Vera Ansén erzählt in ihrem Debütroman „Der Soldat und die Unschuld“ von Edward und Isabell, deren Familien und Freunden Anfang des 19. Jahrhunderts in England. Der Roman umspannt mehrere Jahre der Protagonisten, so dass man als Leser an ihrem Leben und ihrer Entwicklung in einer Zeit des Umbruchs teilhaben kann.
Isabell, erst Backfisch, dann junge Frau ist eingefleischte Pazifistin, lebenslustig, impulsiv und lehnt jegliche Gewalt ab. Sie kann dem Soldatenleben so gar nichts abgewinnen, hält diese sogar für Meuchelmörder und gibt ihre Meinung dazu auch lautstark immer wieder zum Ausdruck. Da rettet ausgerechnet Edward, ein Soldat, sie vor den Schlägen eines Geistlichen. Im Laufe der Jahre begegnen sich die beiden immer häufiger. Währenddessen verliert Isabell ihren Bruder Peter und auch einige ihrer engsten Freunde an den Krieg und das Soldatenleben und verzweifelt fast darüber. Als sie erfährt, dass sie nach einer Vereinbarung zwischen ihrem Vater und Edward diesen heiraten soll, verteidigt sie ihre Prinzipien bis aufs Äußerste und widersteht Edward in jeder Form. Gleichzeitig unternimmt Edward alles, um doch noch Isabells Herz zu gewinnen und diese zu seiner Frau zu machen. Hat diese doch schon früh sein Herz erobert, aber auch Edward kann nicht aus seiner Haut, ist er doch ein rechter Heißsporn und ihm jegliches Unrecht zuwider. Dementsprechend stellt er sich sämtlichen Widerständen mit seiner Soldatenhaltung entgegen und versucht damit auch, Isabells Widerstand zu brechen. Isabell selbst fühlt sich immer mehr zu Edward hingezogen und möchte ihm vertrauen, doch leider wurde sie selbst Opfer einer Gewalttat und so kann sie sich nicht überwinden. Bis die beiden endlich zueinander finden können, sind also einige Schwierigkeiten aus der Welt zu räumen.
Die Autorin hat einen wunderbar flüssigen, dabei sehr bildhaften und detailgetreuen Schreibstil, der den Leser in die Epoche Anfang des 19. Jahrhunderts entführt und total gefangen nimmt. Seien es die Gebäude, die Kleidung oder auch die Protagonisten, alles sieht der Leser vor seinem inneren Auge, als würde er einen Film verfolgen. Der Einblick in die Gesellschaft und deren Haltung zur damaligen Zeit werden hervorragend dargestellt. Die verschiedenen Ansichten der Charaktere über den Krieg durch ihre Erziehung und unterschiedliche Weltanschauung sind sehr authentisch dargestellt und treiben den Leser zum Nachdenken an. Die Dialoge sind mal ernst, mal spritziger Natur, so dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag. Das Einfügen von Briefen lockert das Buch noch zusätzlich ein wenig auf und gibt dem Leser weitere Informationen über Vergangenes und Gegenwart, die die Geschichte um Isabell und Edward mit zusätzlichem Leben erfüllen.
Vera Ansén hat mit ihrem Debütroman etwas Besonderes geschaffen. Sie lässt den Leser durch das gesamte Gefühlsbarometer laufen, sei es Sympathie, Antipathie, Freude, Leid, Ekel, Romantik und Trauer. Dieser doch sehr anspruchsvolle Roman vereint sowohl einen historischen Roman, eine Liebesgeschichte, einen Krimi sowie eine Familiensage im hochherrschaftlichen England. Mehr kann man von einem wirklich guten Buch wirklich nicht erwarten.
Für dieses Buch sind mir 5 Sterne zu wenig, aber mehr kann man leider nicht vergeben. Eine absolute Leseempfehlung für diesen schönen Roman, der ein tolles Leseerlebnis nicht nur verspricht, sondern auch einhält!