Zum Inhalt (Quelle: Verlagsseite)
Sebastian Bergman, Kriminalpsychologe.
Ganz nah am Abgrund.
Beruflich und privat.
In den Bergen von Jämtland stürzt eine Wanderin ab. Sie überlebt. Jemand anderes hatte dafür weniger Glück: Aus der Erde vor ihr ragen die Knochen einer Hand. Die Polizei vor Ort birgt sechs Leichen, darunter die zweier Kinder. Alle per Kopfschuss getötet.
Stockholm wird um Verstärkung gebeten, und Kommissar Höglund reist mit großem Tross in die Provinz. Doch die Ermittlungen stehen unter keinem guten Stern. Den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman plagen private Probleme, Spannungen belasten das ganze Team. Und auch der Fall entpuppt sich als kompliziert. Die Identität der Toten gibt Rätsel auf, niemand vermisst sie.
Als Höglund und Bergman endlich auf eine brauchbare Spur stoßen, schaltet sich der schwedische Geheimdienst ein ...
Autoren (Quelle: Verlagsseite)
Michael Hjorth
Michael Hjorth, geboren 1963, ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.
Hans Rosenfeldt
Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist in Schweden ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator und ein gefragter Drehbuchautor, zuletzt schrieb er die Vorlage für die ZDF-Koproduktion The Bridge.
Allgemeines
Schwedischer Originaltitel: "Fjällgraven", ins Deutsche übersetzt von Ursel Allenstein
Erscheinungstermin: 1. Juli 2013 bei rororo, Taschenbuch broschiert, 592 Seiten
3.Band um den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven , Kapitel ohne Nummerierung
Ort und Zeit der Romanhandlung: Jämtland 2003 / Jämtland und Stockholm 2012
Zum Inhalt
Der Prolog spielt in Jämtland in der Mitte Schwedens im Jahr 2003. Eine Frau, die sich Patricia Wellton nennt, reist nach Schweden ein, um einen Mann, der sich in einer Ferienhütte in Jämtland aufhält, auftragsgemäß zu liquidieren.
Der Hauptteil des Romans springt ins Jahr 2012 und vereinigt verschiedene Erzählstränge, die zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Zwei Wanderinnen stoßen in Jämtland auf ein Grab, in dem die Skelette von vier Erwachsenen und zwei Kindern aufgefunden werden. Die Kollegen der Stockholmer Reichsmordkommission unter Torkel Höglund werden um Amtshilfe gebeten. Torkel reist mit seinem bewährten Team, bestehend aus Ursula, Billy, Vanja und Sebastian Bergman an, das Team wird durch die junge Jennifer Holmgren verstärkt, die Vanja während ihres geplanten dreijährigen Ausbildungslehrgangs beim FBI vertreten soll. Die Identifizierung der Leichen gestaltet sich schwierig, da bei vier der sechs Skelette keinerlei Kleidungsreste oder andere Gegenstände gefunden werden. Zwei der Skelette sind noch in die Überreste von Wanderkleidung gehüllt, sie können identifiziert werden, scheinen aber nichts mit den übrigen Toten zu tun gehabt zu haben. Offenbar waren sie nur zur falschen Zeit am falschen Ort, wurden so zu Zeugen des Mordes an den anderen Opfern und mussten beseitigt werden.
Torkel und sein Team bemühen sich vergeblich, in den Vermisstenkarteien ganz Schwedens und Norwegens eine Familie zu finden, die vor Jahren verschwand und die den zeitlichen und sonstigen Umständen nach zu dem Fund im Fjällgrab passen könnte. Wie kommt es, dass diese Toten von niemandem vermisst werden?
Während Torkel und seine Kollegen im Fall der unbekannten Toten ermitteln, lernt der Leser im zweiten großen Erzählstrang Shibeka Khan kennen. Shibeka floh 2001 mit ihrem Mann Hamid und ihren beiden kleinen Söhnen aus Afghanistan. Bevor Hamid und sie eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis erhalten hatten, verschwand ihr Mann gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Said im Herbst 2003 spurlos. Obwohl Shibeka sich immer wieder an die Behörden wandte, wollte sich niemand mit dieser Sache befassen, man speiste die verzweifelte Frau mit der Aussage ab, ihr Mann habe sich in einer sogenannten "unkontrollierten Ausreise" abgesetzt und seine Familie zurückgelassen. Gegen den Willen der patriarchalisch strukturierten afghanischen Gemeinde Stockholms wendet sich Shibeka schließlich an Lennart Stridh, den Redakteur der Sendung "Nachgeforscht", da sie sich von der Publizierung des Falles im größeren Rahmen Hinweise auf den Verbleib ihres Mannes erhofft. Lennart und auch Shibekas inzwischen fünfzehnjähriger Sohn Mehran unterstützen sie, doch es gibt immer noch Menschen, die vor nichts zurückschrecken, um gewisse Vorgänge des Jahres 2003 unter Verschluss zu halten...
Persönliche Beurteilung
Dieser Kriminalroman besticht durch die einander abwechselnden Erzählstränge aus unterschiedlichen Perspektiven, die dem Leser einiges an Konzentration abfordern und sein Interesse wachhalten, sodass es trotz des Umfangs von rund 600 Seiten zu keinen Ermüdungserscheinungen des Lesers kommt. Neben den beiden Kriminalfällen, deren Zusammenhang sich nicht so schnell entschlüsselt, wie man es zu Beginn vermuten möchte, setzt sich in diesem Buch auch die Geschichte um das Beziehungsgeflecht des Teams um Torkel Höglund und um das Privatleben der Ermittler fort. Dabei steht Sebastian Bergmann nicht mehr so penetrant im Mittelpunkt wie in den beiden vorherigen Bänden. Er ist noch immer egozentrisch, aber dennoch nicht so unglaubwürdig negativ portraitiert wie zuvor. Sein Verhalten gegenüber seiner selbsternannten Lebensgefährtin Ellinor Bergkvist, einer psychisch gestörten Frau, die das Ende ihrer Beziehung nicht akzeptieren will, hat nicht nur Auswirkungen auf sein eigenes Leben, sondern auch auf das seiner Kollegen.
"Die Toten, die niemand vermisst" nimmt wiederholt Bezug sowohl auf den im zweiten Band ("Die Frauen, die er kannte") behandelten Kriminalfall als auch auf die Entwicklungen im Privatleben der wichtigsten Romanfiguren, deshalb ist es ratsam, die drei Bände in der korrekten Reihenfolge zu lesen.
Die Handlung ist intelligent konstruiert, nicht zu schnell durchschaubar und fesselt ohne Blutvergießen. Für Liebhaber skandinavischer Kriminalliteratur ist der dritte Band um Sebastian Bergman uneingeschränkt empfehlenswert.
Fazit
"Die Toten, die niemand vermisst" ist ein komplexer Kriminalroman mit glaubwürdiger Handlung, der das Interesse des Lesers ohne Blutvergießen wachzuhalten vermag und der auf weitere Bände der Reihe hoffen lässt. Sehr empfehlenswert!