Hera Lind - Gefangen in Afrika

  • Klappentext:
    Ihre Kindheit ist die Hölle - die Nachkriegszeit prägt Gerti Bruns, die kaum Chancen auf Bildung hat. Mit dreizehn flieht sie aus ihrem Elternhaus, wird jedoch als unbezahltes Dienstmädchen wieder ausgenutzt. Eine erneute Flucht führt sie scheinbar ins Paradies: Der gutaussehende Leo Wolf bietet ihr endlich ein Leben in Sicherheit und Wohlstand. Doch dann geht Leo ins politisch brisante Südwestafrika, wo Apartheid herrscht und Bürgerkrieg droht. Und er gibt keine Ruhe,bis Gerti endlich bereit ist, ihm mit den beiden Söhnen zu folgen. So gerät sie in die größte Falle ihres Lebens, der Gerti entkommen muss - aber nicht ohne ihre Söhne! Wird die Familie je nach Deutschland zurückkehren?


    Aufbau & Handlung:
    Die Geschichte startet mitten im Alltag eines Rehazentrums, indem Gerti Bruns derzeit untergebracht ist. Sie erlitt schwere Schicksalsschläge und kämpft ständig mit ihrem Untergewicht. Gerti hatte kein schönes Leben - ihre Kindheit war ein Alptraum, aus dem sie lange nicht erwachte. Sie wurde geschlagen und musste hungern. Nie hatte sie das Gefühl, geliebt zu werden. Ihre ältere Schwester, Sieglinde, war die Einzige, die ihr Halt gab. Doch dann war Sieglinde weg und Gerti war auf sich alleine gestellt. Mit dreizehn bekam sie endlich die Gelegenheit, von diesem grässlichen Ort zu verschwinden. Als sie glaubte, endlich das Glück gefunden zu haben, begann für sie das nächste Unheil. Als unbezahltes Dienstmädchen musste sie die Drecksarbeiten der Familie erledigen. Plötzlich, als sie glaubte, es gäbe keine Möglichkeit, dem Grauen zu entrinnen, traf Hilfe ein. Nun wandte sich alles zum Guten. Gerti bekam auch die nötige Zuwendung und Liebe, die sie nie kennenlernen durfte. Mit siebzehn suchte sie sich eine neue Arbeitsstelle und landete bei der traumhaften Familie Wolf, die Gerti sehr gern hatten. Einer der beiden Söhne der Wolfs', Leo, mochte sie besonders gerne. Schon bald waren Gerti und Leo glücklich verheiratet. Leo trug seine Frau auf Händen und kaufte ihr alles, damit sie glücklich war. Später beglückte Gott sie mit zwei Söhnen. Nach ein paar Jahren geriet Leo immer tiefer in seine Arbeit als Besitzer mehrerer Banken. Die Ehe war fast schon verloren. Und plötzlich überrumpelte er Gerti mit einem Umzug - Südwestafrika.
    Die ersten Jahre verbrachten Gerti und ihre Söhne alleine in Deutschland. Bald schon überzeugten Gerti sämtliche Freunde, sie solle mit den Kindern zu ihrem Mann ziehen. Schlussendlich wagte Gerti den großen Schritt nach Afrika, indem das Unheil begann ...
    "Wir müssten fliehen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.", dachte Gerti. Gelingt ihr die Flucht und kann sie wieder nach Deutschland zurückkehren? Oder hat das Glück sie wieder einmal verlassen?


    Mein Fazit:
    Hera Lind hat nicht nur eine Geschichte geschrieben. Sie hat jede einzelne Szene gefühlt und diese Gefühle auf Papier gebracht. Sie hat Hass, Liebe, Freundschaft, Armut, Wohlstand, Geborgenheit, Glück, Angst, Mut, ... in einem so flüssigen und perfekten Schreibstil verpackt, sodass man mit den jeweiligen Personen (besonders mit Gerti) litt, sich freute oder sogar die Tränen an der Wange herunterrinnen spürte. Es scheint, man wäre in allen Situationen neben Gerti gestanden und hätte jeden einzelnen Satz mitverfolgen können. Dieser Roman (nach wahren Begebenheiten) hat mich nicht mehr losgelassen und mich nicht nur berührt, sondern auch wieder daran erinnert, wie schwer es manche haben.
    Ein MUSS für Jeden, der nicht unberührt bleiben möchte!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Fünf von Fünf Sternen

  • Mein Fazit:


    Diese Geschichte ist ein sehr bewegendes und erschütterndes Portrait einer sehr starken Frau. Gerti Wolf wurde nichts geschenkt. Schon sehr früh erlebte sie bitterste Armut, Hunger und alle Entbehrungen, auch Liebe und Geborgenheit vermisste sie, bekam statt dessen häufig Schläge und Prügel. Das ihre Eltern sie trotzdem liebten, zeigte sich erst später, als sie bereits das Haus verlassen hatte. Doch die mangelnde Bildung und fehlende elterliche Herzenswärme machte sie durch Fleiß, Zähigkeit und Mut wieder wett. Und sie entdeckte ihre Liebe zu Kindern. Sie hatte sich immer gesagt, ihre Kinder sollten es mal besser haben. Und sie hatten es auch.


    Ihr Mann Leo war ein Blender und Betrüger. Er scheute auch nicht davor zurück, seinen Eltern das Haus unter dem Po wegpfänden zu lassen, weil er das gesamte Vermögen nach Afrika transferiert hatte. Für die Umzugskosten in Höhe von damals 10.000 Mark kamen Gertis Eltern auf, weil das Eigenheim schon der Bank gehörte. Und in Afrika begann dann der wahre Albtraum. Die Flucht gelang ihr nur durch die Freunde in Afrika, diese handelten jedoch aus schlechtem Gewissen heraus, denn sie hatten Gerti inständig gebeten, zu ihrem Mann zu kommen, damit er wieder zu Sinnen kam. Als die Freunde merkten, welch’ ehrliche und arbeitssame Person sie ist, taten sie alles, damit Gerti mit ihren zwei Kindern nach Deutschland zurück konnte. Und zurück in Deutschland musste sie sich wieder aufrappeln und sich mit einer unliebsamen Scheidung auseinander setzen. Denn Leo gab nicht so schnell auf: Er wollte seine Kinder bei sich haben, nicht mehr, aber auch nicht weniger.


    Die Geschichte um Gerti ist deshalb so ergreifend und erschütternd, weil man sich das heute kaum noch vorstellen kann, womit sie zu kämpfen hatte. Erst die harte Kindheit, dann schien sie Glück gehabt zu haben, indem sie Leo heiratete. Die Auswanderung nach Afrika stellte sich als großer Fehler raus. Und trotzdem gab sie nicht auf. Sie kämpfte – für ihre Kinder, für sich selbst. Sie wollte nichts mehr als ein zufriedenes Leben. Arbeit scheute sie nie. Ihre Naivität und Gutgläubigkeit wurde von ihrem Mann ausgenutzt, aber er bekam auch seine gerechte Strafe dafür.


    Beim Lesen hat man stets den Eindruck, Gerti zu kennen und man lebt mit ihr, durch alle Höhen und Tiefen des Lebens. Sie wächst einem ans Herz und man kann nicht anders als mit ihr zu fiebern, das am Ende alles gut wird. Es ist das zweite Buch dieser Autorin, welches ich gelesen habe und ich muss gestehen, das mir der Schreibstil schon sehr gefällt. Es wird nicht das letzte Buch gewesen sein. Dieses bekommt uneingeschränkte fünf von fünf Sterne.


    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.