Gaito Gasdanow – Die Rückkehr des Buddhas

  • Original : Возвращение Будды (Russisch, 1949)


    INHALT :
    Im Paris der 30iger Jahre werden ein junger mittelloser russischer Student und ein Landstreicher miteinander bekannt. Jener wird aufgrund eines Erbes steinreich, doch dieses « Wunder verändert nicht ihre Beziehung : jede Woche treffen sie einander in der luxuriösen Wohnung des älteren Mannes bis man ihn ermordet auffindet. Der junge Mann wird verdächtigt und verhaftet... Er verdankt sein Heil nur dem geheimnisvollen Verschwinden einer Buddhastatue (daher der Titel) vom Tatort. Fände man sie wieder wäre die Identität des Mörders geklärt...
    (Klappentext der französischen Ausgabe, leicht gekürzt ; Behelfsübersetzung von mir)


    BEMERKUNGEN :
    Nach der beeindruckenden Entdeckung des Autors durch « Das Phantom des Alexander Wolf » (siehe auch Thread hier : Gaito Gasdanow - Das Phantom des Alexander Wolf ) kann man ja nur versuchen, Weiteres von diesem Autor ausfindig zu machen. Hier in Frankreich gibt man in diesen Jahren nach und nach einige seiner Werke in Neuübersetzung heraus, und so griff ich zu.


    Geht man allein von der Inhaltsangabe aus (siehe oben) so könnte man leicht eine pure Kriminalgeschichte vermuten. Wie so oft bei russischen Schriftstellern wäre eine solche ganz klare, ausschließende Einteilung etwas kurz, und ich kann hier ohne Weiteres zitieren, was ich zum « Phantom... » geschrieben hatte :


    « Man könnte das Buch sicherlich unter dem Gesichtspunkt des Handlungsstranges zusammenfassen, mit dem mehr oder weniger linearen Aufbau (…) Allein dieser Erzählstrang ist schon lesenswert und wäre reich. Doch letztlich scheint es mir (...) nicht nur um den puren Handlungsstrang zu gehen, sondern um das innere Seelenleben, die inneren Qualen, die das Leben begleitenden Fragen (...) »


    Ja, die verbrecherische Handlung, die man in Inhaltsangaben eventuell herausstellt, nimmt in gewissem Sinne gar nicht den ersten Platz ein, selbst wenn sie wieder hervorragend erzählt ist und auch ein Stück Krimi beinhaltet. Hier handelt es sich tatsächlich um eine Schilderung zwischen (erzählerischer) « Wahrheit » mit seinen Begegnungen UND, auf der anderen Seite, einer hantastischen Welt der Träume, die einander überschneiden bis zur Mischung, bis zur Unmöglichkeit des Auseinanderhaltens. Der Ich-Erzähler und russische Student spricht selber dabei von « Delirium ». In diesem Thema erinnerte mich das Schreiben von Gasdanow an eine Mischung zwischen den Fieberträumen eines Dostojewski und auch eines Kafka. In einem seiner Träume steht er auch vor einem imaginären Gericht (« Das Urteil » als Hommage?)..., zwischen Verurteilung, Schuld und tatsächlicher Unschuld.


    Diese einführenden, langen Seiten gehen der ersten Begegnung zwischen ihm und dem Landstreicher voraus. Durch ein eher durch die Umstände herbeigeführtes größeres Almosen bleibt er dem Clochard in Erinnerung. Jener wird später durch das Erbe der Güter seines Bruders steinreich und kann sich alles erlauben.


    Angesichts der Anschuldigung, den reichen Freund ermordet zu haben, taucht jene oben genannte Mischung zwischen im Geiste empfundener Schuld und realer Unschuld wieder auf. Dieses Thema wird fein und sehr gut ausgearbeitet und scheint mir fast zentral in diesem Roman.


    Ein weiteres bedeutendes Werk dieses russischen Exilschriftstellers, der vielleicht eine Renaisance erleben wird ?


    Da dieser Autor gerade « neuentdeckt » wird und auch in Russland nun wieder auf der literarischen Szene erschienen ist bleibt zu hoffen, dass es in den kommenden Jahren weitere Bücher von ihm auf Deutsch geben wird. Derweil will ich Euch dennoch nicht meine Eindrücke, meine Meinung vorenthalten.


    AUTOR :
    Gaito Gasdanow (russisch Гайто Газданов, wiss. Transliteration Gajto Gazdanov; eigentlich: Georgi Iwanowitsch Gasdanow; * 23. Novemberjul./ 6. Dezember 1903greg. in Sankt Petersburg; † 5. Dezember 1971 in München) war ein russischer Schriftsteller und Journalist. Sein Vater war staatlicher Forstbeamter ossetischer Abstammung. Als der Sohn vier Jahre alt war, wurde der Vater aus der Hauptstadt in die Provinz versetzt; die Familie lebte jeweils mehrere Jahre in Sibirien, in der Nähe von Twer, sowie in der heutigen Ukraine, in Charkow und Poltawa, wo Gasdanow eine Kadettenschule besuchte.

    Mit knapp 16 Jahren trat er 1919 im Russischen Bürgerkrieg einem Verband der Weißen Armee bei. Als einfacher Soldat tat er Dienst auf einem Panzerzug. Nach der Niederlage der Weißen gehörte er zu den Truppenteilen, die von der Halbinsel Krim in die Türkei übersetzten und zunächst unweit von Istanbul interniert wurden. Von dort konnte er nach Bulgarien übersiedeln. In einem eigens für russische Flüchtlinge eingerichteten Gymnasium in der ostbulgarischen Stadt Schumen legte er die Reifeprüfung ab.

    1923 gelangte er im Strom der russischen Emigranten nach Paris. Dort arbeitete er zunächst als Lastenträger und Lokomotivenwäscher, dann als Mechaniker bei Citroën, schließlich viele Jahre als Fahrer eines Nachttaxis. Außerdem hörte er an der Sorbonne Vorlesungen in Literaturgeschichte, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften.

    Ab Ende der zwanziger Jahre publizierte er regelmäßig in Zeitungen und Zeitschriften der russischen Emigration, seine Prosatexte bekamen teilweise sehr positive Kritiken, u.a. lobte ihn der Nobelpreisträger Iwan Bunin.

    Gemeinsam mit seiner ebenfalls aus Russland stammenden Frau schloss er sich im Zweiten Weltkrieg der Résistance an. Er wurde einer bewaffneten Einheit im Untergrund zugeteilt. Auch half das Ehepaar, jüdische Kinder zu verstecken. Nach dem Krieg schrieb er auf Französisch ein Buch darüber, mit dem er erstmals ein größeres Echo als Autor fand.


    1952 erhielt er das Angebot, als freier Mitarbeiter des russischen Programms des vom US-Kongress finanzierten Senders Radio Liberation (später "Radio Liberty") über das Pariser Kulturleben zu berichten. Für seine journalistische Arbeit nahm er das Pseudonym „Georgij Tscherkassow“ an. 1954 erhielt er eine feste Anstellung in der Sendezentrale in München. Nach fünf Jahren in der bayerischen Hauptstadt kehrte er 1959 als Korrespondent des Senders nach Paris zurück. Nach weiteren sieben Jahren an der Seine übernahm er 1966 die Leitung des russischen Programms in der Zentrale, die sich in Schwabing am Rande des Englischen Gartens befand. Bis zu seinem Tod an Lungenkrebs lebte er in einer Dienstwohnung in der Osterwaldstraße 55.

    Begraben wurde er auf dem Russischen Friedhof von Sainte-Geneviève-des-Bois bei Paris. Die ossetische Gemeinde von Paris stiftete auf Initiative des Dirigenten Valeri Gergiev 2003 einen neuen Grabstein.



    AUSGABEN :
    Hier ein Link zu einer älteren englischen Ausgabe :
    Buddha's return
    http://www.amazon.co.uk/Buddha…words=return+buddha+gaito


    Ich selbst las diesen Roman in einer Neuübersetzung, die mit anderen Werksausgaben des Autors nun auf Französisch herausgekommen sind :
    Le retour du Bouddha
    Broché: 188 pages
    Editeur : Editions Viviane Hamy (18 avril 2013)
    Collection : Bis
    Langue : Français
    ISBN-10: 2878585828
    ISBN-13: 978-2878585827

  • Eine gebundene Ausgabe im Original :
    Verlag: shop-paradise.com (1. Dezember 2006)
    Sprache: Russisch
    ISBN-10: 5699193189
    ISBN-13: 978-5699193189


    In den letzten Jahren sind auf dem russischen Markt auch wieder gesamte Werksausgaben erschienen!

  • Prima, dass nun auch in Deutschland langsam wieder die Werke dieses russischen Exilschriftstellers wiederentdeckt und neu herausgegeben werden! Hier also:
    Die Rückkehr des Buddha


    Eigentlich ist der Student aus Russland ein vielversprechender junger Mann, doch neigt er zu seltsamen Wahnvorstellungen. Ist der gepflegte ältere Herr in dem Pariser Café wirklich der Bettler, dem er vor zwei Jahren ein Almosen gab? Die beiden freunden sich an, und der Student besucht Pawel Alexandrowitsch und seine junge Geliebte fortan oft. Eines Abends überlegt er, ob es für seinen Freund nicht das Beste wäre, genau jetzt zu sterben, da er offenbar rundum glücklich ist. Am nächsten Tag wird der Freund ermordet aufgefunden. Und der einzige Zeuge, ein goldener Buddha, ist verschwunden … Ein dramatischer Krimi – und das Seelendrama eines Emigranten in der Zwischenkriegszeit.
    (Verlagsbeschreibung)


    Ich bitte um die Erweiterung des Fredtitels durch den deutschen Titel. Danke!