genommen wurde, da Luciano die Geschichte rückblickend erzählt und somit einige Male vorgreift.
Dennoch hat mir der Granatapfeldieb gut gefallen und ich vergebe .