Vincent Kliesch - Bis in den Tod hinein

  • Kurzmeinung

    Emili
    Großartige Unterhaltung. Ein Ermittler, der neugierig macht, und ein Mörder, der vom Zwang geplagt wird.
  • Kurzmeinung

    Jasminh86
    Ein spannender Thriller, der die Psyche einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung gut hervorhebt
  • Klappentext (Quelle: http://www.randomhouse.de):
    Eine Serie von grausamen Hinrichtungen erschüttert Berlin. Jede der Leichen ist mit einer Zahl versehen, die keiner ersichtlichen Logik folgt. Hauptkommissar Severin Boesherz und sein Team ermitteln. Offenbar steht jede Zahl für eine Eigenschaft, die dem Täter so sehr an seinen Opfern missfällt, dass er sie dafür tötet: Einer der Toten ist ein Brandstifter, der in seinem eigenen Feuer stirbt, ein anderer ein Lügner, dem die Zunge abgetrennt wird. Als immer mehr Leichen gefunden werden und eine Frau verschwindet, zerrinnt Boesherz die Zeit zwischen den Fingern. Können ihm die Zahlen den Weg zum Mörder weisen?


    Autoreninfo (Quelle: http://www.randomhouse.de):
    Vincent Kliesch wurde in Berlin geboren. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und arbeitete danach mehrere Jahre in der Gastronomie. Dabei entstand auch die Idee zu seinem ersten Thriller "Die Reinheit des Todes", der auf Anhieb zu einem großen Erfolg wurde.
    Wenn Vincent Kliesch nicht schreibt, steht er als Moderator und Stand-Up-Comedian auf der Bühne. Der Filmpark Babelsberg, in dem er täglich das Publikum unterhält, sowie der legendäre "Quatsch Comedy Club" sind nur zwei Stationen seiner Laufbahn als Entertainer.


    Aufbau / Allgemeines:
    "Bis in den Tod hinein" erscheint im Juli 2013 im Blanvalet-Verlag. Es hat 387 Seiten und gliedert sich in 72 Kapitel plus Prolog und Danksagung.


    Inhalt:
    In nur vier Tagen gab es drei Tote in Berlin. Der Staatsanwalt übt großen Druck auf die Dezernatsleiterin Daniella Castella aus. Ausgerechnet jetzt ist ihr bestes Pferd im Stall, Julius Kern, nicht verfügbar und somit gibt sie ihrem Neuzugang aus dem Rheinland, Severin Boesherz, die Chance, sich zu bewähren. Es gibt keinerlei Hinweise auf den brutalen Mörder, der sich scheinbar als eine moralische Instanz sieht und Menschen mit zwielichtigem Hintergrund auf recht spektakuläre Weise beseitigt: Einem Produzenten von Gänsestopfleber wurde bei vollem Bewusstsein der Bauch von Ratten zerfressen. Ein Pyromane, der Autos anzündet, wurde in einem solchen lebendig verbrannt. Und ein Sozialschmarotzer, der mit seiner Abzockerei mehrmals im Fernsehen geprahlt hat, wurde tot im eiskalten Wasser gefunden. Kaum hat Boesherz die Ermittlungen übernommen, gibt es schon den nächsten Toten: Ein stadtbekannter Fassadenkletterer wurde gezwungen, mit eingeölten Händen von einem Gebäude zu steigen und stürzte schließlich ab. Jedes der Opfer wurde mit einer Zahl versehen, vermutlich arbeitet der Serienmörder also eine Liste ab. Da der Täter so schnell hintereinander zuschlägt, ist Boesherz gezwungen, seine außergewöhnlichen Ermittlerfähigkeiten auf Hochtouren laufen zu lassen um so schnell wie möglich Hinweise zu erhalten. An die Seite wird ihm die Serienkiller-Expertin Dr. Bartholy gestellt, die zu diesem Thema Bescheid weiß wie kaum ein Zweiter. Sie beschäftigt sich schon lange Zeit mit der Psyche solcher Menschen, hat unzählige Gespräche mit ihnen geführt und mehrere Bücher veröffentlicht. Gleichzeitig arbeitet der Ermittler Dennis Baum daran, Top-Model und TV-Moderatorin Tanja van Beuten zu finden, die seit kurzer Zeit spurlos verschwunden ist. Sollte es gar Verbindungen bei den beiden unterschiedlichen Fällen geben?
    Anselm Drexler ist ein pedantischer Mann, der klaren Moralvorstellungen folgt. Schon als Kleinkind wurde ihm ein Verhaltenskodex von seinem Vater, der mittlerweile schwer erkrankt ist und von seinem Sohn gepflegt wird, auferlegt, an den er sich sein ganzes Leben gehalten hat. Nun ist es allerdings an der Zeit zu handeln und auch die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen…

    Eigene Meinung:

    Nach seiner tollen Trilogie um den Serienmörder Tassilo Michaelis und den Ermittler Julius Kern beginnt Vincent Kliesch nun mit einer weiteren Thrillerreihe. Diese spielt ebenfalls in Berlin und auch im gleichen „Universum“, denn man begegnet einigen Personen aus seinen ersten Büchern. Und eigentlich wäre der aktuelle Fall ja sowieso etwas für den Spezialisten Julius Kern, doch der befindet sich momentan im Urlaub. Dafür schlägt die Stunde von Hauptkommissar Severin Boesherz, einem neuen Mann am LKA. Er stammt aus dem Rheinland und ist vor kurzem nach Berlin gezogen. Dieser hinterlässt beim Leser sofort einen starken Eindruck. Er hat einen ausgeprägten Charakter und eine Persönlichkeit, die jeden Raum, in dem er sich befindet, auszufüllen scheint. Sein Auftreten strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und obwohl er sich in Berlin noch nicht wirklich eingelebt hat, hat er sich damit den Respekt seiner Kollegen erarbeitet. Er verhält sich ihnen gegenüber sehr reserviert und fast überprofessionell, hat aber auch seine Schwächen, die er jedoch gut zu verstecken weiß. Einerseits ist er ein überheblicher, arrogant wirkender Yuppie, aber Vincent Kliesch schafft es trotzdem, dass man ihn schnell ins Herz schließt. Denn er besitzt auch Witz, Geist, Scharfsinn und einen tollen schwarzen Humor, so dass man sich fast wünschen würde, einmal mit ihm zum Abendessen oder auf ein paar Drinks gehen zu können. Ja, Vincent Kliesch hat hier erneut einen hochinteressanten Ermittler erschaffen, der viel Potenzial verspricht. Auch das Privatleben wird in einem gewissen Maße beleuchtet, was darauf schließen lässt, dass dieses Buch der Auftakt zu einer längeren Reihe und nicht nur zu einer Trilogie sein könnte, wogegen ich nichts einzuwenden hätte.


    Der Fall ist sehr spannend, denn der Mörder weicht von vielem ab, das sonst typisch für Serienmörder ist. Er schlägt sehr schnell nacheinander zu und wird bei einem Opfer sogar sehr leichtsinnig. Wenn man sich nach den ersten Informationen langsam ein Bild gemacht hat und zu überlegen beginnt, welch ein Täter hinter den Morden stecken könnte, wird dieser dem Leser plötzlich vorgestellt, was doch sehr verwunderlich war. Es ist ein Mann namens Anselm, der einerseits seinen kranken Vater pflegt und einer geregelten Arbeit als Korrektor bei einer Boulevardzeitung nachgeht, dessen Leben aber andererseits von Zwangshandlungen und Sauberkeitswahn bestimmt werden. Dazu kommt noch eine fast psychotische Art, übersteigerten Wert auf die korrekte Nutzung der deutschen Sprache zu legen. Die Opfer wurden sorgsam ausgewählt, was auch den Ermittlern nicht entgeht und alle Opfer haben in ihrer Vergangenheit etwas Unmoralisches oder Anstoßendes getan, was durch die Medien ging, z.B. ein Hersteller von Gänsestopfleber oder ein Sozialschmarotzer, der damit sogar in Talkshows geprahlt hat. Sollte man anfangs noch meinen, hier den üblichen „Serienmörder-mit-schlechter-Kindheit-und-psychotischen-Störungen-spielt-Racheengel“-Plot zu bekommen, sieht man sich bald getäuscht und dieses simple und schon zigfach gelesene Thema hätte ich von Vincent Kliesch sowieso nicht auf diese einfache Weise erwartet. Nein, es steckt mehr dahinter. Der Leser weiß zwar von Anselm, aber seine genauen Beweggründe lernt man noch nicht kennen, so dass dieser schmale Grat während der kompletten Geschichte für riesige Spannung sorgt. Der Autor gibt einem mehr Informationen als er es eigentlich müsste, aber gerade diese Brotkrumen, die ausgelegt werden, sind dafür verantwortlich, dass man „Bis in den Tod hinein“ nur schwer aus der Hand legen kann. Man fragt sich auch die ganze Zeit, was es mit dem verschwundenen Model auf sich hat und ob dies irgendwie mit dem Hauptfall zusammenhängen könnte, worauf allerdings anfangs rein gar nichts nichts hindeutet.


    Das Ende war ein richtiger Geniestreich. Ganz unabhängig davon, dass es sehr spannend wurde und einem wegen so mancher Überraschung der Mund ganz weit offen steht, gibt es auch nochmals wie in einem klassischen Krimi einen tollen Rückblick, der manche Ereignisse, die man beim Lesen kaum registriert hat, in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt und mich mehrmals dazu gebracht hat, zurückzublättern und mir bei den dementsprechenden Stellen die Bestätigung abzuholen. Aufmerksam zu lesen lohnt sich also bei diesem Buch wirklich!


    Der Schreibstil des Autors ist simpel und ohne Ausschweifungen und Ausschmückungen, aber sehr effektiv. Obwohl man oft ruhigen Momenten beiwohnt, hat man durch die Rasanz das Gefühl, dass die Geschichte immer vorangetrieben wird und einem keine Pause gegönnt wird. Sofort habe ich mich auch an Vincent Klieschs vorangegangene Trilogie zurückerinnert. Er ist also sehr eigenständig und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Ich könnte keinen deutschen Thrillerautoren nennen, der Ähnlichkeiten zu ihm aufweist. Sehr auffallend, wie auch schon in seinen älteren Büchern, ist die Namensauswahl, die ausgesprochen außergewöhnlich ausgefallen ist. Namen wie Daniela Castella, Severin Boesherz oder Olivia Holzmann finde ich sehr einfallsreich und nach welchen Kritreien der Autor die Nebenfiguren benennt, verrät er in seiner sympathischen Danksagung.

    Fazit:

    Vincent Kliesch wird es schwer haben, „Bis in den Tod hinein“ zu toppen, da der Auftakt zu seiner neuen Thrillerreihe sehr spannend und fesselnd ausgefallen ist.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Inhalt:
    In Berlin ist ein Serienmörder unterwegs. Mehrere Leichen wurden bereits in einem grausamen Zustand gefunden. Eins haben alle Opfer gemeinsam, der Täter lässt eine Zahl zurück. Allerdings haben diese Zahlen keine bestimmte Reihenfolge. So muss Hauptkommissar Severin Boesherz die Morde an dem jungen Mann der im eigenen Feuer stirbt oder der Mann dem die Zunge abgetrennt wird in einen Zusammenhang bringen. Der Täter mordet schnell, so dass Boeherz die Zeit davon läuft...


    Meine Meinung:
    Nach dem ich die drei Teile mit Kommissar Julius Kern gelesen habe habe ich schon auf das nächste Werk von Vincent Kliesch gewartet. Ich wusste das es nicht mit Kern zu tun hatte sondern ein neuer Kommissar der Protagonist des Thrillers sein wird.


    Severin Boeherz ist der Neue über den Kliesch schreibt und er hat seine Ecken und Kanten. Während Julius Kern mir von Anfang an sympathisch war musste ich mich an Boesherz erst gewöhnen. Das gelang mir aber recht schnell und auch wenn er etwas ruppiger und auch ein wenig besserwisserisch daher kommt gefällt mir sein Art. Ich denke er kommt nicht bei jedem Leser gut an, aber ich mag es wie er mit den Leuten umgeht. Nicht auf Kuschelkurs und genau wissend was er will. Dabei aber auch nie so unfreundlich das es mir übel aufstoßen könnte. er nimmt seinen Job Ernst und hat etwas andere Ansätze. So war ich manches Mal erstaunt wie er auf ein Ermittlungsergebnis gekommen ist.


    Gleich zu Beginn ist ein rasantes Tempo zu spüren. Ich hatte keine Probleme in den Fall rein zu finden auch die Personen waren mir recht schnell vertraut, der Schreibstil war gewohnt flüssig und leicht lesbar. Es gibt keine Absätze die ich nochmal lesen musste. Nur an einer Stelle stutzte ich ein wenig. Die ganze Zeit wurde über den Täter mit seinem Vornamen geschrieben und auf einmal kam ohne Zusammenhang der Nachname dazu. So das Ich erstmal überlegen musste: Ist es nun der selbe oder ist noch jemand anderes dazu gekommen. Das klärte sich dann aber nach wenigen Absätzen.
    Erzählt wird aus Sicht des Täters, den man recht früh auch namentlich kennen lernt und aus Sicht von Severin Boesherz. Der Wechsel geht mit Kapitelwechsel einher so das man da immer einen klaren Schnitt hat. Das der Täter so früh benannt wird stört den Spannungsbogen nicht. Ganz im Gegenteil, dadurch das die Taten sehr anschaulich beschrieben werden baut es eine zusätzliche Faszination und Spannung auf. Von den vorherigen Büchern des Autors bin ich ja schon gewohnt das er ziemlich ausführliche Beschreibungen mag.


    Ein wenig bin ich ja schon auf die Protagonisten eingegangen.
    Da ist Severin Boesherz, der Ermittler mit seinem ersten Fall in Berlin. Der alleine lebt, aber nicht abgeneigt wäre eine Frau zu finden. Sehr geradlinig, sehr Edel und ein Genießer. Er ist der Typ harte Schale weicher Kern. Er ist gewissenhaft und der Fall steht an erster Stelle. Ich freue mich schon darauf mehr von ihm zu lesen. Da ich seine Art mag.
    Dann der Täter (Name verrate ich nicht) er ist sehr pedantisch und dabei muss ich erwähnen das es vor einiger Zeit bei Vincent Kliesch auf dem Facebookprofil eine diskussion darüber gab wie die deutsche Sprache sozusagen verschandelt wird und an einer Stelle des Buches als es über den Spruch Stolz wie Oskar (der eigentlich richtig frech wie Oskar heißt) ging fühlte ich mich direkt an diese Diskussion erinnert. Solche Stellen bei denen es um die deutsche Sprache geht gab es öfter und ich hoffe einfach das Vincent Kliesch meine Rezension lesen kann ohne die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen ;-). Auf jeden Fall ist der Täter sehr pedantisch und mit der Zeit kommt auch heraus warum das so ist. Die Taten sind schon fast generalstabsmässig geplant und ausgeführt. Dabei beweist er aber auch improvisationstalent als etwas nicht so läuft wie er das gehofft hat. Es gab Stellen da habe ich schon fast Mitleid mit demTäter gehabt.
    Neben den Beiden gibt es noch Dennis, Castella und Olivia, alles Personen die in diesem Thriller ermitteln.


    Es gibt noch zwei drei Sachen die mir positiv aufgefallen sind. Julius Kern wird mehrmals positiv erwähnt, das lässt mich schon ein wenig hoffen das er doch irgendwann mal wieder auftaucht. Vielleicht in einem Fall mit Severin Boesherz.
    Es gibt nicht nur die deutsche Sprache die hier kritisch beäugt wird. Es geht auch um das deutsche Fernsehen das zum Thema gemacht wird. Da gibt es einen zweiten Fall in dem nicht von Severin ermittelt wird sondern von Dennis Baum. Da verschwindet die Jurorin einer Modesendung. Zunächst konnte ich nicht erkennen was dieser Fall mit dem anderen zu tun hat und fand die kurzen Abschnitte in dem es um die eventuelle Entführung ging zwar interessant, aber auch überflüssig. Am Ende dann wusste ich wie es miteinander in Verbindung stadn, muss aber sagen das es nicht hätte sein müssen. Der Hauptfall ansich war schon so spannend das es keinen zweiten Strang in der Geschichte gebraucht hätte. Vor allem da ich bis zur Auflösung keinen Zusammenhang erkennen konnte.


    Das Ende war schlüssig und ich ahnte schon ungefähr wie es ausgehen könnte. Allerdings wurde ich vollkommen überrascht. Sowohl was einige Personen der Geschichte angeht wie auch der Abschluss ansich.


    Mein Fazit: Mit Bis in den Tod hinein hat Vincent Kliesch für mich gut an die Trilogie um Kern und Tassilo anknüpfen können. Es wurde ein klarer Schnitt gemacht ohne aber Julius Kern ganz außer Acht zu lassen. Auch wenn dieser nur namentlich erwähnt wird und keine Rolle in dem Fall spielt. Der zweite Strang hätte nicht sein müssen, aber das ist Geschmacksache. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Während ihrer Ermittlungen im Fall “Jack” begeben sich Boesherz und eine Kollegin zu Madame Tussaud’s und sehen sich dort die Wachsfiguren an.


    Er [Boesherz] und Olivia fachsimpelten angesichts der ausgestellten Figuren über alle erdenklichen Themen [...] und sogar über Literatur, als sie an den Wachsfiguren der bedeutenden Schriftsteller Günter Grass, Bertolt Brecht und der eines aufstrebenden deutschen Thrillerautors vorbeischlenderten, dessen Name Boesherz partout nicht einfallen wollte, obwohl er erst vor Kurzem eine spannungsgeladene Trilogie von ihm verschlungen hatte. (S. 182)


    Ich sage dazu nur eins: Herr Kliesch, wenn von Ihnen wirklich jemals eine Wachsfigur bei Madame Tussauds steht, dann gehe ich dort hin und mache ein Foto mit dieser Figur und mir! Versprochen!
    Vincent Kliesch hat mich auch dieses Mal wieder überhaupt nicht enttäuscht – im Gegenteil. Ich gebe zu, dass ich Befürchtungen hatte, wie es denn nun ohne Tassilo und ohne Julius Kern überhaupt werden sollte, aber tatsächlich muss ich sagen, dass Kliesch es einfach kann: er kann großartige, superspannende Thriller schreiben, die für mich immer “Tagbücher” sein werden, weil ich sie definitiv abends allein zu Hause nicht lesen kann; er kann Figuren erfinden, die interessant und gleichzeitig nicht zu abgedreht sind, und er schafft es irgendwie, dass von Zeit zu Zeit ein böser Humor in den Seiten aufblitzt, und das gefällt mir unheimlich gut.
    Was dieser Thriller neben Morden zu bieten hat, die es einem eiskalt den Rücken ‘runterlaufen lassen, ist einerseits ein Erzähltempo, das mitreißt, weil Perspektiven wechseln, manchmal wie Kameraeinstellungen; man denkt, man wäre gerade an einem bestimmten Ort mit einer bestimmten Figur des Romans um dann festzustellen, dass Kliesch einen hier an der Nase herumgeführt hat, und Handlungen zusammen erzählt, die nicht am selben Ort spielen. Hut ab!
    Vor allem aber schafft Kliesch es in diesem Thriller, die Medienwelt herrlich aufs Korn zu nehmen. Immer wieder geht es um Castingshows, um diese unsäglichen Laienschauspieler im Nachmittagsfernsehen, um Sendeformate, die immer wieder umgewälzt werden und die immer günstiger sein müssten – allerdings macht Kliesch das nicht, ohne deutlich zu machen, dass nun mal letzten Endes der Zuschauer entscheidet, was im Fernsehen läuft. Einige der Aussagen und Gedanken dazu fand ich jedenfalls sehr interessant. Da Kliesch sich in der Medienwelt auskennt, nehme ich ihn hier auf jeden Fall beim Wort.
    Der andere Punkt ist die Auseinandersetzung mit Sprache. Bei der Widmung des Thrillers “Für alle Freunde des Genitivs. Gebt nicht auf!”, habe ich noch gelacht. Später im Thriller vergeht einem das Lachen, aber auch wenn hier zum Teil extreme Gegenpole gezeigt werden (absolute Sprachkontrolle, bei der jeder Begriff mit dem etymologischen Bezug gesehen wird, sodass man beim Lesen schlucken muss und denkt: “Aha, es besteht ein Unterschied zwischen weshalb und warum, der mir bisher nicht klar war (und den ich auch weiterhin ignorieren werde) steht einem – nun ja – sagen wir rudimentären Sprachgebrauch im Fernsehen und bei einigen Jugendlichen gegenüber: “Das stell ich Facebook!”), denke ich, dass es spannend ist, dass ein Thriller sich hier mal eines solchen Themas annimmt – und wenn’s auch nur der Psychopath ist, der sich mit sowas auskennt.
    Letzten Endes nur noch eins, und das lasse ich unkommentiert stehen: Den “Struwwelpeter” werde ich in Zukunft mit anderen Augen sehen…
    Herr Kliesch, ich weiß nicht, was Sie bei diesem Wetter machen, aber ich bitte Sie inständig, sich DIREKT an den nächsten Thriller zu setzen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Der erste Satz:


    "Wie gefällt es dir, tot zu sein?", hauchte er leise.


    Meine Meinung:


    Das Böse kann so unglaublich nah sein!


    Bis in den Tod hinein war meine bereits 4. Lektüre von meinem Lieblingsthrillerautor Vincent Kliesch. Aber so wie die Julius Kern-Trilogie hat mich dieses Buch hier gefühlsmäßig leider nicht vom Hocker gerissen.


    Der Hauptkommissar Severin Boesherz ist ein in mehrerlei Hinsicht wirklich auffälliger Nachfolger von Julius Kern. Er tritt bemerkenswert elegant, aber auch bescheiden auf. Auch seine außerordentliche Gelassenheit und seine Intelligenz machen ihn daher zu einem sehr interessanten Charakter, von dem man gerne mehr liest.
    Hin und wieder habe ich mich nur gefragt, ob es solch raffiniert denkende Menschen, die derartig intelligente Handlungen an den Tag legen, tatsächlich gibt!? ;-) Viele wichtige Fakten zu dem Fall hat Boesherz auch einfach nicht ausgesprochen, erst ganz zum Schluss bei der Aufklärung. Sein Schweigen hat mich während dem Lesen manchmal verwirrt bzw. war ich etwas überfordert von den Geschehnissen, weil mir nicht klar war, wie dieses oder jenes jetzt kommt. Kompliziert und anstrengend sind vielleicht die Worte, die das am besten beschreiben würden.


    Ansonsten sind die Charaktere aber einsame Spitze! Vincent Kliesch schafft es immer wieder, mit seinen Protagonisten zu punkten: einzigartig beschriebene, teils düstere und böse Gestalten, die ebenso ihren Charme besitzen.
    Wer in diesem Fall der Böse ist, ist schnell klar, denn auch aus der Sicht des Täters wird hier erzählt. Ein Täter, der, wenn man ehrlich ist, eigentlich ein Opfer von Kindheitsprägung und Manipulation ist ...


    Ein vielversprechender Reihenauftakt, der ganz viel Lust auf mehr Severin Boesherz macht. Ich bin schon hochgespannt, was der zweite Teil, Im Augenblick des Todes, so zu bieten hat.


    4 Sterne!

  • Dies war mein erstes Buch von diesem Autor und chapeau, Herr Kliesch. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher, besonders auf Band zwei dieser Serie.


    In den vorangegangenen Rezensionen wurde eigentlich schon alles gesagt. Ich fand das Buch ebenfalls sehr gut, flüssig und spannend geschrieben. Den zweiten Teil des Buches konnte ich nicht mehr weglegen und habe es in einem Rutsch gelesen.


    Die Idee zum Buch und die Umsetzung waren gut. Die Ermittler sind sympathisch und die Ermittlungen sind interessant und schlüssig. Die privaten Intermezzi zwischendurch sind nicht zu lange und lassen den Leser etwas zu Atem kommen.


    Ein durchaus empfehlenswerter Thriller, der von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: bekommt.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Kapo hat eine sehr gute und aussagekräftige Rezension geschrieben. :thumleft: Dem kann man kaum was zufügen. Ich fand das Buch ausgezeichnet.


    Eigentlich habe ich zu diesem Autor gegriffen, weil ich eine leichte, dennoch spannende Unterhaltung suchte. Und bei Vincent Kliesch kann man ja davon ausgehen.

    Doch ich habe einen Superthriller bekommen. :thumleft:

    Der Ermittler ist nicht nur sympathisch, er ist auch in seinen Fähigkeiten, die nichts mit Übernatürlich oder Zauberei zu tun haben, wie so oft, sondern lediglich auf seiner Beobachtungsgabe basieren, einfach nur faszinierend. Mir hat es riesigen Spaß gemacht, den Hauptdarsteller bei seiner Ermittlungsarbeit zu beobachten. Der Plot ist auch nicht allzu kompliziert, doch recht tiefgründig. Der Autor offenbart auch recht früh, wer der Täter ist. Dennoch bliebt der Roman ausgesprochen fesselnd, denn man möchte die Motive kennen. Vincent Kliesch ist ein sehr guter Erzähler, alles durchdacht: keine Unklarheiten, keine offenen Fragen und dazu äußerst spannend.

    Ein sehr gut gelungener Auftakt, den ich mit großem Vergnügen gelesen habe. :drunken:

    Übrigens für die Liebhaber von Thrillern ohne Blutvergießen wäre "Bis in den Tod hinein" gut geeignet.

    Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne. Sehr zu empfehlen.

    Ich werde die Serie mit dem faszinierenden Ermittler gerne fortsetzen.

    2024: Bücher: 97/Seiten: 42 622

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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