Die Psychotherapeutin Tessa Ravens kümmert sich engagiert um ihre Patienten in der Hamburger Universitätspsychiatrie. Trotzdem kann sie nicht verhindern, dass sich eine Frau erhängt. Kurz danach wird jedoch festgestellt, dass ihr Tagebuch und ihr Portemonnaie fehlen. Sollte es sich etwas nicht um einen Selbstmord gehandelt haben? Einige Tage später wird eine weitere Patientin tot aufgefunden - dieses Mal brutal ermordet. Hauptkommissar Torben Koster, sein Kollege Liebetrau und Tessa Ravens versuchen Licht ins Dunkel zu bringen. Aber wem kann man auf einer psychiatrischen Abteilung trauen? Wer spricht die Wahrheit, wer lügt absichtlich und wer leidet an paranoiden Wahnvorstellungen und taugt daher nicht als Zeuge?
Psychologie ist ein Feld, das mich schon immer sehr gereizt hat. Daher war ich auf den Roman gespannt, denn ein Krimi mit einer Psychotherapeutin als Protagonistin klang schon verlockend. Das Besondere dabei ist jedoch, dass die Autorin selbst den Beruf der Psychotherapeutin ausübt und somit weiß, wovon sie spricht. Ihre Erfahrungen spürt man auf jeder Seite. Sie erschlägt den Leser (zum Glück) nicht mit übermäßigem Fachwissen, aber alles wirkt fundiert und besonders Tessa Ravens' Verhalten ihren Patienten gegenüber fand ich sehr gelungen dargestellt. Im Gegensatz zu anderen Therapeuten, die ihre Patienten eher als Versuchskaninchen einer neuen Medikamentenstudie sehen, liegen Tessa die Menschen am Herzen und sie verfolgt stets das Ziel, ihnen zu helfen. Dieses wird genauso authentisch geschildert, wie der Alltag in der Psychiatrie und die Interaktionen auf Station.
"Nacht ohne Angst" hat kein extrem hohes Spannungspotential, welches meiner Meinung nach aber bei einem Krimi meistens nicht vorhanden ist. Mundt hat jedoch einen fesselnden Schreibstil und weiß zu unterhalten. Langweile kam nie auf und ich fand die Auflösung auch nicht vorhersehbar. Es gibt nämlich ausreichend Personen mit möglichen Motiven und/oder einer psychischen Krankheit, die evtl. etwas mit den toten Frauen zu tun haben könnten. Die Klärung des Falls fand ich zufriedenstellend, nachvollziehbar und gut gelöst. Ich würde gerne mehr über Tessa Ravens lesen.
Fazit: Ein solider Krimi mit einer engagierten Therapeutin, vielen potentiellen Verdächtigen und tollen Einblicken in eine Psychiatrie. Gute Hamburger Krimiunterhaltung, auf deren Fortsetzung es sich sicherlich zu warten lohnt. 4/5 Sterne.
[list=][*]Taschenbuch: 320 Seiten[*]