Klappentext:
Eine Frau denkt darüber nach, aus Deutschland wegzugehen. Sie befürchtet, dass es verlorene Zeit sein würde, inmitten der Banalitäten eines Lebens zu bleiben, das sie erschöpfend kennt. Sie geht zunächst „ein bisschen“ weg und stellt fest, dass sich genau dieselben Dinge auch in der Stadt mit den Doppelstockbussen ereignen: der Briefträger mag nicht die Treppen zu ihrer Wohnung hochsteigen, Wände haben Ohren, die Grundschullehrerin ihres Kindes macht denselben Unfug wie die vorherige, Gespräche mit Freunden laufen verquer. Etwas macht ihr angst. Sie sieht etwas, was du nicht siehst, und beschließt, „richtig“ wegzugehen.
Mit ihrem Sohn, einem grünen Nilpferd und einem kleinen Hund fährt sie durch Deutschland und aus Deutschland hinaus. Das Land, in das sie kommt, begrüßt sie mit dicken, torkeligen Sternen und silbrigen Baumreihen im Abendlicht. Viele kleine Dinge findet sie hier: Coca-Cola trinken und nachbarliches Geplauder, einen Schulranzen für ihren Sohn und eine wilde zerzauste Katze. Viele große Dinge sind plötzlich gelb: das Gelb und Grün van Goghs, die Erleichterung eines Kindes nach dem ersten Schultag wie überhaupt das beiläufige Glück, das aus einem Leben kommt, das sich selbstverständlich ist. Außerdem eine Art Liebe, die mehr als alles von sich verlangt.
Zur Autorin:
Birgit Vanderbeke, geboren 1956 im brandenburgischen Dahme, lebt im Süden Frankreichs. Für ihr literarisches Werk erhielt sie mehrere Auszeichnungen, u.a. 1990 den Ingeborg-Bachmann-Preis für "Muschelessen". 2007 erhielt sie die Brüder-Grimm-Professur an der Kasseler Universität. ( von Perlentaucher kopiert)
Allgemeine Informationen:
Ohne Kapitel-Einteilung, in Abschnitte gegliedert
Ich-Erzählung aus der Sicht einer namenlosen Frau
121 Seiten
Eigene Meinung / Bewertung:
Die Frau lebt mit ihrem Kind zusammen, meist allein, weil der Vater des Kindes oft im Ausland beruflich unterwegs ist. Sie moderiert Radiosendungen für Kinder, bringt ihnen berühmte Maler näher. Doch irgendwie ist sie frustriert, ihr Leben gefällt ihr dort, wo sie wohnt, nicht mehr. Sie zieht in eine Stadt um, die man als Berlin erkennt.
Aber es ändert sich nichts: Ihre Freunde nerven, die Lehrerinnen des Kindes scheinen alle einen Spleen zu haben, und ihre Mutter gibt zu viele gute Ratschläge. Also zieht sie endgültig weg. Weit weg. In ein anderes Land, das man unschwer als Südfrankreich erkennt, wahrscheinlich die Gegend um Arles.
Bis dahin sind Handlung, Personen und Orte sehr vage gehalten, man liest wenig Konkretes, denn das meiste ballt sich im Kopf der Erzählerin zusammen.
Die beiden Teile des Buches, vor dem Weggehen und nach dem Ankommen, unterscheiden sich grundlegend. Zwar zieht sich die Innensicht der Ich-Erzählerin durch das gesamte Buch, aber im zweiten Teil wird sie durch eine, wenn auch geringe, äußere Handlung ergänzt: Hier erhält das Kind endlich Geschlecht und Namen, die Lehrerin ist anders, die Nachbarn sind anders. Die Erzählerin selbst scheint endlich angekommen zu sein, sie arbeitet am Haus und im Garten und kümmert sich um das Alltägliche. Sie trotzt Unwettern und Stürmen, versorgt eine kranke Katze. Nur die Farben irritieren sie, die so anders sind als die von van Gogh gemalten. Ihre nächste Radiosendung sollte ausgerechnet ihn zum Thema haben, aber die Frau kann nicht.
Was genau die Frau zum Weggehen trieb und was genau sie zu finden hofft und anscheinend findet, bleibt ungeklärt, und als Leser ist man auf Vermutungen angewiesen.
Fazit:
Ein leicht lesbares, nettes, kleines Buch, das den Hintersinn und die „Geschichte hinter der Geschichte“, durch die sich andere Bücher der Autorin auszeichnen, leider vermissen lässt.