Andreas Brendt - Boarderlines

  • Plötzlich und unerwartet bekam ich das Buch Boarderlines von Andreas Brendt geschenkt.
    Ich dachte, mäßig begeistert: die Abenteuer eines deutschen Surfers, der die Welt kennen lernt? Muss der nicht arbeiten? Aber schnell wird klar: Andi ist kein dummer, fauler Typ (dazu erreicht er in den parallelen Studiengängen zu schnell zu viele Erfolge), sondern ein spontaner Typ, der das Leben leben will – und nicht verpassen.
    Das hier ist das Buch eines Abenteurers, der gar nicht immer Abenteurer sein will. Andi sucht seinen Weg – Karriere oder Leidenschaft? Ist Geld im Leben wichtiger als Glück? Er erkennt, dass es nur einen Weg gibt: ausprobieren.
    Andi kratzt seinen Mut zusammen, schiebt die Existenzängste für unbestimmte Zeit auf die Reservebank und beginnt, um was wir ihn wohl alle beneiden: er traut sich, seinen Träumen Leben einzuhauchen.
    Durch Andis lebendigen Schreibstil spüre ich wieder, was unserer Generation (Brendt ist 1974 geboren) damals in den 90ern so wichtig war – Spaß + Party, Party + Spaß, die guten Gefühle ehrlicher Freundschaften und Geld verdienen. In dieser Reihenfolge. Wir bemühten uns, so viel zu Erleben wie möglich, vergaßen dabei aber nie das Arbeiten. Andi macht es eigentlich genauso – ist aber krasser bei allem, was er tut, als ich jemals gewesen bin.
    Obwohl man ihn ein bisschen um seine Erlebnisse beneidet, ist er so sympathisch und geradeaus, dass man sich in seiner Gegenwart im Buch nur wohl fühlen kann. Er hat den Mut, zu zugeben, dass er nicht immer der Held ist. Andi schildert seine Niederlagen genauso ehrlich wie seine Siege. Dabei heult man mit ihm und spürt die Schmerzen von Schrammen, die das Riff verursacht hat, obwohl man im ganzen Leben noch nie gesurft ist. Macht nix, auf der nächsten Seite ist man ja auch ebenso zugedröhnt vom (nie selbst gerauchten) Joint wie er und lacht sich mit ihm krumm.
    Andi fährt nicht Urlaub, um zu relaxen. Andi will Wellen, mehr Wellen, und noch höhere Wellen. Dafür gibt er manches auf, bekommt aber auch einzigartiges zurück – unzählige Lächeln von Menschen auf der halben Welt,
    (fast) unbeschreiblich schöne Naturschauspiele und ganz unglaublich wunderbare Momente, in denen er nur noch schreien möchte, weil das Leben so schön ist…
    Boarderlines verschafft einem dieses Glücksgefühl, ein ganz besonderes Buch gefunden zu haben, wie es sie nur selten gibt. Eines von denen, die man am liebsten nicht aus der Hand legen würde, bis man die letzte Seite verschlungen hat. Obwohl man zum Ende hin merkt, dass man immer langsamer liest, um noch ein bisschen länger bei dem neuen Kumpel bleiben zu können.
    Aber – das Leben ist so, wie es ist.
    Oder was du draus machst.

  • Hallo und danke für die Rezension!
    Wenn jetzt jemand neugierig geworden ist, würde ich mich freuen,
    wenn Ihr einen Blick in die umfangreiche Leseprobe auf meiner Seite riskiert...
    Liebe Grüße
    Andi