Über den Autor:
Royce Buckingham wurde 1966 geboren und studierte Jura an der University of Oregon. Sein erster größerer Roman mit dem Titel "Dämliche Dämonen" wurde nicht nur in Deutschland ein großer Erfolg. Er hat eine Frau und zwei Söhne und wohnt in Bellingham, Washington.
Über das Buch:
Das Buch ist zunächst nur in dt. Sprache erschienen (Juli 2013), was recht ungewöhnlich ist, da es zu dem Zeitpunkt noch keine englische Version auf dem Markt gibt. Die englische Ausgabe erscheint unter dem Titel Mapper. Die deutsche Ausgabe wurde von Michael Pfingstl übersetzt und erschien bei Blanvalet. Sie umfasst 606 Seiten, die in 74 Kapitel, einem Prolog und einen Epilog aufgeteilt wurde. Damit ist das Buch schön auch in kleineren Schritten zu lesen, da die Kapitel überschaubar bleiben. Zwischen den Kapiteln befindet sich gelegentlich eine zweiseitige Karte der Welt, in welcher die Handlung spielt. Diese Karte erweitert sich schrittweise, so wie es die Handlung vorsieht.
Neben der broschierten deutschen Ausgabe gibt es den Roman zudem noch als Hörbuch.
Zum Inhalt des Buches:
Die Handlung wird im Buch abgeschlossen, ist also keine Trilogie, wie es bei Fantasy-Romanen inzwischen häufig der Fall ist. Ob es dennoch eine Fortsetzung in der gleichen Welt geben wird, bleibt abzuwarten. Zur Handlung (Klappentext):
Er zeichnet mit Blut und verändert die Welt. Das Königreich Abrogan wird im Norden durch den Schleier begrenzt. Noch niemand, der ihn je durchschritten hat, ist zurückgekehrt. Als der junge Schweinehirte Wex wegen seines Zeichentalentsaufgefordert wird, bei der Vermessung der Grenze zu helfen, freut er sich sein ärmliches Dorf zu verlassen. Doch dann stellt sich heraus, dass er mit seinen Strichen auf der Landkarte den Schleier zurückdrängt. Dahinter wartet ein Land voller Abenteuer, neuer Gefährten - und ein vergessener, von Rachegedanken zerfressener Feind.
Meine Meinung zum Buch:
Wenn man den Klappentext so liest, dann ist der Aufbau der Handlung nicht unbedingt etwas grundlegendes Neues. Es gibt einen jugendlichen, naiven Helden, der in ärmlichen Verhältnissen aufwächst und dann plötzlich eine "höhere Bestimmung" hat und besondere Fähigkeiten bei sich entdeckt. Daneben gibt es eine Bedrohung (der geheimnisvolle Schleier) und etwas Böses darin, dass auf Rache aus ist und sowohl die Hauptperson, als auch seine Heimat bedroht. Soweit so gut. Dennoch habe ich mich auf die Geschichte eingelassen, da mich interessierte, wie der Autor seine Ideen letztendlich schriftstellerisch umsetzt. Dass Wex den Schleier mit Blut heben kann, ist zumindest einmal neu, allerdings fehlten mir dann leider doch noch so einige zündende Ideen in der Handlung, die das Buch angenehm von Werken mit ähnlichem Aufbau abhebt.
Die Charaktere werden zwar alle mehr oder weniger gut eingeführt, allerdings sind ihre Handlungsweisen bisweilen etwas seltsam und passen nicht zusammen. Dadurch wirkt die Geschichte nicht mehr "rund". Hier ein paar Beispiele (keine großen Spoiler)
Ein adliges Mädchen aus Wexs Dorf schließt sich der Abenteurergruppe an, indem sie einfach mit einem Pferd mitreitet, das sie vorher stiehlt. Niemand scheint sie zu vermissen, obwohl sie wenige Tage später heiraten soll. Die Soldaten finden es auch ganz toll, dass sie mitkommt, obwohl sie plötzlich die Verantwortung für die Tochter des Grafen haben. Als sie schließlich zurück ins Dorf kommt ist man auch nicht sonderlich überrascht, dass sie wieder da ist.
Die Soldaten in der Gruppe staunen nicht schlecht, als sie die Fähigkeiten von Wex erkennen. Für Wex bringt das jedoch keinen großen Vorteil, weil sie ihn dennoch weiterhin wie einen Schweinehirten behandeln. Er ist ja auch kein toller Soldat, wie sie selbst. Alle sind nur arrogant.
Fast zum Ende des Buchs spricht Wex den Hauptmann der Soldaten, mit dem er bereits seit Tagen Seite an Seite kämpft, etwas persönlicher an und muss fürchten, dafür abgestraft zu werden. Von wegen Gefährten...
Manche Handlungsweisen mögen zu Beginn der Geschichte noch nachvollziehbar sein. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Charaktere im Verlauf der Handlung eine etwas größere Entwicklung durchmachen. Leider wird auf die Beziehungen der Charaktere untereinander nur sehr wenig eingegangen, sodass es dem Leser schwer fällt eine emotionale Bindung zu ihnen aufzubauen Gegen Ende des Buchs hat man zudem kaum den Eindruck, als wenn die Abenteurergruppe, nach all den großen Gefahren und Toten, zusammengewachsen wäre. Ich fand das etwas unrealistisch.
Wex hebt mit seiner Kartenzeichnerei den Schleier, die Abenteurergruppe erkundet daraufhin das neue Land. Als es jedoch zu Kämpfen kommt, schiebt man Wex die Schuld zu, weil er schließlich den Schleier gehoben hat, der dumme Schweinehirte.
Die Abenteurergruppe lief zudem recht ziellos durch die Gegend, was nicht nachvollziehbar war. Hier wäre etwas mehr Konsequenz gefragt gewesen. Erst läuft man zwei Tage in eine Richtung, dann kommt man zu dem Schluss, dass es wohl doch sicherer wäre, wieder den ganzen Weg zurück zu laufen. Dann läuft man einen anderen Weg, um dann ganz am Ende wieder genau dorthin zurück zu kehren, wo man schon am Anfang war. Zwischendurch wird gekämpft.
Auch die Rache des Bösen, passt nicht so recht ins Gesamtbild, wirkt sie doch sehr übertrieben. Zwar gibt es zum Antagonisten eine Vorgeschichte, die man mit der Zeit erfährt, allerdings lassen sich die Handlungsweisen auch hier nicht immer nachvollziehen. Der Feind ist zudem übermächtig und äußerst brutal, was dain resultiert, dass unsere Abenteurergruppe eigentlich ständig nur auf der Flucht vor Gegnern ist. Wex wird dabei nicht selten die Schuld an der Misere gegeben. Die Abenteurergruppe schaft es einfach nicht richtig sich gegen den Feind zusammenzuraufen, wie man es erwarten könnte. Es folgt hier zu wenig Initiative, vor allem des Hauptcharakters, etwas zu bewegen.
Der Schluss des Buches kam dann doch ziemlich schnell und offene Fragen werden recht zügig auf den letzten Seiten geklärt, was im Widerspruch zur ausführlichen Handlung auf den vorherigen 550 Seiten steht. Insgesamt konnte das Ende nicht ganz zufrieden stellen, obgleich die meisten Fragen geklärt wurden. Irgendwie geht dann alles viel zu schnell.
Mein Fazit:
Die Handlung des Buches ist nichts grundlegend Neues. Manche Ideen waren gut, man hätte aber weitaus mehr daraus machen können.
Erwachsene Leser, die Handlungen/Aussagen auch eher einmal hinterfragen, sollten sich auf die oben angemerkten Punkte einstellen.
Jüngere Leser werden über kleine Unstimmigkeiten hinwegsehen und die Geschichte mögen. Man muss allerdings in dem Zusammenhang noch anmerken, dass die Handlung bisweilen sehr brutale Elemente beinhaltet, die ich nicht jedem 12-jährigen zumuten würde.