Robert Corvus - Knecht

  • Klappentext:
    Seit den Ereignissen in "Feind" ist ein halbes Jahrhundert vergangen: General Bren Stonner hat jede Schlacht gewonnen, in die Ondriens Schattenherren ihn befohlen haben. Unzählige Städte hat er unter das Joch der Finsternis gezwungen. Jetzt, 197 Jahre nach Elien Vitans Thronbesteigung, lastet der Friede des Schattenkönigs so schwer auf der Welt, dass seine Krieger keine Feinde mehr finden. Als Bren sich bereits fragt, auf welche Weise er sich für die Unsterblichkeit würdig erweisen kann, bietet ihm der Schattenkönig eine einmalige Möglichkeit. Bren muss Lisanne, deren Name seit Jahrzehnten nicht ausgesprochen werden darf, finden und zu seinem Herrn bringen. Eine Reise, auf der Bren alle Grenzen überschreiten wird ... (Quelle: Verlagswebsite)


    Der Autor:
    Robert Corvus (richtiger Name Bernd-Otto Robker ), 1972 geboren, lebt in Köln. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker war in verschiedenen internationalen Konzernen als Strategieberater und Projektleiter tätig. Corvus ist Metalhead, Kinofan und Tänzer. Er veröffentlichte unter seinem anderen Pseudonym Bernard Craw zahlreiche Romane in den Reihen »Das schwarze Auge« und »Battletech« sowie einen apokalyptischen Vampirthriller. »Feind« ist der Auftakt seiner großen High-Fantasy-Trilogie »Die Schattenherren«. (Quelle: Verlagswebsite)

    Allgemeines:

    "Knecht" ist der 2. Teil der Schattenherren-Trilogie. Er erschien als Taschenbuch im Juli 2013 im Piper Verlag.
    Der Roman ist in mehrere größere Kapitel gegliedert, die wiederrum in Abschnitte unterteilt sind. Eingerahmt wird die Handlung von Prolog und Epilog. Erzählt wird die Handlung in der dritten Person aus Sicht von Bren Stonner.
    Vorangestellt sind zwei Karten: zum einen ein Landkarte der Welt Eloy, zum anderen eine Karte der Insel Ejabon-vor-dem-Nebel.
    Am Ende des Buches finden sich eine Dramatis personae sowie ein Glossar.


    Inhalt:

    Zitat

    Der Schattenkönig ist kein Gott. Er ist der Mörder der Götter.

    Es herrscht Frieden in Eloy, ein schrecklicher Frieden. Die Herrschaft der Schattenherren ist umfassend. Der Schattenkönig hat alle und alles bezwungen.
    Man könnte fast sagen, nun herrscht Langeweile. Aber dann geschieht etwas, das für Aufregung sorgt. Der Schattenkönig ist nach fast 200 Jahren Herrschaft erschöpft und müde. Er sehnt sich nach der Burg der Alten, wo er ruhen wird, bis er nach Jahrhunderten wieder erwacht. Um einen Wechsel auf dem Thron zu vollziehen, müssen aber alle Schattenfürsten anwesend sein. Das wiederrum bedeutet, dass Lisanne, die verbannt wurde, zurückkehren muss. Führte es bisher schon zum Tode, nur ihren Namen zu nennen, so muss sich General Stonner nun sogar auf den Weg machen, sie zu finden und zur Rückkehr zu bewegen. Für ihn ist es vielleicht die letzte Chance, sich die Unsterblichkeit zu verdienen. Und so macht er sich mit den beiden Schattenfürsten Velon und Gadior auf die Suche. Die Spur führt sie über das Meer der Erinnerung und hinein in den Seelennebel, aus dem noch niemand zurückgekehrt ist…


    Meine Meinung:
    Ich hatte mich sehr auf diesen zweiten Band gefreut und war gespannt, ob Corvus diese wunderbar düstere Atmosphäre aus "Feind" aufrecht erhalten kann. Um es gleich vorauszuschicken: ich wurde nicht enttäuscht.
    Auch wenn viel Zeit zwischen der Handlung von Band 1 und diesem Buch liegt, fügt sie sich irgendwie doch nahtlos an. Corvus geht dabei auch gar nicht zimperlich vor, sondern wirft den Leser direkt in ein übles Gemetzel. Somit ist man sofort wieder von der dunklen Faszination gefangen, die von Corvus‘ Welt und von den Schattenherren ausgeht. Sie sind düster und grausam, aber sie haben eine Ausstrahlung, die ihnen nicht nur die Loyalität ihrer Untertanen sichert, sondern auch den Leser in den Bann zieht. Vielleicht sind es aber auch die teilweise doch so menschlichen Eigenheiten, die ihnen trotz aller Unsterblichkeit geblieben sind. Natürlich sind es nicht die guten Eigenschaften der Menschen, die sie sich bewahrt haben, sondern ehern Neid, Missgunst, Eifersucht und Machtgier.


    In diesem 2. Band der Trilogie zeigt Corvus deutlicher, wie unterschiedlich die Osadroi sein können. Sowohl menschlichen als auch nichtmenschlichen Hauptfiguren verleiht er deutlich mehr Substanz und Charakter, als das in Band 1 der Fall war.
    Bren Stonner ist für mich ein echter Sympathieträger, auch wenn er den Schattenherren zutiefst ergeben ist. Aber auch wenn sein sehnlichster Wunsch die Unsterblichkeit ist, macht ihn das nicht gänzlich skrupellos. Gut gefallen hat mir, dass es Corvus sogar gelingt, eine gänzlich unkitschige Liebesgeschichte unterzubringen: absolut glaubwürdig und ohne sie in den Vordergrund zu stellen.


    „Lisanne-die-nicht-genannt-werden-darf“ – das hat mich dann doch zum Schmunzeln gebracht und auch, dass die Fayé ihre Welt nicht verlassen hatten, obwohl es doch von den Ewigen gefordert war, und dafür nun büßen müssen. Aber das sind auch schon die einzigen Passagen, die an andere Werke der Fantasy denken lassen. Corvus hat Wesen erfunden, die ganz eigen sind und eine ebenso einzigartige Welt.
    Die Handlung ist im Prinzip in sich abgeschlossen, aber da wir hier von Unsterblichen reden, ist das natürlich nicht das Ende. Und der Epilog bietet einen kleinen Vorgeschmack auf das, was da kommen mag und worauf ich schon sehr gespannt bin. Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne.


    Fazit:
    Düster, grausam, fantastisch – eine Welt, wie aus (Alb)Träumen erschaffen.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark