Sind Gefühle tatsächlich nur entweder schwarz oder weiß?
Auch dieses Buch lernte ich durch das Amazon Vine Programm kennen. Lange Zeit übten andere Romane eine größere Faszination auf mich aus, doch als ich die letzte Chance bekam, eins der Rezensionsexemplare zu bekommen, bestellte ich mir auch dieses.
Die australische Autorin Liane Moriarty
kannte ich vorher nicht. In der Autoreninfo im Buch erfuhr ich dann, dass die Werbetexterin, die mit Mann und Kind in Sidney lebt, kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Belletristik mehr ist. Bereits ihr Debütroman „Drei Wünsche frei“ eroberte die Top Ten der australischen Bestsellerliste im Sturm und wurde ausgezeichnet. Auch ihre anderen bisher erschienenen Bücher wurden Erfolge.
Alles aus Liebe
Die 35-jährige Hypnotherapeutin Ellen hat nach drei gescheiterten Beziehungen den Weg über ein Partnerportal im Internet gewählt, um wieder jemanden kennen zu lernen. Der alleinerziehende Witwer Patrick scheint ein geeigneter Kandidat zu sein. Als sie sich nach einigen Treffen tatsächlich ineinander verliebt haben, ist Ellen überglücklich und gestattet sich sogar, von einer eigenen Familie zu träumen.
Alles könnte so schön sein. Doch Ellen ist sich nicht sicher, ob er tatsächlich den Verlust seiner Ehefrau Colleen überwunden hat. Außerdem wird Patrick hartnäckig von seiner Exfreundin Saskia verfolgt …
Stalking aus verschiedenen Sichtweisen
„Alles aus Liebe“ erzählt über die Vielschichtigkeit der menschlichen Gefühlswelt und was passieren kann, wenn Gefühle – auch wenn es unbeabsichtigt passiert – mit Füßen getreten werden.
Es dauerte ein bisschen, ehe ich richtig in diese Geschichte hinein fand. Obwohl sich die aus verschiedenen Perspektiven geschriebene Handlung (erste Person für Saskia, dritte Person für Ellen) von Anfang an recht angenehm lesen ließ, hatte ich im ersten Drittel massive Probleme dran zu bleiben.
Die Autorin ließ sich meiner Meinung nach ein bisschen viel Zeit mit der Einführung. Es plätscherte, ohne dass irgendetwas passierte, so dass ich etliche Längen empfand. Im Nachhinein betrachtet waren aber viele der zu Beginn erhaltenen Informationen sehr wichtig für mich, um im späteren Verlauf diverse Reaktionen der Protagonisten nachvollziehen zu können.
Allerdings hatte ich das Gefühl, dass es der Autorin wesentlich besser gelang, die weiblichen Charaktere darzustellen. Ellen mochte ich auf Anhieb, doch ich empfand auch für die Stalkerin Saskia, trotz der Tatsache, dass ich ihr Verhalten definitiv nicht gutheißen konnte, große Sympathien. Patrick blieb mir persönlich lange Zeit zu blass. Ich wusste oft nicht so recht, was ich von ihm halten sollte. Verschiedene Reaktionen von ihm konnte ich erst später verstehen.
Ab dem zweiten Drittel funktionierte jedoch der Lesefluss bei mir. Durch die verschiedenen Sichtweisen und Ereignisse, kam bei mir Spannung auf, die sich dann auch bis zum Ende hielt. Jeder der Hauptprotagonisten hat in der Vergangenheit die eine oder andere persönliche Tragödie erlebt und wurde davon geprägt. Obwohl sich alle redlich bemühen, ihre Lebenssituationen zu meistern, gibt es, wie im richtigen Leben, immer wieder Momente, in denen sie vor Entscheidungen stehen. Diese haben dann Auswirkungen auf das Miteinander im sozialen Gefüge. Manchmal verheerende.
Im Nachgang betrachtet, hat mir dieser Roman doch sehr gut gefallen. Anhand einer fiktiven Geschichte gibt er ein sehr realistisches Bild auf die facettenreiche menschliche Gefühlswelt und das Entstehen von Konfliktsituationen. Gleichzeitig zeigt er verschiedene Möglichkeiten zu deren Bewältigung auf. Sterne und eine Leseempfehlung.