Valeria Luiselli - Die Schwerelosen

  • Inhalt:
    Eine junge Frau lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem Haus in Mexiko City und schreibt an einem Roman. Sie verlässt das Haus nicht, sie kann es aber auch nicht richtig bewohnen. So beginnt sie zu erzählen. Von ihrem Mann, von ihren Kindern, von ihrer Vergangenheit. Wie sie als junge Lektorin in New York verzweifelt versucht hat, den Verleger davon zu überzeugen, das Werk von Gilberto Owen zu publizieren, diesem obskuren mexikanischen Dichter, der in den 20er-Jahren in Harlem lebte und mit Federico Garcia Lorca befreundet war. Seine geisterhafte Gegenwart hat sie verfolgt und verfolgt sie immer noch … Sie erzählt und schreibt, und dabei gerät ihr Leben aus der Bahn, und in ihr Schreiben wächst eine andere Erzählstimme, die von Owen. Nun ist er es, der sein Leben Revue passieren lässt, komisch und melancholisch, auch er wird verfolgt von einer geisterhaften Erscheinung, einer jungen Frau … Das eine Leben erscheint im anderen wie in einem Zerrspiegel, und doch ist es ein Fluss, eine Stimme, die von Liebe und Verlust erzählt und erkundet, wer wir sind. Sprachmächtig und von einer schwebenden Leichtigkeit ist dieses Debüt, klug, witzig und voller literarischer Anspielungen. Wer den Sound von Valeria Luiselli einmal im Ohr hat, wird schwer davon loskommen.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Die Autorin:
    Valeria Luiselli, geboren 1983 in Mexiko City, schreibt für Magazine und Zeitungen wie Letras Libres und die New York Times. Sie hat für das New York City Ballet Libretti und den Essay-Band »Papeles falsos« geschrieben, der von der Kritik hoch gelobt wurde. Sie arbeitet als Lektorin, Journalistin und Dozentin und lebt in Mexico City und New York.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Originaltitel: Los Ingrávidos
    Aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz
    erschienen im März 2013, Verlag Antje Kunstmann


    Mein Eindruck:
    "Die Schwerelosen" ist ein ungewöhnlicher, eigenartiger Roman, dessen Inhalt man kaum zusammenfassen kann und in den man sich erst einlesen muss.
    Der Roman wechselt von der Gegenwart in die Vergangenheit, von der Lüge zu der Wahrheit, von der Fiktion zur Realität.
    Am Anfang des Romans heißt es:

    Zitat

    "Romane haben einen langen Atem. Das wollen die Romanschreiber. Keiner weiß genau, was das bedeutet, aber alle sagen: langer Atem. Ich habe ein Baby und ein mittleres Kind. Die lassen mir keine Luft. Alles, was ich schreibe, ist - es geht gar nicht anders - kurzatmig. Wenig Luft." Zitat S. 10


    Und so verhält es sich auch im Roman. Die Absätze sind meist kurz, es gibt keinen langen Erzählfluss.
    Zu Beginn ist die Handlung noch klar: Eine Frau, die mit ihrem Mann und zwei Kindern in Mexico City lebt, schreibt an einem Roman, auch um Raum für sich zu haben. In ihrer Lebenssituation fühlt sie sich nicht ganz wohl, sie fühlt sich eingesperrt. In ihrem Roman erzählt die Frau von ihrer Zeit in New York, wo sie als Lektorin arbeitete. In jener Zeit war sie noch unabhängig, hat mal hier und mal dort geschlafen. Damals versuchte sie ihren Verleger davon zu überzeugen, Werke von Gilberto Owen, einem unbekannten mexikanischen Dichter, zu publizieren. Sie glaubte, Owen in der U-Bahn gesehen zu haben. Um ihr Ziel zu erreichen, bedient sie sich der Lüge.
    Von nun an kommt eine weitere Erzählstimme, die von Owen, hinzu; die Grenzen verschwimmen und es ist nicht mehr ganz klar, was Fiktion und was Realität ist. Luiselli führt den Leser auf unterschiedliche Spuren, eine Auflösung hat der Roman nicht.

    Zitat

    "Eine Struktur voller Löcher schaffen, damit man immer zur Buchseite vordringen, sie bewohnen kann. Nie mehr als nötig reinstopfen, nie ausstaffieren, weder möblieren noch dekorieren. Türen und Fenster öffnen. Mauern hochziehen und wieder einreißen." Zitat S. 19


    Nach Beenden des Romanes hatte ich gleich das Gefühl, ihn nochmals lesen zu müssen, nicht alles verstanden oder herausgelesen zu haben - und dennoch ein lesenswertes Buch, voll mit skurrilen Ideen, Bildern und mit einr wunderbaren Sprache gelesen zu haben.
    Als Beispiel führe ich diesen Satz an, der mir noch unverständlich bleibt:
    "Ein horizontaler Roman, vertikal erzählt. Ein Roman, der von außen geschrieben werden muss, damit man ihn von innen heraus lesen kann. Zitat S. 81
    Auf eine schöne Rezension veweise ich hier