J. Courtney Sullivan - Sommer in Maine / Maine

  • Dieser Roman der amerikanischen Autorin J. Courtney Sullivan ist eine sich über 500 Seiten hinziehende, aber an keiner einzigen Stelle langweilig werdende Geschichte der Frauen der Familie Kellehers. Das Oberhaupt der Familie ist die 83- jährige Alice. Seit fast 60 Jahren schon lädt sie die Familienmitglieder in ein Sommerhaus in Maine ein, das damals auf einem durch eine Wette gewonnenen Grundstück gebaut wurde.


    In diesem Jahr haben sich ausschließlich Frauen angekündigt: Alice` Tochter Kathleen, ihre Enkelin Maggie und ihre Schwiegertochter Ann Marie. Alle wollen sie sich dort nach ihrer Fasson erholen und Ferien machen. Doch obwohl sie zu einer Familie gehören, haben die vier Frauen wenig gemeinsam.


    Das stellen sie in auch bald fest in einer meisterhaft erzählten Geschichte, die genau einen Sommermonat umfasst und in der die vier unterschiedlichen Frauen mehr als einmal heftig aneinander geraten. Doch sie erfahren auch viel übereinander, was sie bisher nicht wussten …


    „Sommer in Maine“ ist der perfekte Roman für den Sommerurlaub irgendwo. Erfrischend zu lesen, sprachlich auf hohem Niveau und dennoch ein regelrechter Pageturner. Man darf beim Lesen zwischendurch nicht vergessen, auch einmal ans Essen oder Schwimmen zu denken und ist richtig enttäuscht, wenn die ansprechende Geschichte von vier Frauen in ihrem Sommerhaus nach 500 Seiten zu Ende geht.

  • Oh super, das steht schon lange auf meinem Wunschzettel und rückt jetzt noch ein bisschen weiter nach oben.

  • Die 83-jährige Alice Kelleher, verbringt seit fast 60 Jahren die Sommermonate auf dem Familienferiensitz in Cape Neddick in Maine, Neuengland. Das Grundstück hatte ihr Ehemann Daniel damals durch eine Wette gewonnen und dort das Ferienhaus für seine Familie errichtet, welches inzwischen mehrere Millionen Dollar wert ist. Die Sommerferien werden unter der immer größer werdenden Familie durch einen ausgeklügelten Plan aufgeteilt, der festlegt, wann wer das Sommerhaus benutzen darf, zumal zwischen den einzelnen Familienmitgliedern auch reichlich Konfliktpotential herrscht und man nicht unbedingt mehr Zeit als nötig miteinander verbringen will. Bevor die ersten Gäste kommen, räumt Alice entschieden alte Sachen und Erinnerungen weg, um sich vom Ballast zu befreien. Schon bald trifft Enkelin Maggie als Erste aus New York ein, um ihre Wunden zu lecken, denn gerade hat sie sich von ihrem langjährigen Freund getrennt, dabei ist sie schwanger und weiß noch nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Ann Marie, Alice‘ Schwiegertochter, reist viel früher an, als geplant, um sich um Alice zu kümmern und sich für einen Wettbewerb mit dem Bau eines Puppenhauses zu befassen. Wäre da nicht Maggies Mutter Kathleen, die seit 10 Jahren nicht mehr in Maine war, doch durch die Nachricht ihrer Tochter über deren Schwangerschaft so aus der Bahn geworfen wurde, dass sie kurzerhand Californien den Rücken kehrt und ebenfalls im Sommerhaus auftaucht. Vier Frauen, die sich nicht sonderlich gut verstehen, müssen sich nun auf engstem Raum auseinander setzen, dabei werden viele Dinge aus der Vergangenheit hervorgeholt und Geheimnisse enthüllt, die bisher sorgsam gehütet wurden.


    J. Courtney Sullivan hat mit ihrem Buch „Sommer in Maine“ einen Familienroman der besonderen Art vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, dabei sprachlich anspruchsvoll. Die Handlung spielt hauptsächlich in der Gegenwart, erzählt aber auch in vielen Rückblenden von der Vergangenheit, die bis in die Zeit des 2. Weltkrieges zurückreicht. Die einzelnen Kapitel teilen sich unter den Frauen auf, deren Leben und Sichtweise jeweils geschildert wird. Die Charaktere sind sehr vielfältig und detailliert angelegt. Die Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein. Alice ist die Patriachin der irisch-amerikanischen Familie, sie wirkt kalt unnahbar und unbarmherzig, wenig sympathisch, aber in seltenen Momenten zeigt sich auch ihre verletzliche Seite, wenn sie an ihre Vergangenheit und ihre „Schuld“ denkt, die ihren Lebensweg praktisch vorgezeichnet hat. Alice ist eine strenge Katholikin, die allerdings auch rassistisch angehaucht ist und mit ihren bissigen Kommentaren oft über das Ziel hinaus schießt. Kathleen hat ein sehr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter Alice, weshalb sie sich auch jahrelang nicht mehr in Maine hat blicken lassen. Kathleen ist trockene Alkoholikerin und betreibt mit ihrem Freund eine Würmerfarm für biologischen Dünger. Sie ist eine Chaotin, die mit einem häuslichen Leben nichts am Hut hat. Sie lehnt ihre Mutter dermaßen ab, dass sie grundsätzlich das Gegenteil von Alice macht. Doch ihre Tochter Maggie liegt Kathleen wirklich am Herzen. Ann Marie ist Alice Schwiegertochter. Sie führt eine mustergültige Ehe mit ihrem wohlhabenden Ehemann. Ihre Kinder sind ihre Crux, besonders Sohn David schlägt aus der Bahn. Ann Marie will es allen recht machen, gestattet sich nur im Gedanken eine Liaison mit dem Freund ihres Mannes und stürzt sich in das Bauen von Puppenhäusern, um von ihren geheimen Wünschen abzulenken. Sie ist so sehr bemüht, allen zu gefallen, dass sie regelrecht unterwürfig und unsympathisch daher kommt. Als Leser hofft man immer, dass sie mal aus sich heraus kommt und auf den Tisch haut. Maggie ist der Sympathieträger der ganzen Handlung, abgesehen von Alice‘ Ehemann Daniel – der ist allerdings schon tot. Maggie ist eine unsichere Frau, die Angst vor Verantwortung hat. Sie hat sich mit Freund Gabe einen Mann ausgesucht, der keine Verantwortung tragen will, den sie kontrolliert und damit einengt, weshalb es zum Bruch kommt. Dabei sehnt sie sich nach einer starken Schulter zum Anlehnen, einem Mann, der ihr Entscheidungen abnimmt. Doch erst einmal muss sie lernen, eigene Entscheidungen zu treffen.


    Mit „Summer in Maine“ schafft es J. Courtney Sullivan, den Leser einen Platz in einer katholischen irisch-amerikanischen Familie zu verschaffen und hautnah mitzuerleben, welche Geheimnisse die einzelnen Frauen hüten und wie ihr Leben und ihre Entwicklung miteinander zu tun haben. Einzig und allein das Romanende enttäuscht etwas, denn es schließt die Geschichte nicht rund ab, sondern wird zu schnell abgehandelt, was zum Rest des Buches nicht so recht passen will.


    Ein toller Urlaubsschmöker der anspruchsvolleren Art, der Freunden von Familiengeschichten besonders gefallen dürfte. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!


    Verdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Der Roman hat mir gefallen. Frauen dreier Generationen werden hier sehr detailiiert porträtiert und die Beziehungen innerhalb der Famlie beleuchtet. Dabei haben fast alle Personen sowohl sympatische als auch unsympatische Seiten, wie es im wahren Leben ja nun mal auch ist. Einzig der verstorbene Großvater nimmt in meinen Augen eine Sonderstellung ein, er war mit seiner warmen, herzlichen Art immer das verbindene Element der Familie und man kann ihn eigentlich nur mögen. Etwas enttäuscht war auch ich über den abrupten Schluss, aber im Grunde war alles nötige gesagt und in der Summe ist das Buch sehr empfehlenswert.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „J. Courtney Sullivan, Sommer in Maine“ zu „J. Courtney Sullivan - Sommer in Maine / Maine“ geändert.
  • Inhalt

    Alice Kelleher räumt aus dem Ferienhaus der Familie, was sich im Laufe von sechzig Sommern angesammelt hat. Die Patriarchin einer streng katholischen irisch-stämmigen Familie ist mit über achtzig Jahren eine der letzten Vertreterinnen ihrer Generation. Das Grundstück an der Küste von Maine erlangte Alices Mann kurz nach dem Krieg durch einen glücklichen Zufall. Inzwischen ist es Millionen wert. Daniel Kelleher stammt aus einer großen Familie, so dass in der ersten Zeit ihrer Ehe an manchen Wochenenden die Verwandtschaft mit bis zu vierzig Nichten und Neffen bei ihnen herumwimmelt.


    Inzwischen ist das Haus zum Anlass und Symbol endloser Familienstreitigkeiten geworden. Familientreffen, die früher einmal spontan und aufrichtig verabredet wurden, sind einer strengen Einteilung der Sommerauffenthalte gewichen. Der Sohn Pat teilt sich und seinen beiden Schwestern einen der Sommermonate zu, kümmert sich um die Instandhaltung der beiden Ferienhäuser und setzt selbstverständlich voraus, dass er den Besitz einmal erben wird. Sich um die allmählich sonderbar werdende Alice zu kümmern, wird zunehmend als Last empfunden. Die Älteste, Kathleen, lebt tausende Kilometer entfernt in Kalifornien und hat sich seit Jahren nicht mehr in Maine blicken lassen. Die Geschwister scheinen sich aus dem Weg zu gehen. Die Absprachen, wer in diesem Sommer wann nach Maine fahren wird, verdecken nur notdürftig die Unversöhnlichkeit zwischen Großmutter, Kindern und Enkeln. Doch Alice hat ohne Wissen ihrer Kinder eigene Pläne gemacht.


    Besonders Alices Tochter Kathleen hat in ihrer Kindheit unter einer Mutter gelitten, die ursprünglich keine Kinder wollte und ihren Lebensentwurf den Wünschen der katholischen Kirche und anderer Menschen unterordnete. Der Wunsch, anders als die eigene Mutter leben zu wollen, wird in Alices Umgebung als sündhaft angesehen. Der Druck auf die Töchter, sich zwischen Mutterschaft und einem Leben als Nonne entscheiden zu müssen, wurde über Alice an Kathleen weitergegeben. Kathleens Tochter Maggie schlingert bisher nicht anders als ihre Mutter durchs Leben; eine andere Enkelin weicht dem irisch-katholischen Dogma sogar bis nach Afrika aus. Sprachlosigkeit, Konfliktscheu, Schuldgefühle und Alkoholismus prägen den Umgang bei den Kellehers. Wichtiges wurde stets verdrängt, wie Alices Schuldgefühl in Zusammenhang mit dem Tod ihrer Schwester. Als nach und nach Alices Familie in Maine eintrifft, droht die Demontage des für Außenstehende sorgsam inszenierten Bildes einer großen glücklichen Familie. Offenbar hat nur noch Maggie die Chance ihre Kindheitserinnerungen als Kraftquelle zu nutzen; für die übrigen Frauen ihrer Familie scheint der Zug abgefahren zu sein.


    Fazit

    Die Situation des Abschieds vom Ferienhaus als Lebensmittelpunkt einer Großfamilie bietet sich für einen Familienroman geradezu an. Die Starrheit der Kelleher-Frauen und ihre Unfähigkeit sich weiter zu entwickeln machte den Roman für mich zu einer Enttäuschung. Auf hunderten von Seiten wird kleinkarierter Familientratsch ausgebreitet. J. Courtney Sullivan nennt in ihrem hochgelobten Roman zwar Orte an der Küste von Maine, doch gelingt es ihr nicht, die Atmosphäre der Region zu vermitteln, die Leser sich unter dem Romantitel "Sommer in Maine" versprechen könnten.


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  • hmmm
    Also meiner Mutter hat das Buch nicht gefallen.

    Hatte es ihr aus dem örtlichen Bücherregal mitgebracht.

    Die legt selten mal ein Buch weg.

    Aber dies hier hat sie nach einiger Zeit "sich durchquälens" jetzt weg gelegt.