Hans Zengeler- AbLeben

  • Ich hoffe ich habe dieses wirklich bemerkenswerte Buch in die richtige Rubrik gestellt.


    Zur Handlung: Der alleinstehende Schauspieler Sonderberg hat einen Schlaganfall erlitten und wird in ein Pflegeheim eingewiesen. "'Trainieren Sie die gestörte Feinmotorik mit Knetmasse oder mit einem Gummibällchen', hatte der Arzt empfohlen. 'Sie können meinetwegen auch Buchstaben malen, das hilft, das finden Sie schon selber heraus.' Ich hatte mich fürs Buchstabenmalen entschieden, und aus diesem sind nach und nach lesbare Sätze entstanden. Also schreibe ich jetzt, Tag für Tag, schreibe gegen die Gefahr der Verblödung an, schreibe mich ins Wahrnehmen hinein, daß ich vor allem mich selbst nicht aus den Augen verliere, daß ich, aufschreibend, spüre: Du lebst noch, du läßt es nicht zu, ins Sprachlose abgeschoben zu werden."


    Sonderberg ist ein exzellenter Beobachter. Er beobachtet die Ärzte, die andern Patienten, die Pfleger, die Pflegerinnen, die Besucher, sich selbst, die jeweiligen Situationen - und er verliebt sich...


    Jeder von uns kann jederzeit in dieselbe oder eine ähnliche Lage wie Sonderberg kommen. Jedem von uns kann es passieren, dass er in ein Pflegeheim, das von unbeteiligten, lethargisch wirkenden Ärzten, apathischen Patienten und gleichgültigem Pflegepersonal beseelt ist, abgeschoben wird.


    Mit "AbLeben" ist Hans Zengeler ein tiefgründiger, rasant geschriebener und wirklichkeitsnaher Roman gelungen, der den Leser, die Leserin von der ersten bis zur letzten Zeile in seinen Fängen hält.
    "AbLeben", das sei hier noch einmal ausdrücklich betont, sollte zur Pflichtlektüre der Ärzte und des Pflegepersonals gehören.
    Regula Erni/Rezensentin


    Das Buch hat zwar nur 150 Seiten, ist also sehr schnell gelesen. Ich musste es jedoch mal auf die Seite legen, denn ich bekam Herzklopfen so stark hat es mich berührt, da mir bewusst wurde, es stimmt auch ich könnte in diese Situation kommen. Und genau diese Gedanken riefen gewisse Ängste in mir hervor, Ängste welche wir so gerne verdrängen.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Hallo Serjena,


    ein klasse Buchtip - vielen Dank!


    Du hat absolut Recht mit Deinen Ängsten und auch mit der eigentlichen Pflichtlektüre.


    Ich selbe habe einen Onkel, dessen Bekannte seit ich auf der Welt bin, aufgrund von MS im Rollstuhl sitzt und seit ich 5 bin, im Pflegeheim ist. Aufgrund der wohl im Buch geschilderten Dinge und Abläufe, fährt mein Onkel, selber über 70, jeden Tag, von morgens bis Abends zu ihr in ein 40 km entferntes Pflegeheim, nimmt ihre Wäsche mit, dreht und wendet sie, wäscht sie, cremt sie ein, achtet auf die Tabletteneinnahme, schaut mit ihr fern und und und. Wenn er nicht wäre, wäre sie schon vor Jahrzehnten gestorben, eingegangen vor Kummer und Gram, Schmerz und Leid und der Tatsache, dass sie hilflos abgeschoben wurde in einer Welt wo kein Platz ist für solche Menschen.


    Es mag sicher auch gute Pflegeheime geben, aber oftmals hat es eben auch was mit den persönlichen "Mitteln" zu tun, die man haben muss, um das zu bekommen, was lebensnotwendig ist und damit meine ich nicht nur, versorgt zu werden, sondern auch "Ansprache"...


    Ich werde mir das Buch auf jeden Fall kaufen, nochmals vielen Dank für diesen sensiblen Tip.


    Lieben Gruss, Tanni

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)