Neil Gaiman - Der Ozean am Ende der Straße / The Ocean at the End of the Lane

  • Klappentext:


    Ein Mann im mittleren Alter kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück un wird zu einem Bauernhof am Ende der Straße gezogen, wo er, als er sieben gewesen ist, einem überaus bemerkenswerten Mädchen begegnet ist und ihrer Mutter und ihrer Großmutter. Als er an dem Teich hinter dem abbruchreifem alten Haus sitzt, strömt die unerinnerte Vergangenheit in ihn zurück - eione Vergangenheit, die zu seltsam, zu beängstigend, zu gefährlich ist um jemand wirklich zugestoßen zu sein, am allerwenigsten einem kleinen Jungen.
    Ein bahnbrechendes Werk, so zart, wie der Flügel eines Schmetterings und so bedrophlich, wie ein Messer in der Dunkelheit, wird "The Ocean at the End of the Lane" mit einem seltenen Verstehen dessen erzählt, was uns zu Menschen macht und zeigt die Macht von Geschichten im Enthüllen und dabei uns vor der Dunkelheit in uns und außerhalb von uns zu schützen.


    Eigene Beurteilung [s. auch. amazon.de]:


    Neil Gaiman, der sich für die nächste Zeit eine sechsmonatige e-Medien-Abstinenz verordnet hat, war in den letzten beiden Jahren vor allen Dingen als ein Autor für Doctor-Who-Drehbücher bei der BBC aufgefallen – und hat sich damit in so profilierte Fußstapfen wie die von Douglas Adams begeben. Nicht, dass er weitere Profilierung notwendig hätte.


    Dieser Roman ist ein überaus komplexes modernes Märchen, das sicherlich von erfahreneren erwachsenen Leserinnen und Lesern am Besten zu genießen ist. Kinder, Jugendliche und Leserinnen und Leser mit einem dünnen Lesehintergrund werden hier viele Nuancen verpassen und die Geschichte vielleicht eher uninteressant finden müssen. Allerdings ist der Verzicht auf eine Schwarz-Weiß-Malerei der Charaktere sicherlich für die meisten Leserinnen und Leser interessant. Ich bin wirklich gespannt, wie dieses Buch im Endeffekt beim Publikum ankommen wird.

  • Inhalt (Quelle: Amazon.de):


    Es war nur ein Ententeich, ein Stück weit unterhalb des Bauernhofs. Und er war nicht besonders groß. Lettie Hempstock behauptete, es sei ein Ozean, aber ich wusste, das war Quatsch. Sie behauptete, man könne durch ihn in eine andere Welt gelangen. Und was dann geschah, hätte sich eigentlich niemals ereignen dürfen - Weise, wundersam und hochpoetisch erzählt Gaiman in seinem neuen Roman von der übergroßen Macht von Freundschaft und Vertrauen in einer Welt, in der nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint.


    Eigene Meinung:


    Ich bin bis zu diesem Zeitpunkt mit Neil Gaiman nur durch seine Comics (Vorrangig seine Sandman-Bibliothek) in Berührung gekommen. Ich wollte mir immer mal ein Buch von ihm kaufen, kam aber bis Heute nicht dazu. Umso gespannter war ich, als ein Kumpel mir nun "Der Ozean am Ende der Straße" schenkte.
    Gaiman erzählt hier eine wundersame Geschichte über einen Teich, der ein Ozean ist und eine Welt, die fern von unserer zu sein scheint und doch eng mit der unseren in Verbindung steht. Der namenlose Erzähler berichtet über seine Kindheit auf amerikanischen Farmen, wobei die örtlichen Gegebenheiten, obwohl er die Geschichte in Amerika spielen lässt, Gaimans eigenen Kindheitserinnerungen entspringen.
    Neil schafft es hier auf eindrucksvolle und poetische Weise mit Worten ein Bild ... eine Welt zu erschaffen, die klein wirkt, jedoch riesig ist.
    Empfehlenswert für Fans des Genres und Kenner von Gaiman und auch "neutrale" Leser, die phantastischen Erzählungen eine Chance einräumen können, könnten einen Blick riskieren. Die Finger vom Buch lassen sollten Leser, die einen zu starken Hang zum Realismus haben und auch Menschen, für die Gewalt gegen Kinder in schriftlicher Form ein absolutes No-Go ist.

  • Ich habe es schon auf Englisch gelesen und war sehr angetan davon, wie Gaiman die verschiedenen Vorstellungswelten miteinander verwebt. Ich mag auch seine Nachdenklichkeit und seine streckenweise poetische Sprache. Ich werde das Buch sicher ein paarmal zu Weihnachten verschenken.


    Gaiman ist übrigens Engländer und lebt zwar in den USA, doch seine Kindheitserinnerungen dürften sich auf englische Verhältnisse beziehen.

  • Ich muss mich hier wohl auch noch einmal entschuldigen :( Werde in Zukunft besser darauf achten, ob die Bücher schon vorhanden sind, als ich nach dem deutschen Titel gesucht hab, ergab das jedoch keine Treffer, daher dachte ich es würde noch kein Thread bestehen.

  • Ich muss mich hier wohl auch noch einmal entschuldigen :( Werde in Zukunft besser darauf achten, ob die Bücher schon vorhanden sind, als ich nach dem deutschen Titel gesucht hab, ergab das jedoch keine Treffer, daher dachte ich es würde noch kein Thread bestehen.


    passt schon :wink: das sind Erfahrungen, die viele von uns schon gemacht haben und Du bist noch neu bei uns. Wir haben einige hier bei uns, die die Originalversionen lesen und dann auch schon rezensieren ehe die Übersetzungen herausgekommen sind. Am einfachsten suchst Du nach dem Autorennamen, dann werden alle Rezensionen zu seinen Büchern gelistet - und schon siehst Du, ob es vielleicht eine Rezension zum Original gibt :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Zwischendurch greife ich gern einmal zu einem Jugendbuch. Dabei habe ich schon viele interessante Lesestunden verbracht. Von verschiedenen Seiten wurde mir dieser Roman von Neil Gaiman ans Herz gelegt


    Ein Mann kehrt aus Anlass einer Beerdigung an die Stätte seiner Kindheit zurück. Er sucht vertraute Plätze auf und er erinnert sich an die Zeit, als er ein 7-jähriger Junge war. Die Welt hielt für ihn noch viel Unbekanntes bereit und Dinge, die für ihn rätselhaft waren, erklärte er sich mit seiner kindlichen Logik. So sind seine Erinnerungen eine Mischung aus Realität und kindlicher Fantasiewelt.


    Die Bunte schreibt zu diesem Roman: „Dieses Werk strotzt vor Poesie: eine märchenhafte Geschichte über den Wert von Vertrauen und das Erwachsenwerden.“ Daniel Kehlmann bezeichnet es als „poetisches Juwel“. An sich kann ich beide Meinungen unterschreiben. Dieser Roman brilliert mit einer wunderbar poetischen Sprache, die dennoch leicht zu lesen ist. Das versüßt dem Leser die im Grunde genommen einfache Geschichte, in der Neil Gaiman den Leser in die Fantasiewelt eines 7-jährigen Jungen eintauchen lässt. Gewiss gibt es viele Leser, die sich gut in den Jungen hineinversetzen können, mir gelang es leider nicht hinreichend. Ich konnte mich nicht fallen lassen, einfach den Worten folgen und mit der Geschichte treiben lassen, sondern stand den mythischen und fremden Wesen etwas irritiert gegenüber. Trotz der ausgefeilten Sprache ergab sich für mich auch nicht der richtige Lesefluss. Immer wieder unterbrach ich das Buch und musste den Lesefaden ebenso oft neu aufnehmen. Dadurch empfand ich Längen in diesem Roman, die andere Leser so sicher nicht verspürten. Deshalb bin ich mir relativ sicher, dass „Der Ozean am Ende der Straße“ einer jener Romane ist, die einfach nicht zu mir und meinen Lesevorlieben passen.

  • Ein Mann, schätzungsweise in den Vierzigern, kehrt anlässlich eines Begräbnisses zurück an den Ort, wo er seine Kindheit verbracht hat, und fängt beim Anblick des Ententeichs auf der Nachbarfarm auf einmal an, sich immer stärker an damals zu erinnern. An Lettie, für die der Teich kein Teich war, sondern ein Ozean, an das alte Haus, in dem er damals mit seinen Eltern und seiner nervigen kleinen Schwester wohnte, an eine Reihe Untermieter, die seine Familie aus Geldnot aufnehmen musste ... und an eine Kette von höchst merkwürdigen Ereignissen, die der Junge dort erlebt hat.


    Es beginnt mit einem traurigen, aber vollkommen diesseitigen Unglücksfall, der die Welt des kleinen Jungen vorübergehend erschüttert - sein Kätzchen wird von einem Auto angefahren, der Kleine trauert und vermisst seinen Spielgefährten. Doch noch bevor er diesen Verlust verdaut hat, geschehen wie Paukenschläge andere Dinge, mysteriöse, beängstigende Dinge, denen sich der namenlose Erzähler ganz alleine stellen muss. Oder fast alleine. Es gibt ja noch die Hempstocks nebenan: Lettie, ihre Mutter und ihre Oma, die über einige höchst besondere Fähigkeiten verfügt ...


    Neil Gaiman erzählt hier eine absonderliche Geschichte, in der sich die Grenzen zwischen Realität und Märchenwelt auf eine Art verwischen, die mich als Leserin immer wieder überrascht hat. Was wie eine "handelsübliche" Kindheitsgeschichte über Traumata, Verluste und ganz normale Alltagskonflikte anfängt, entwickelt sich zu einem phantasievollen, oft surrealen Märchen.


    Gaiman trifft dabei den Tonfall und die Gedankenwelt eines Siebenjährigen nahezu perfekt und lässt uns atemlos mitfiebern, denn er schont seinen kleinen Protagonisten wahrlich nicht. Widerwärtig, zauberhaft, unheimlich und mitreißend ist dieses wundervolle Buch, das auf wenigen Seiten so viel mehr sagt als mancher dicker Wälzer. Gaimans Sprache ist zum Niederknien schön und lässt einen selbst wieder zum Kind werden, mit Kinderaugen sehen und mit einem Kinderherzen fühlen.


    Wer am Ende lauter sauber verknüpfte Fäden erwartet, wird möglicherweise enttäuscht sein. Einige Fragen bleiben unbeantwortet, anderes offen für Interpretationen. Trotzdem kommt das Buch für mich zu einem "runden" Schluss, und ich habe jetzt schon große Lust, es noch einmal zur Hand zu nehmen - zum einen, weil ich manche Dinge sicherlich mit dem Wissen um den gesamten Plot anders interpretieren würde und zum anderen, weil es sprachlich einfach so ein Hochgenuss war und ich Gaimans schöne, kluge Sätze, vor allem über die Kindheit, unbedingt noch einmal genießen möchte.

  • Inhalt
    Ein Mann kehrt wegen einer Beerdigung nach Sussex zurück. Nach einer kleinen Irrfahrt, landet er an einem Farmhaus, welches er aus seiner Kindheit kennt. An dem kleinen Teich dahinter, beginnt er sich an seine Kindheit zu erinnern. An den Sommer, als der Lettie Hempstock kennen lernte und seine Familie zu zerbrechen begann. Als er glaubte, dass ein Wesen sich in diese Welt schlich um ihn leiden zu sehen. Die Geschehnisse dieses Sommers laufen vor seinem inneren Auge ab, als würde er sie erneut durchleben. Doch ist dies tatsächlich passiert oder war es bloß die Fantasie eines Kindes?


    Meine Meinung
    Der Inhalt dieses Buch lässt sich nicht so leicht in Worte fassen. Es ist äußerst verwirrend, da man nicht so recht einordnen kann, wohin dieses Buch gehört. Man könnte darin eine Fantasy Geschichte sehen, andererseits aber auch einfach nur die verrückten Träumereien eines Kindes, das versucht die Probleme in seiner Familie auf diese Weise zu verarbeiten.


    Als Leser erfährt man die Geschichte aus der Sicht eines normalen sieben jährigen Jungen. Er ist mehr oder weniger ein Außenseiter, der seine Nase gerne in Bücher steckt. Selbst in seiner Familie eckt er an, da er anders denkt und oft ausspricht was ihm auf der Zunge liegt. Er besitzt viel Fantasie, was allerdings nicht alle so toll finden. In dem Nachbarmädchen Lettie findet er eine Freundin, die ihn zu verstehen scheint. Zusammen mit ihr scheint er ein Abenteuer nach dem anderen zu bestehen.. Doch er ist auch ein einfacher kleiner Junge, der Ängste hat und sich von seinen Eltern Verständnis wünscht.


    Lettie Hempstock ist ein elfjähriges Mädchen, die ihn nach einem Vorfall unter die Fittiche nimmt. Sie freundet sich mit ihm an und erzählt ihm gerne von ihrem Ozean, der eigentlich ein Teich hinter ihrem Haus ist. Lettie lebt bei ihrer Mutter und Großmutter aus einer kleinen Farm. Sie scheinen immer mehr zu wissen, als alle anderen, verschweigen jedoch auch vieles.


    Ein klein wenig haben mich die drei Frauen an die Schicksalsgöttinnen erinnert. Eine ganz jung, eine im Alter um die dreißig und eine ältere Dame. Tochter, Mutter und Großmutter. Ob sie nun tatsächlich gemeint sind, ist natürlich schwer zu sagen. Da muss jeder Leser für sich selbst eine Entscheidung treffen.


    Obwohl Neil Gaiman recht flüssig schriebt, stellt der Inhalt des Buches ein Rätsel da. Wie bereits erwähnt, wusste ich nicht recht, wie ich dieses Buch zu nehmen hatte. Es steckt so vieles unter den geschriebenen Worten, dass es wohl nicht allen gelingt es zu erfassen. Es macht nachdenklich, regt zu Interpretationen und Träumereien ein und doch verbreitet es eine gewissen Traurigkeit und Melancholie.


    Es liegt nun eine Weile zurück, dass ich dieses Buch gelesen habe, doch ich muss eingestehen, dass ich einfach nicht weiß, wie genau ich meine Empfindungen dieser Geschichte gegenüber ausdrücken soll. Vielleicht gehöre ich einfach nicht zu den Lesern, die das große Ganze erfassen konnten.


    Besonders das Ende des Buches machte meine Verwirrung groß. Ich glaube zu verstehen, was es mir sagen wollte, doch ob es auch so beabsichtigt wurde, bleibt wohl das Geheimnis des Autors. Obwohl die Geschichte durchaus faszinierend ist, konnte sie mich nicht wirklich berühren. Von der berühmten Poesie des Autors, habe ich leider auch nichts bemerkt.


    Fazit
    Neil Gaiman schreibt durchaus fantastische und tiefsinnige Geschichten, die viele Leser zu begeistern wissen, Allerdings musste ich für mich feststellen, dass seine Bücher wohl nicht ganz für mich geeignet sind. So poetisch der Inhalt auch sein mag, mir gegenüber hat er nicht sein Ganzes offenbart.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Es ist ein trauriger Anlass, der ihn in die Gegend seiner Kindheit führt. Zwischen Gottesdienst und Tee bleibt ihm noch eine Stunde und so fährt er in der Gegend herum. Ziellos wie er meint, doch plötzlich steht er vor einem Haus, wo früher sein Elternhaus stand. Statt nun zurückzufahren, nimmt er die Gegenrichtung und landet auf dem Hof der Hempstocks, die er aus seiner Kindheit kennt. Er sucht den Teich dort auf, an den er sich noch vage erinnert und setzt sich ans Ufer, wo ihm schlagartig alles wieder einfällt, was damals geschah...
    Dieser Beginn könnte der Anfang einer netten Kindheitsgeschichte sein, aber nicht, wenn sie Neil Gaiman erzählt ;-) Der siebenjährige Ich-Erzähler ohne Namen wird nach dem überraschenden Besuch anderer Welten plötzlich mit Schrecknissen konfrontiert, die sich Erwachsene nicht vorzustellen wagen. Wesen ergreifen Besitz von ihm und seiner Familie, anderes Unheimliches muss helfen, will aber mehr undundund. Wenn der Junge nicht seine Freundin Lettie zur Seite hätte mit ihrem Ozean, er und die Welt wären verloren.
    Diese Geschichte handelt so ziemlich alle Themen ab, die mit der Kindheit verbunden sind. Unverbrüchliche Freundschaft, Vertrauen und dessen MIssbrauch, Einsamkeit, Angst, Leben, Tod und nichtzuletzt die große Liebe zu Büchern, die stets Hilfe leisten. Ein phantastisches Märchen mit Gruselfaktor, das alle Möglichkeiten offen lässt.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Neil Gaiman - Der Ozean am Ende der Strasse


    Inhalt:
    Es war nur ein Ententeich, ein Stück weit unterhalb des Bauernhofs. Und er war nicht besonders groß. Lettie Hempstock behauptete, er sei ein Ozean, aber ich wusste, das war Quatsch. Sie behauptete, man könne durch ihn in eine andere Welt gelangen. Und was dann geschah, hätte sich eigentlich niemals ereignen dürfen ...
    (Q Amazon)


    Meinung:
    Zum Glück war es nicht mein erstes Buch von Gaiman, denn ich glaube, dass ich sonst mit diesem Autor abschließen würde.
    Vielleicht habe ich mich auch zu sehr von den vielen positiven Bewertungen blenden lassen und habe zu viel, etwas anderes erwartet.


    Vorweg muss ich sagen, dass sich die Geschichte wirklich gut und schnell liest. Es hat etwas poetisches.


    Die Geschichte um den namenlosen Protagonisten beginn recht romantisch. Er kommt zurück zu den Stätten seiner Kindheit, auch wenn das ausschlaggebende Ereignis an sich traurig ist, und erinnert sich, (oder erinnert er sich nicht?) an das was ihm als 7 jähriger Junge widerfahren ist.
    An dieser Stelle ist die Geschichte noch sehr interessant und hat mich mitgerissen. Allerdings wurde mir das Ganze viel zu schnell zu fantastisch. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt warum ER (also der Protagonist) die Ereignisse nicht hinterfragt. Ich denke mir, dass man mit 7 auch schon etwas von der Welt kennt und in Etwa weiß wie diese funktioniert aber die Ereignisse, die ER beschreibt passen doch selbst für einen 7-Jährigen nicht in die 'normale' Welt. ER nimmt sie aber dennoch hin oder gibt sich mit wirklich kryptischen Aussagen der anderen Personen zufrieden.
    Die Geschehnisse werden immer sonderbarer. Es wird gewalttätig, bedrohlich, ja sogar lebensgefährlich für den Jungen und dennoch bleibt er standhaft.
    Am Ende fragt man sich dann: Ist das alles passiert oder doch nicht? Wie kann er davon berichten, wenn er sich nicht erinnern kann? Ist es nur ein versuch seines Gehirns ein Trauma zu bewältigen? Wenn die Ereignisse nur Fantasie sind aber auf realen Gegebenheiten beruhen, was ist dann mit den Personen passiert, welche beteiligt waren?


    Hat der Junge einfach nur zu viel gelesen?
    Diese Frage hat mich kurz zu einer neuen Ansicht der Dinge und des Geschriebenen gebracht:
    Vielleicht hat der Junge, bedingt durch seine Persönlichkeit, in seiner Jungend eine starke Isolation erlebt, welche ER versucht hat mit Büchern und Comics zu kompensieren, dadurch wiederum hat er einen psychischen Schaden erlitten, welcher dazu führte, dass er die Begegnung und die Trennung, vielleicht sogar den Badezimmervorfall (wenn so passiert), von Lettie auf einen zu hohen Sockel gestellt hat und ihm sein verwirrter Geist einfach nur einen Streich gespielt hat, der allerdings bis ins Alter anhält.
    Das ist zwar nur ein grober Umriss meiner Theorie und man könnte an viele Ereignisse im Buch ansetzten und diese weiterspinnen.
    Sollte dem aber wirklich so sein und der Leser so viele Freiheiten in der Interpretation der Geschichte haben, ist die Geschichte doch reichlich weit über das Ziel hinaus.
    Oder hat er vielleicht keinen psychischen Schaden sondern ist das alles nur der Versuch seines kindlichen Gehirns bestimmte Ereignisse zu verarbeiten?
    Wenn dem nun aber so ist, was waren dann die Hempstocks für IHN? Die Ersatzfamilie?
    Wie gesagt, man kann hier ordentlich in die Gedankenkiste greifen und kann sich eine Antwort zusammenbasteln, aber man weiß es eben nicht. Und genau das ärgert mich. Ganz so im Ungewissen will ich dann eben doch nicht bleiben.


    Mir persönlich war das ganze Hin und Her am Ende, ist die Geschichte nun passiert oder nicht, kann er sich erinnern oder nicht, etwas zu viel. Hier hätte ich gern genauere Aussagen gehabt.


    In einer anderen Rezension habe ich gelesen, dass Leser mit einem starken Hang zum Realismus diese Geschichte nicht lesen sollten. Wahrscheinlich trifft genau das auf mich zu.


    Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit dieser Geschichte nicht viel anfangen konnte. Sie fing interessant an aber am Ende blieb mir zu viel im Nebel der Undurchsichtigkeit versteckt und ich war verwirrter als zu Beginn der Geschichte. Der Leser bleibt am Ende mit seinen Gedanken allein und man weiß nichts über die Motivation oder Absichten des Autors. Hier hätte sicherlich auch ein Nachwort nicht geschadet.


    Fazit:
    Gaiman hat hier, wenn man die Fantastereien mal Außen vor lässt, eine nicht unbedingt schöne Kindheit des Protagonisten aufgezeigt. Sie war brutal, einsam und, gerade in dem hier aufgezeigten Abschnitt, nicht wirklich kindgerecht. Der Autor hat einen guten Ton für die Geschichte getroffen und stellt sie reichlich melancholisch, aber auch voller Hoffnung vor.
    Es ist mit Sicherheit nichts für Menschen, die eine Erklärung, bzw. wenigstens eine Andeutung dieser, zu den Geschehnissen haben wollen, denn hier darf man selbst denken und am Ende kommt man zu dem Wissen, dass es alles Mögliche bedeuten könnte, aber eben nicht muss.
    Es bleibt verwirrend.
    Für mich war die Geschichte nur bedingt etwas. Der Grundton der Geschichte gefällt mir, auch die Geschichte im Großen und Ganzen, allerdings hätte Gaiman gern etwas mehr Aufklärung betreiben können und, gerade zum Ende hin, etwas weniger kryptisch und nichtssagend sein können.
    Der Ozean am Ende der Strasse ist ein Buch das ich nur sehr eingeschränkt empfehlen würde.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn


  • Ich empfinde dieses Buch als eher langweilig und spannungsarm. Die Geschichte ist sehr kurz und hat für mich eher den Charakter eines Märchens, eines modernen Märchens vielleicht. Die Geschichte dümpelt vor sich hin ohne zu beißen, zu fordern oder einen Anreiz zu bieten um sich damit zu befassen.

    Zu den beiden Hauptprotagonisten entsteht keine Beziehung, sie sind ersetzbar. Dramatik ist so gut wie keine vorhanden, zu belanglos ist die Geschichte. Das Ende beantwortet keine offenen Fragen.

    Das Buch wird als poetisches Juwel beworben. Ja was soll das sein? Der Schreibstil ist nicht anders als bei vielen anderen Autoren, keinerlei Besonderheiten.


    Für mich leider eine sehr große Enttäuschung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Sub: 279


    gelesen:

    2023: 154 Bücher / 35 Perry Rhodan Heftromane

    2024: 2 Bücher / Perry Rhodan Heftromane


    "Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht." - Abraham Lincoln -

  • Habe das Buch gerade ausgelesen. Für mich ist es eine wunderbare Geschichte.

    Ich konnte mich in Gaimans Erzählung richtig fallen lassen. Es verwischen sich Realität und Fantasie. Es werden bildhaft mehrere Schichten „Wirklichkeit“ übereinandergelegt und diese Schichten durchdringen einander. Es werden die Fragen des Lebens, der Endlichkeit, der Unendlichkeit, der Verletzlichkeit des Lebens, der Bedeutungslosigkeit des Lebens, der Einmaligkeit des Lebens in poetischen Bildern beschrieben.

    Das wunderbare ist der offene Blick des siebenjährigen Jungen, der die Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit sieht. Er beschreibt einfach, genau und ehrlich sein Erleben. Kinder verweben Realität und Fantasie. Sie sehen genauer und unverstellter als viele Erwachsene.

    Ich konnte mich sehr gut auf die Geschichte einlassen. Vielleicht darf man die Frage, was ist real, was ist nicht real gar nicht stellen. Für den kleinen Jungen ist alles real.

    Ich bin einfach der Geschichte gefolgt und bin begeistert von dem Buch. Ich werde es bestimmt mehr als einmal lesen.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhalt

    Der Icherzähler der Geschichte kommt zu einer Beerdigung in seinen Heimatort im ländlichen Sussex zurück. Um abseits der Trauerfeier etwas Ruhe zu finden, biegt er wie automatisch in einen unbefestigten Pfad ein, an dem früher die Farm der Hempstocks lag. Damals war der Junge 7 Jahre alt, ein in vielerlei Hinsicht magisches Alter. Mit 7 beginnt eine neue Epoche in der kindlichen Entwicklung. Als Zweitklässler vollziehen die meisten Kinder zu der Zeit einen gewaltigen Schritt in die Unabhängigkeit, nachdem sie selbstständig lesen gelernt haben. Sie sind damit unabhängig vom Urteil Erwachsener und deren Bücher-Auswahl geworden und können fortan ihren ganz persönlichen Interessen nachgehen. Wie die Leser entdecken werden, bringt dieses Alter bisher unbekannte Ängste und Bewährungsproben mit sich. Auch Letties Alter (sie ist 11) empfand ich als magisch, sie verbringt den letzten Sommer ihrer Kindheit mit dem jüngeren Jungen. Ob sie im folgenden Jahr noch Kinderspiele spielen wird, steht in den Sternen.


    Wie so oft in diesem Alter fragte ich mich, wer ich war und was genau da eigentlich das Gesicht im Spiegel anschaute. Wenn das Gesicht im Spiegel nicht ich war – und das wusste ich mit Sicherheit, denn ich würde noch immer ich sein, ganz gleich, was mit meinem Gesicht geschah -, was war ich dann? Und was schaute da?“ (Seite 70/71)


    Gaimans Icherzähler sieht die Welt zunächst allein aus seiner kindlich ichbezogenen Perspektive. Während sich fern von ihm unangenehme Dinge zusammenbrauen (seinen 7. Geburtstag verbringt er allein an der gedeckten Kaffeetafel; denn keiner der Eingeladenen erscheint), interpretiert er den drohenden finanziellen Abstieg seiner Familie um seine Befindlichkeit herum, verkörpert durch das gelbe Waschbecken in seinem Kinderzimmer. Obwohl das Handwaschbecken nach Maß für ihn an der Wand befestigt wurde, lebt in diesem Zimmer neuerdings als Untermieter ein geheimnisvoller Mann, der in Australien als Opalschürfer gearbeitet hat. Indirekt führt der Opalsucher den Jungen zu den Hempstocks. In der Familie heißen Großmutter, Mutter und Tochter alle Hempstock; falls es früher einmal Männer gegeben sollte, sind die in die Welt hinaus gezogen, erklärt ihm die Tochter Lettie. Die Elfjährige betreut den Jungen in einer Krisensituation wie eine Mutter und wird fortan seine Beschützerin und Erklärerin sein. Der Ententeich hinter der Farm ist Letties Ozean, hinter dem sich die übrige Welt befindet, aber auch der Übergang in eine zunehmend bedrohlich wirkende magische Welt. Auch Lettie hängt kindlichen Allmachtsphantasien an, dass sie mit ihren magischen Fähigkeiten den Jüngeren vor allem Bösen beschützen kann, das dort draußen lauert und sich aktuell in der Person der neuen Haushälterin Ursula in seinem Elternhaus eingenistet hat.


    Ich erzähle dir jetzt etwas Wichtiges. Erwachsene sehen im Inneren auch nicht wie Erwachsene aus. Äußerlich sind sie groß und gedankenlos, und sie wissen immer, was sie tun. Im Inneren sehen sie allerdings aus wie früher. Wie zu der Zeit, als sie in deinem Alter waren. In Wirklichkeit gibt es gar keine Erwachsenen. Nicht einen auf der ganzen Welt.“ Sie [Lettie] dachte einen Moment nach. „Außer Gramma natürlich.“ (S. 150)


    Lettie verfügt über magische Fähigkeiten, die deutlich durch die einfache Lebensweise der Familie unterstützt werden. Wer über ein offenes Herdfeuer mit dazugehörigem Feuerhaken verfügt, kann es entschlossen mit den wispernden und flatternden Ungeheuern aufnehmen, die außerhalb des Portals zur magischen Welt lauern. Die mächtige Haushälterin, die die Freiheit des Jungen empfindlich einschränkt, könnte man zur Phantasiegestalt erklären, aber auch zur Verkörperung seiner kindlichen Ängste, als er erkennt, dass sie sich nicht wie ihre Vorgängerinnen durch ein paar Frösche im Bett vertreiben lassen wird.


    Fazit

    "Der Ozean am Ende der Straße" ist kein Kinderbuch, sondern ein Roman für Erwachsene, die sich den Bildern ihrer Kindheit noch oder wieder verbunden fühlen. Wie schwer das sein kann, hat Gaiman selbst erfahren, der die Landschaft und die Bilder seiner Kindheit erst mit der Unterstützung seiner Schwester wieder hervorholen konnte. Ein Buch über die Macht der Phantasie und der phantastischen Literatur, das ich jederzeit als mein einziges Buch mit in die berühmte einsame Hütte ohne Stromanschluss nehmen würde.


    (26.10.2014)


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Ein älterer Mann kehrt in seinen Heimatort zurück und erinnert sich daran, wie er als Siebenjähriger die Familie Hempstock kennenlernte und mysteriöse Dinge erlebte.


    Ich weiß nicht genau, was ich von diesem Roman erwartet hatte, aber sicher nicht das, was ich bekam. Sicher, ich hatte schon andere Romane des Autors gelesen, und hätte auf manches gefasst sein können, aber zunächst las sich das Ganze wie ein Roman, in dem es um Kindheiterinnerungen geht, um nach und nach immer mehr ins Mysteriöse zu kippen. Teilweise fühlte ich mich ein bisschen wie in einem Stephen-King-Roman, in dem der Protagonist immer mehr in gruselige Dinge verwickelt wird, nur dass Gaimans Sprache deutlich poetischer ist.


    Am Ende stellt der Roman – und der Leser sich – die Frage, wie viel davon hat der Junge, dessen Name nie genannt wird, tatsächlich erlebt, wie viel davon war seine Phantasie? Gleichzeitig ist man entsetzt, was er alles durchmachen musste. Ich habe die Frage für mich so beantwortet: In dieser Geschichte ist alles wahr. Bis dahin hatte ich sehr spannende Lesestunden, der Roman entpuppte sich für mich als wahrer Pageturner. Der Junge erzählt selbst in Ich-Form und so kommt der Leser ihm sehr nahe und fühlt mit ihm. Der Leser bekommt eine Menge Stoff, über den er grübeln kann.


    Der Roman ist illustriert, für mich wäre das nicht nötig gewesen, gerade bei diesem Thema hat es mich sogar ein bisschen gestört, möchte ich doch lieber meine eigene Phantasie einsetzen.


    Der Roman ist mein Überraschungsbuch des Jahres, ich hätte nicht gedacht, dass er mich so faszinieren wird. Ich bin begeistert. Mich hat der Roman von Anfang an gepackt, auch emotional, und sich als wahrer Pageturner entpuppt. Wer es gerne mal mysteriös und/oder gruselig mag, und wen es nicht stört, dass das Ende relativ offen ist, kann sich hier auf unterhaltsame Lesestunden freuen.

  • ### Inhalt ###
    Ein Mann kehrt in der Mitte seiner Jahre in sein Heimatdorf zurück, um bei einer Beerdigung zu sein. Irgendwann zieht es ihn an die Schauplätze seiner Kindheit. Den Ort seines Elternhauses, das es nicht mehr gibt. Einen alten Bauernhof der Familie Hempstock. Mit allen diesen Orten verbindet er eine Erinnerung und er schweift gedanklich in die Vergangenheit ab, wobei wir als Leser Zeuge werden. Einen Mittelpunkt seiner gedanklichen Reise bildet die Beziehung zu der damals 11-jährigen Lettie Hemptstock, mit der er sich als damals 6-jähriger befreundet. Bei einem ihrer Ausflüge nimmt sie den Erzähler mit auf eine wundersame und gefährliche Reise in einen Wald, in den sie immer tiefer reingehen bis sich der Himmel orange färbt. Dort treffen sie ein seltsames Tücherfetzenwesen. Es gelingt diesem Wesen in die Welt der Menschen einzudringen und dort Zwist in der Familie des Erzählers anzurichten. Hettie hat nun die schwierige Aufgabe dieses Wesen mit Hilfe ihrer Mutter und ihrer Großmutter, die über außergwöhnliche Fähigkeiten verfügen, in seine Welt zurückzuverbannen.


    ### Meinung ###
    Der Ozean ist ein schön geschriebener Fantasy-Roman. Die Geschichte ist wie ein fantasievolles modernes Märchen mit seltsamen Wesen aus anderen Welten, die über magische Brücken in die Welt der Menschen eindringen. Bei der nur aus Frauen bestehenden Familie Hemptstock fühlt sich der Erzähler immer sicher und geborgen. Die Großmutter verfügt über sonderbare Fähigkeiten: Sie kann die Zeit beeinflussen, schlimme Geschehnisse ungeschehen machen, indem sie Stoff aus einem zu diesem Zeitpunkt getragenen Kleidungsstück herausschneidet und die Lücke fast nahtlos wieder zunäht. Der titelgebende Ozean ist ein Teich auf der Rückseite des Bauernhofes, von dessen anderer Seite die Hempstocks gekommen sind wie Lettie geheimnisvoll andeutet. Es passieren allerlei seltsame, wundersame, beängstigende und auch tragische Dinge in dem Buch, welche aber immer von einer schönen Sprache getragen werden.


    ### Fazit ###
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:
    Eine Geschichte der Fantasie und der Wunder, aber auch der Gefahren und der Angst. Tücherwesen, Welten-Verschlingervögel aus anderen Dimensionen und eine Familie mit einer scheinbar magiebegabten alten Frau sind der Mittelpunkt dieser schön erzählten Geschichte.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • Es stimmt, es ist eine schön erzählte Geschichte. Leider hat sie nicht so ganz meinen Geschmack getroffen, und ich weiß gar nicht, wieso. Eigentlich hat sie alles, was eine gute Fantasy-Geschichte ausmacht, aber es kommt mir alles so "klein" vor, und selbst das ist auch beileibe nicht schlecht.


    So gebe ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:


    Vielleicht gefällt sie mir besser bei zweiten Lesen, mal sehen.