Wenn Titel und Cover Bände sprechen... Der Nachfolgeband wärmt das Hin und Her zwischen Ella und Micha nur wieder auf, zieht das Happy End unnötig in die Länge. „The forever of Ella and Micha“ ist die längste Praline der Welt… *räusper* der längste Epilog der Welt…
Inhalt
Ella and Micha have been through tragedy, heartbreak, and love. When they are with each other, anything seems possible. But now they are thousands of miles apart . . .
Ella continues going to school and tries to deal with her past, desperate for Micha to be by her side, but she refuses to let her problems get in the way of his dreams.Micha spends his days traveling the country with the band, but being away from Ella is harder than he thought. He wants her closer to him -- needs her with him. But he won't ask her to leave college, just to be with him.The few moments they do spend together are fleeting, intense, and filled with passion. They know they want to be together, but is wanting something enough to get them to their forever?
Meine Meinung
Kennt man eine, kennt man sie alle?
Trifft dies auch auf die momentan so populären Romane für Jugendliche und junge Erwachsene zu, die man zungen- und halsbrecherisch so gerne als Contempary Young Adult Romances oder gar Contemporary New Adult Romances (mit der schon obligatorischen Mature Content Advisory: Recommended for readers 17+ due to sexual situations and language) bezeichnet?
Denn die typischen Zutaten sind High School- oder Collegekids mit zerrüttetem Elternhaus, einer leichten körperlichen Behinderung oder einem seelischen Trauma, Drogenproblemen oder gar Gefängnisaufenthalt. Dann noch ein wenig Drama und Herzschmerz dazu, garniert mit romantischen und prickelnden Momenten – und fertig ist der (oft noch selbst verlegte) Bestseller aus den USA, der auch in Deutschland immer mehr Leserinnen und Fans findet.
Befindet sich auf dem Cover ein sich im Regen küssendes Pärchen, oder vielleicht auf einem alten rostigen Mustang hockend, und schon wissen wir, was uns beim Lesen erwarten wird… you get what you see… und vermutlich greifen wir deshalb immer wieder gerne zu. Für ein paar Stunden fühlt man sich wieder wie 16, direkt auf ein amerikanisches College oder einen leeren und sandigen Highway katapultiert.
Und so war es dann auch bei der zweiten Geschichte um Ella und Micha.
Ella und Micha sind schon seit Schulzeiten Freunde, Micha ist jedoch schon immer in Ella verliebt ist. Doch erst nachdem sie aufs College abgehauen ist, vor ihrem alkoholabhängigen Vater und den Schuldgefühlen aufgrund des Selbstmordes ihrer Mutter flüchtend, und nach monatelanger Funkstille wieder in ihre Heimat zurückkehrt, fliegen zwischen Ella und Micha endlich die Funken.
Doch Ella geht am Ende von Band 1 „The secret of Ella and Micha“ wieder aufs College zurück, Micha mit seiner Band auf Tour. Trennungsschmerz, Sehnsucht, Zweifel, Eifersüchteleien sind natürlich in „The forever of Ella and Micha“ vorprogrammiert.
Micha hätte Ella gerne an seiner Seite, aber ihm ist die Musik zu wichtig, und er will Ella auch nicht von der Ausbildung abhalten. Seine Konflikte mit dem Vater werden mehr oder weniger einfach abgehandelt, damit Micha einfach auch noch sein eigenes Päckchen zu tragen hat.
Hinzu kommen Ellas Depressionen und ihre Sprachlosigkeit diesbezüglich und ihr Mangel an Vertrauen und Zuversicht in sich selbst und in Michas Liebe. Ella vertraut sich stattdessen nur noch ihrer Psychotherapeutin an, macht mit Micha Schluss, weil sie befürchtet, dass sie wie ihre verstorbene Mutter werden und Micha die traurige Rolle ihres Vaters übernehmen könnte.
Aber um die obligatorischen prickelnden Momente zu schaffen, gibt es natürlich ein ständiges Hin und Her. Sie stößt ihn von sich, er kann aber die Finger nicht von ihr lassen und sie nicht von ihm. Ella und Micha nur Freunde? Niemals nicht!
Und das ist genau der Punkt, an dem die Geschichte unglaubwürdig, langweilig und ein wenig nervtötend wird, da man doch aufgrund des Titels und des Covers das Ende eh schon erahnen kann. Man weiß schon im Voraus, wie sich Ella und Micha entscheiden werden, wohin ihr Lebensweg gehen wird – trotz der kleinen Hinkelsteinchen, die ihnen Jessica Sorensen in den Weg wirft.
Die Story „depressives Mädchen will den Jungen ihres Herzens nicht in ihr schwarze Seele hinabziehen, um ihn nicht zu zerstören und um sich nicht von seiner Liebe und seinem Licht abhängig zu machen“ hätte durchaus Potenzial für eine intensive und dunkle Atmosphäre, für gefühlvolle und dramatische Momente, doch leider wirkt Ellas Gefühlswirrwarr recht aufgesetzt auf mich. Es soll einfach den Folgeband rechtfertigen… Hätte die Autorin ein paar Seiten mehr in den ersten Band investiert und die inneren wie auch äußeren Konflikte besser herausgearbeitet, dann hätte Jessica Sorensen eine bewegende, tiefgründige und gefühlvolle Liebesgeschichte in nur einem Band erschaffen.
Spannung, Prickeln, Schmachten bleiben dieses Mal völlig aus. Die Liebesszenen sind meiner Meinung nach deplatziert, gefühllos und reingequetscht, um das in diesem Genre mittlerweile übliche mature content advisory- Schildchen aufs Büchlein kleben zu können. Statt einer guten Storyline, Gefühl und dramatischen Verwicklungen und Höhepunkten gibt es eben Höhepunkte anderer Art…
Dafür bietet Jessica Sorensen die schon aus Band 1 gewohnte white trash- Stimmung in einem kleinen heruntergekommenen Städtchen im Mittelwesten Amerikas mit ein bisschen Autorennfeeling, schäbigen Häusern, vernachlässigten Familien.
Fazit
You get what you see… trifft hier also voll ins Schwarze!
Ob die Teens und Twens nun Ella und Micha heißen, Callie und Kayden, Maggie und Caleb, ihre Schicksale und Geschichten ähneln sich doch immer sehr, wie auch der Schreibstil, das Setting und das Gefühlschaos. Nichtsdestotrotz greife ich immer wieder gerne zu diesem Genre. Mein Bücherregal und mein E- Reader quillen nur so über…
Leider war für mich die abschließende Geschichte um Ella und Micha zu vorhersehbar und einfach nur langweilig und unnötig.
Ich will kein Geheimnis daraus machen, dass Jessica Sorensen es mit „The secret of Ella und Micha“ mit der Story um die beiden car race- verrückten Twens bewenden lassen können.
Theoretisch könnte man den ersten Band auch als stand alone mit einem teilweise offenen, aber doch rundem Ende lesen. Dennoch wird es einen dritten Band geben, „The temptation of Lila and Ethan“, den beiden besten Freunden von Ella und Micha gewidmet, zwischen denen es schon in den vorangegangenen Bänden heftig funkt, auch wenn es die beiden bisher vehement abstreiten. Vielleicht bringen die beiden wieder ein wenig frischen Wind in die Trilogie!