Klappentext (Quelle: http://www.randomhouse.de):
Eine Serie von grausamen Hinrichtungen erschüttert Berlin. Jede der Leichen ist mit einer Zahl versehen, die keiner ersichtlichen Logik folgt. Hauptkommissar Severin Boesherz und sein Team ermitteln. Offenbar steht jede Zahl für eine Eigenschaft, die dem Täter so sehr an seinen Opfern missfällt, dass er sie dafür tötet: Einer der Toten ist ein Brandstifter, der in seinem eigenen Feuer stirbt, ein anderer ein Lügner, dem die Zunge abgetrennt wird. Als immer mehr Leichen gefunden werden und eine Frau verschwindet, zerrinnt Boesherz die Zeit zwischen den Fingern. Können ihm die Zahlen den Weg zum Mörder weisen?
Autoreninfo (Quelle: http://www.randomhouse.de):
Vincent Kliesch wurde in Berlin geboren. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und arbeitete danach mehrere Jahre in der Gastronomie. Dabei entstand auch die Idee zu seinem ersten Thriller "Die Reinheit des Todes", der auf Anhieb zu einem großen Erfolg wurde.
Wenn Vincent Kliesch nicht schreibt, steht er als Moderator und Stand-Up-Comedian auf der Bühne. Der Filmpark Babelsberg, in dem er täglich das Publikum unterhält, sowie der legendäre "Quatsch Comedy Club" sind nur zwei Stationen seiner Laufbahn als Entertainer.
Aufbau / Allgemeines:
"Bis in den Tod hinein" erscheint im Juli 2013 im Blanvalet-Verlag. Es hat 387 Seiten und gliedert sich in 72 Kapitel plus Prolog und Danksagung.
Inhalt:
In nur vier Tagen gab es drei Tote in Berlin. Der Staatsanwalt übt großen Druck auf die Dezernatsleiterin Daniella Castella aus. Ausgerechnet jetzt ist ihr bestes Pferd im Stall, Julius Kern, nicht verfügbar und somit gibt sie ihrem Neuzugang aus dem Rheinland, Severin Boesherz, die Chance, sich zu bewähren. Es gibt keinerlei Hinweise auf den brutalen Mörder, der sich scheinbar als eine moralische Instanz sieht und Menschen mit zwielichtigem Hintergrund auf recht spektakuläre Weise beseitigt: Einem Produzenten von Gänsestopfleber wurde bei vollem Bewusstsein der Bauch von Ratten zerfressen. Ein Pyromane, der Autos anzündet, wurde in einem solchen lebendig verbrannt. Und ein Sozialschmarotzer, der mit seiner Abzockerei mehrmals im Fernsehen geprahlt hat, wurde tot im eiskalten Wasser gefunden. Kaum hat Boesherz die Ermittlungen übernommen, gibt es schon den nächsten Toten: Ein stadtbekannter Fassadenkletterer wurde gezwungen, mit eingeölten Händen von einem Gebäude zu steigen und stürzte schließlich ab. Jedes der Opfer wurde mit einer Zahl versehen, vermutlich arbeitet der Serienmörder also eine Liste ab. Da der Täter so schnell hintereinander zuschlägt, ist Boesherz gezwungen, seine außergewöhnlichen Ermittlerfähigkeiten auf Hochtouren laufen zu lassen um so schnell wie möglich Hinweise zu erhalten. An die Seite wird ihm die Serienkiller-Expertin Dr. Bartholy gestellt, die zu diesem Thema Bescheid weiß wie kaum ein Zweiter. Sie beschäftigt sich schon lange Zeit mit der Psyche solcher Menschen, hat unzählige Gespräche mit ihnen geführt und mehrere Bücher veröffentlicht. Gleichzeitig arbeitet der Ermittler Dennis Baum daran, Top-Model und TV-Moderatorin Tanja van Beuten zu finden, die seit kurzer Zeit spurlos verschwunden ist. Sollte es gar Verbindungen bei den beiden unterschiedlichen Fällen geben?
Anselm Drexler ist ein pedantischer Mann, der klaren Moralvorstellungen folgt. Schon als Kleinkind wurde ihm ein Verhaltenskodex von seinem Vater, der mittlerweile schwer erkrankt ist und von seinem Sohn gepflegt wird, auferlegt, an den er sich sein ganzes Leben gehalten hat. Nun ist es allerdings an der Zeit zu handeln und auch die Öffentlichkeit daran teilhaben zu lassen…
Eigene Meinung:
Nach seiner tollen Trilogie um den Serienmörder Tassilo Michaelis und den Ermittler Julius Kern beginnt Vincent Kliesch nun mit einer weiteren Thrillerreihe. Diese spielt ebenfalls in Berlin und auch im gleichen „Universum“, denn man begegnet einigen Personen aus seinen ersten Büchern. Und eigentlich wäre der aktuelle Fall ja sowieso etwas für den Spezialisten Julius Kern, doch der befindet sich momentan im Urlaub. Dafür schlägt die Stunde von Hauptkommissar Severin Boesherz, einem neuen Mann am LKA. Er stammt aus dem Rheinland und ist vor kurzem nach Berlin gezogen. Dieser hinterlässt beim Leser sofort einen starken Eindruck. Er hat einen ausgeprägten Charakter und eine Persönlichkeit, die jeden Raum, in dem er sich befindet, auszufüllen scheint. Sein Auftreten strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und obwohl er sich in Berlin noch nicht wirklich eingelebt hat, hat er sich damit den Respekt seiner Kollegen erarbeitet. Er verhält sich ihnen gegenüber sehr reserviert und fast überprofessionell, hat aber auch seine Schwächen, die er jedoch gut zu verstecken weiß. Einerseits ist er ein überheblicher, arrogant wirkender Yuppie, aber Vincent Kliesch schafft es trotzdem, dass man ihn schnell ins Herz schließt. Denn er besitzt auch Witz, Geist, Scharfsinn und einen tollen schwarzen Humor, so dass man sich fast wünschen würde, einmal mit ihm zum Abendessen oder auf ein paar Drinks gehen zu können. Ja, Vincent Kliesch hat hier erneut einen hochinteressanten Ermittler erschaffen, der viel Potenzial verspricht. Auch das Privatleben wird in einem gewissen Maße beleuchtet, was darauf schließen lässt, dass dieses Buch der Auftakt zu einer längeren Reihe und nicht nur zu einer Trilogie sein könnte, wogegen ich nichts einzuwenden hätte.
Der Fall ist sehr spannend, denn der Mörder weicht von vielem ab, das sonst typisch für Serienmörder ist. Er schlägt sehr schnell nacheinander zu und wird bei einem Opfer sogar sehr leichtsinnig. Wenn man sich nach den ersten Informationen langsam ein Bild gemacht hat und zu überlegen beginnt, welch ein Täter hinter den Morden stecken könnte, wird dieser dem Leser plötzlich vorgestellt, was doch sehr verwunderlich war. Es ist ein Mann namens Anselm, der einerseits seinen kranken Vater pflegt und einer geregelten Arbeit als Korrektor bei einer Boulevardzeitung nachgeht, dessen Leben aber andererseits von Zwangshandlungen und Sauberkeitswahn bestimmt werden. Dazu kommt noch eine fast psychotische Art, übersteigerten Wert auf die korrekte Nutzung der deutschen Sprache zu legen. Die Opfer wurden sorgsam ausgewählt, was auch den Ermittlern nicht entgeht und alle Opfer haben in ihrer Vergangenheit etwas Unmoralisches oder Anstoßendes getan, was durch die Medien ging, z.B. ein Hersteller von Gänsestopfleber oder ein Sozialschmarotzer, der damit sogar in Talkshows geprahlt hat. Sollte man anfangs noch meinen, hier den üblichen „Serienmörder-mit-schlechter-Kindheit-und-psychotischen-Störungen-spielt-Racheengel“-Plot zu bekommen, sieht man sich bald getäuscht und dieses simple und schon zigfach gelesene Thema hätte ich von Vincent Kliesch sowieso nicht auf diese einfache Weise erwartet. Nein, es steckt mehr dahinter. Der Leser weiß zwar von Anselm, aber seine genauen Beweggründe lernt man noch nicht kennen, so dass dieser schmale Grat während der kompletten Geschichte für riesige Spannung sorgt. Der Autor gibt einem mehr Informationen als er es eigentlich müsste, aber gerade diese Brotkrumen, die ausgelegt werden, sind dafür verantwortlich, dass man „Bis in den Tod hinein“ nur schwer aus der Hand legen kann. Man fragt sich auch die ganze Zeit, was es mit dem verschwundenen Model auf sich hat und ob dies irgendwie mit dem Hauptfall zusammenhängen könnte, worauf allerdings anfangs rein gar nichts nichts hindeutet.
Das Ende war ein richtiger Geniestreich. Ganz unabhängig davon, dass es sehr spannend wurde und einem wegen so mancher Überraschung der Mund ganz weit offen steht, gibt es auch nochmals wie in einem klassischen Krimi einen tollen Rückblick, der manche Ereignisse, die man beim Lesen kaum registriert hat, in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt und mich mehrmals dazu gebracht hat, zurückzublättern und mir bei den dementsprechenden Stellen die Bestätigung abzuholen. Aufmerksam zu lesen lohnt sich also bei diesem Buch wirklich!
Der Schreibstil des Autors ist simpel und ohne Ausschweifungen und Ausschmückungen, aber sehr effektiv. Obwohl man oft ruhigen Momenten beiwohnt, hat man durch die Rasanz das Gefühl, dass die Geschichte immer vorangetrieben wird und einem keine Pause gegönnt wird. Sofort habe ich mich auch an Vincent Klieschs vorangegangene Trilogie zurückerinnert. Er ist also sehr eigenständig und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Ich könnte keinen deutschen Thrillerautoren nennen, der Ähnlichkeiten zu ihm aufweist. Sehr auffallend, wie auch schon in seinen älteren Büchern, ist die Namensauswahl, die ausgesprochen außergewöhnlich ausgefallen ist. Namen wie Daniela Castella, Severin Boesherz oder Olivia Holzmann finde ich sehr einfallsreich und nach welchen Kritreien der Autor die Nebenfiguren benennt, verrät er in seiner sympathischen Danksagung.
Fazit:
Vincent Kliesch wird es schwer haben, „Bis in den Tod hinein“ zu toppen, da der Auftakt zu seiner neuen Thrillerreihe sehr spannend und fesselnd ausgefallen ist.