Ana Maria Matute – Nachts weinen die Soldaten

  • Original : Los soldados lloran de noche (Spanisch, 1963)
    Übersetzung ins Deutsche : Doris Deinhard, 1968


    INHALT :
    Manuel Taronji, Zögling einer Besserungsanstalt, ist über Nacht der reichste Mann Mallorcas geworden. Ein Diener führt ihn durch das herrschaftliche, reich ausgestattete Haus, das mit allen Gütern Jorge von Son Major seinem illegitimen Sohn hinterlassen hat. Für den kaum Neunzehnjährigen beginnt in den Tagen des spanischen Bürgerkrieges ein neuer Lebensabschnitt, das Abenteuer eines jungen Menschen zwischen zwei feindlichen Lagern. Er geht seinen Weg und wird dabei immer mehr vom ermordeten Revolutionär Jeza bestimmt. Es drängt ihn zu einer Entscheidung... (Klappentext des Buches, jedoch gekürzt!)


    BEMERKUNGEN :
    Es handelt sich hierbei um den 2. Band einer Romantrilogie (« Los Mercaderes ») über den spanischen Bürgerkrieg, der sich aber auch gut so lesen läßt. Er ist in drei Teile mit 4-9 Unterkapiteln aufgegliedert. Teils springt die Autorin von verschiedenen erzählten Zeiten. Wir finden, im Dialog oder als Ergänzung zum Strang des allwissenden Erzählers, in Klammern oder kursiver Schrift plötzliche Perspektivwechsel : dann spricht jemand mit seiner inneren Stimme, gibt Kommentare, Gedanken zum Geschehen.


    Chronologisch liesse sich sagen, dass in einführend kurz gesagt wird, dass jener oben schon erwähnte Jeza 1934 auf die Insel Mallorca kommt, um die Partei zu organisieren. 1937 kommt es zu seiner Festnahme.


    Parallel dazu wächst Manuel in einer Besserungsanstalt unter Obhut von Patres auf, die ihm Leiden und Schmerz als Weg zur Erlösung nahelegen. Seine Mutter war als uneheliche Mutter schärfstens gedemütigt. Unerwartet wird er beim Tode des ultrareichen Jorge von Son Major als sein Sohn anerkannt und als Erbe eingesetzt. Die Frage stellt sich, ob es nun nicht reichlich spät ist ? Ist diese « Anerkennung » als nahezu Erwachsener dann nicht fast ein Verrat an seine bisherigen armen Wurzeln ? An seinen Ziehvater, der von den eigenen Brüdern zum Verhör geschleppt wird... (Ist Bürgerkrieg nicht immer Bruderkrieg?) Aber die ihn Umstehenden sehen solche Gewissensfragen gar nicht : Natürlich hätte er das Erbe mit all seinen Privilegien anzutreten. Manuel soll also vergessen, muss aber doch Position beziehen. Dabei rückt die fast asketische Revolutionärsgestalt des Jeza immer mehr in den Fokus. Von ihm erfahren wir fast nur durch die Reaktion der Leute, die ihn gekannt haben. Als direkte Gestalt des Erzählens taucht er nur kurz gegen Ende auf. Ist er letztlich nicht eine idealisierte Person ? Und so heißt es an einer Stelle des Romans : « Doch was wissen wir in Wahrheit von ihm ? Er hat nie von sich selbst gesprochen. » Nach seinem Tode fährt Manuel zu dessen Frau Marta und berichtet ihr alles, was er weiß.


    In einem langen Abschnitt folgt die ausführliche Erzählung Martas über ihre Kindheit, ihre Jugend. Auch diese ist – wie bei Manuel – mit Makel und Demütigung behaftet. Es verbindet sie und sie gehen zusammen fort, treffen eine Entscheidung...


    Die Sprache wirkt an einigen wenigen Stellen etwas ältlicher, gestelzt, ist aber ansonsten auch bei politisch-realistischem Hintergrund sehr poetisch. Da erkennt man nicht nur eine politische Botschaft, sondern auch eine gute Schriftstellerin.


    Ohne ein Bürgerkriegsbericht mit allen möglichen Greueltatenbeschreibungen zu sein, spricht der Roman doch klar vom Spanischen Bürgerkrieg, von den sich stellenden Fragen. Für Manuel wird es die Frage sein, ob er sich einer Gesellschaft verweigert, die ihn durch einen Reichtum eine Haltung überstülpen will.


    Klappentext und auch die Nachbemerkungen von Andreas Klotsch aus dem Jahre 1967 zeugen bei dieser Ausgabe im bekannten Verlag « Volk und Welt » der DDR von einer sehr politischen, teils sicherlich gerechtfertigten Interpretation des Textes. Das sollte allerdings nicht verhindern, dass manche Verästelungen und Ausführungen noch andere Verständnismöglichkeiten offen lassen bzw hinzukommen lassen können.


    Was uns Deutschen eine Aufarbeitung des Dritten Reiches in Geschichte und Literatur war und ist, wäre/ist in Spanien eine gute Auseinandersetzung mit den Fragen des Bürgerkrieges. Dieses Buch und diese Autorin trägt dazu bei.


    AUTORIN :
    Ana María Matute (* 26. Juli 1925 in Barcelona) ist eine spanische Schriftstellerin. Sie ist das zweite von fünf Kindern einer kleinbürgerlichen katalanischen Familie. Ihre Mutter sprach spanisch, ihr Vater – von Beruf Regenschirmfabrikant – katalanisch. Sie wuchs im Spanischen Bürgerkrieg auf. Ihre Erfahrungen aus dieser Zeit finden sich in traurigen Themen ihrer Bücher wieder.

    1959 wurde ihr für ihren Roman « Erste Erinnerung » der Nadal-Literaturpreis verliehen. Seit 1996 ist sie Mitglied der Königlich Spanischen Akademie, die über die spanische Sprache wacht – derzeit als einzige Frau neben der 2010 gewählten Soledad Puértolas. 2010 wurde Matute mit dem Cervantespreis ausgezeichnet. (Quelle : wikipedia.de )


    Infos zum Buch (es gibt keine ISBN), siehe auch :
    http://www.buechertreff.de/buc…-weinen-die-soldaten.html

    Bei abe.books gibt es tatsächlich mehrere Angebote !


    Oder hier :
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    Gebundene Ausgabe: 236 Seiten
    Verlag: Berlin Verlag Volk und Welt,; Auflage: 1. (1968)
    Sprache: Deutsch
    ASIN: B003L46K0G

    1. Verlag: Berlin, Volk u. Welt 1968. 1.Aufl. (dieser Ausg.; Lizenzausg. v. DVA 1965).