Christiane Fux - In stiller Wut

  • Inhalt:
    In Hamburg wird die Leiche von Reinhold gefunden ein ehemaliger Schulkamerad von Theo. Die Leiche landet bei Theo im Bestattungsinstitut, die Todesursache ist sehr ungewöhnlich: Ein Tollwutbiss von einer Fledermaus. Als dann die zweite Leiche, ebenfalls ein Schulkamerad, mit der selben Todesursache auftaucht wird Theos Interesse geweckt und schnell ist ihm klar das auch eine Schulkameradin von ihm in Gefahr schwebt
    Meine Meinung:
    Dieser Krimi hat seinen Schauplatz in Hamburg und ich muss vorweg sagen das ich da bisher nur einmal war. Gegebenheiten, Viertel, Straßen sind mir vollkommen fremd. Ich denke würde ich Hamburg bzw. Wilhelmsburg besser kennen wäre der Krimi für mich interessanter gewesen, aber auch so war er nicht vollkommen schlecht.
    Der Fall ist sehr ungewöhnlich, eine Fledermaus soll die Toten mit der Tollwut infiziert haben. Tollwut ist aber in Deutschland so gut wie ausgestorben und dann gleich zwei Fälle in einer Stadt und dann noch bei zwei Männern die früher miteinander zu tun haben. Theo wittert einen Fall. Der Bestatter hat schonmal ermittelt, allerdings kenne ich den ersten Band nicht.
    Das Nicht-Kennen ist aber nicht schlimm. Ich konnte diesen Band auch gut lesen ohne Vorkenntnisse zu haben. Wenn auch zu Beginn etwas zäh wurde es mit Kapitel zu Kapitel immer spannender und besser. Der Text lässt sich flüssig lesen und so sind die 300 Seiten recht schnell weg gelesen.
    Die Protagonisten sind allesamt Schulkameraden und Hanna die Theo wohl im vorherigen Fall kennen gelernt hat und nun seine Lebensgefährtin ist, oder auch nicht. So genau liest man das noch nicht.
    Theo der Bestatter der anfängt zu ermitteln. Bestatter seitdem er vor 5 Jahren Frau und ungeborenes Kind verlor und trotz das er Medizin studiert hat nicht helfen konnte. Ihn fand ich sehr sympathisch und liebenswert.
    Hanna, die Journalistin. Sie sieht den Fall aus Journalistensicht kommt in dem Band nicht so häufig vor, aber wenn treibt sie denn Fall voran.
    Hadice, eine Klassenkameradin von Theo, Kommissarin, die durch ein gebrochenes Bein nicht so agieren kann wie sie gerne möchte. Vermutlich blieb sie deswegen so blass in diesem Band
    May, die Gehilfin von Theo im Bestattungsunternehmen, sehr besorgt und auch wenn sie mit den Ermittlungen nicht viel zu tun hat würde etwas fehlen wäre sie nicht dabei.
    Dann gibt es noch Lars, eher ein Seelentröster und Zuhörer, aber auch bester Freund von Theo und Nathalie, die Schulkameradin die in Gefahr schwebt aber ziemlich arrogant rüber kommt.
    Das Ende ist dann ein wenig überraschend, aber irgendwie auch nicht. Sehr klar war mir ab etwa dem Ende des ersten Drittels wer die Täterin ist bzw. sein könnte, damit lag ich aber nur teilweise richtig und da verbarg sich die Überraschung.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Manche Rezensenten auf anderen Plattformen sagten bereits, dass sich die Autorin im Vergleich zum ersten Band sogar noch gesteigert habe. Dem kann ich zustimmen! Manches ist noch flüssiger und packender geworden.


    Wieder wird Theo Matthies, der sympathische und unkonventionelle Bestatter, misstrauisch. Gleich zwei Tote, die er unter die Erde bringen soll, sind unter merkwürdigen Umständen gestorben. Und er kannte sie auch noch! Nun zwingt er sich, doch noch zum Klassentreffen zu gehen. Denn die Gründe für diese Verbrechen müssen in der Vergangenheit liegen...


    Das Buch ist allein deswegen packender geworden, weil diesmal Theo persönlich betroffen ist. Es geht um Mobbing während der Schulzeit, so viel darf man wohl verraten. Ein Thema, das wesentlich alltäglicher ist als die Motive aus dem ersten Krimi von Christiane Fux (dort ging es um unerkannte Verbrecher aus der Nazi-Zeit). Theo muss sich selbst an die Nase fassen, und sich fragen, wie er zu den Ereignissen von damals steht. In teils wirklich emotional ergreifenden Rückblenden wird zudem geschildert, wer wie und wo alles gemobbt wurde. Diesen Passagen konnte ich mich kaum entziehen.


    Ich finde außerdem, dass die Autorin einfach ein wirkliches "Händchen" für Spannungsbögen hat. Sie schreibt nicht reißerisch, sondern logisch aufeinander aufbauend ihre Szenen. Mit viel Herzblut für Hamburg, das wieder großartig beschrieben wird. Mit vielen liebenswerten Charakteren. Und, wieder wie im ersten Band, mit vielen interessanten Details aus dem Bestattergewerbe.


    Ich muss allerdings dennoch einen Stern abziehen. Teils kann die Autorin dafür, teils nicht. Erstens, im ersten Drittel sind mir ein paar "Nachlässigkeiten" des Lektorats aufgefallen. Es gab diverse Beschreibungen und Erklärungen, die mehrfach vorkamen - so als habe man "vergessen", dass das im letzten Kapitel schon erklärt wurde. Zweitens, es war zwar nett, dass zum Schluss die ganze Truppe wieder versammelt war, und nach Theo suchte. Doch manche Figuren wurden dafür einfach zu kurz vor Schluss eingeführt. Es war schade, dass sie kaum Raum bekamen. Besonders bei Fatih, dem vegetarischen Türken, fand ich das schade!


    Drittens, und dafür kann die Autorin nun wirklich nichts - die Formatierung dieses E-Books war eine einzige Katastrophe. Man konnte die Schriftart nicht einstellen. Auf fast jeder Seite gab es Dutzende Bindestriche, wo sie nicht hingehörten - auch mitten im Wort. Und Sinnabschnitte innerhalb der Kapitel wurden nicht getrennt; jedes Kapitel war im Fließtext geschrieben. Manchmal brauchte ich ein paar Zeilen, um zu merken, dass die Szene gewechselt hatte. Das hat den Lesefluss erheblich gestört!


    Nun ja. Für die Geschichte insgesamt gebe ich guten Gewissens vier Sterne, mit deutlicher Tendenz nach oben! Und ich rate neuen Lesern dazu, sich vorerst die Printausgabe zu besorgen.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)