Tom Harper - Die Geheimnisse der Toten

  • Klappentext:
    Alte Gräber, neue Tote. Ein romantischer Wochenendtrip entwickelt sich für Abby Cormac zum Alptraum: Ihr Freund wird vor ihren Augen ermordet, sie selbst überlebt schwer verletzt. Michael, ein angesehener Diplomat, soll illegal mit Antiquitäten gehandelt haben. Sein wichtigster Geschäftspartner: ein international gesuchter Kriegsverbrecher. Abby findet heraus, dass Michael auf dem Balkan auf ein altrömisches Grab gestoßen war. Ein Grab, das ein Geheimnis birgt. Und das Vermächtnis eines der größten Herrscher der Antike … (Quelle: Verlag)


    Der Autor:
    Der britische Autor Tom Harper, geboren 1977 in Westdeutschland, hat in Oxford alte Geschichte studiert und, teilweise unter Pseudonym, bereits mehrere historische Romane veröffentlicht. Tom Harper lebt mit Frau und Sohn in York. (Quelle: Verlag)



    Allgemeines und Aufbau:
    "Die Geheimnisse der Toten" ist 2013 bei rororo erschienen. Der Roman umfasst 565 Seiten, die in relativ kurze Kapitel unterteilt sind.
    Es gibt zwei Erzählstränge: Die Handlung der Gegenwart spielt überwiegend im Kosovo und in der 3. Person erzählt. Die Vergangenheit spielt am Hof Kaiser Konstantins und wird aus Sicht seines Vertrauten Gaius Valerius (fiktive Person) aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Kapitel sind mit der jeweiligen Handlungszeit und -ort überschrieben.
    Der Roman wird mit historischen Anmerkungen des Autors (die man auch durchaus vor Beginn des Romans lesen kann) sowie einer Danksagung abgeschlossen.
    Das Original erschien 2011 unter dem Titel „Secrets of the Dead“.



    Inhalt:
    Abby Cormac wird von ihrem Freund Michael zu einem Wochenendtrip eingeladen. Beide sind im Auftrag der EU im Kosovo tätig - sie nimmt für den europäischen Gerichtshof Zeugenaussagen auf, er ist für die Zollbehörde tätig. Michael liebt es gern luxuriös und großspurig - da kann sich schon die Frage aufdrängen, woher er all das Geld hat. Abby scheint sich diese Frage allerdings nicht zu stellen. Erst nachdem Michael dann in der Luxusvilla erschossen wurde, der Mörder verschwand und Abby schwerverletzt überlebt hat, stellt nicht nur sie sich Fragen und Nachforschungen beginnen. Michael hatte offensichtlich Kontakt zu Dragovic - einem der meistgesuchten Kriegsverbrecher im Kosovo, der besonderes Interesse an historischen Artefakten hat. Michael hatte eine Entdeckung gemacht, die aus der Zeit Konstantins des Großen datiert. Nun beginnt die Jagd nach Dragovic auf der einen Seite und der Suche nach Michaels Entdeckung auf der anderen. Abby ist mittendrin und ihr größtes Problem ist, dass sie nicht weiß, wem sie trauen und glauben kann...


    Der andere Strang erzählt die Geschehnisse am Hof eben jenes Konstantin im 4. Jahrhundert. Seine Hinwendung zum Christentum und seine Beweggründe dafür, seine Einflussnahme auf die Geschichtsschreibung - all das wird uns aus der Sicht seines Vertrauten Gaius Valerius berichtet. Wir lernen Konstantin auf dem Höhepunkt seiner Macht kennen und begleiten ihn bis zu seinem bitteren Ende. Valerius erinnert sich an seine Erlebnisse mit Konstantin und die vielen politischen Intrigen, die sie gemeinsam durchgestanden haben. Dann geschieht ein Mord, den Valerius aufklären soll und dabei stößt er auf Dinge, die er besser nicht wissen sollte...



    Eigene Meinung:

    Warum nur müssen heute alle Bücher, in denen es einen Mord gibt und vielleicht noch ein Geheimnis gelüftet werden soll, als Thriller bezeichnet werden? Und warum nur wollen so viele Autoren Thriller-Autoren sein? Dieser Roman (ich nenne ihn bewusst so) umfasst zwei Handlungsstränge, wo eigentlich einer für ein richtig gutes Buch gereicht hätte. Der Handlung in der Gegenwart hätte es nicht bedurft, aber dann wäre es ja kein Thriller geworden, sondern ein spannender historischer Roman. Damit hätte ich meinen Hauptkritikpunkt schon abgehandelt.


    Die Geschehnisse um Konstantin und seinen Sohn Crispus fand ich sehr spannend erzählt, vor allem auch die Sicht auf die frühe Christenheit, die schon damals in sich zerstritten war, und welchen Eindruck sie so auf die Römer machte. Harper legt Valerius viele Wahrheiten in den Mund, die auch heute aktueller den je sind. Harper versteht es, spannend zu erzählen und den Spannungsbogen der Geschichte zu spannen. Es kam keine Langeweile auf beim Lesen (höchstens, wenn die Story wieder in die Gegenwart springt und man doch statt quer über den Balkan flüchtenden Menschen lieber die Geheimnisse Konstantins weiter verfolgen möchte).


    Wer, wie ich, einen Thriller im "Dan-Brown-Stil" erwartet, wird enttäuscht. Das "Geheimnis" und "Vermächtnis", die da im Klappentext erwähnt werden, wecken falsche Erwartungen. Wer aber Interesse an Kaiser Konstantin und seiner Zeit hat, wird einige interessante Dinge erfahren und sehr gut unterhalten.


    Es fällt mir schwer, dieses Buch richtig zu bewerten. Für den erwarteten Thriller gäbe es höchstens 3 Sterne, da der Gegenwarts-Handlungsstrang zu wenig Spannung und Nervenkitzel aufzuweisen hat. Eine überraschende Wendung und ein paar Schießereien reichen für mich nicht aus, um in diesem Gengre zu bestehen. Da mich der historische Teil aber so überzeugt hat, dass ich gern mehr davon gelesen hätte, vergebe ich doch insgesamt :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne für dieses Buch.


    Fazit:
    Spannende Historie, die ihre Schatten bis in die Gegenwart wirft, unterhaltsam dargestellt.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

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